Der Exodus des Widerstands
Aktivisten und systemkritische Menschen kehren Deutschland zunehmend den Rücken. Teil 2/2.
Nicht alle Aktivisten wollen ihre Heimat ganz weit hinter sich lassen. Süd- und Nordamerika, Afrika oder Russland sind sehr weit entfernt. Man kann nicht mehr so leicht heimfahren, um zwischendurch Freunde oder Verwandte zu treffen oder sich weiter aktiv am Widerstand zu beteiligen. Viele Menschen, die gehen, erwarten — und erleben — ein freieres Leben in anderen Ländern Europas. Ob in Spanien, der Schweiz oder Südosteuropa — vielen erscheint das Leben dort angenehmer, friedlicher und stressfreier als in Deutschland oder auch Österreich.
5. Spanien
Auf der Webseite von Nana Domena Lifestyler wird man mit den Worten „Ich bin Nana aus Ghana“ — Moderator, Motivator, Entertainer — begrüßt. Geboren 1981, setzte sich Nana als offizieller Ambassador für den Bundesverband Kinderhospiz e. V. ein. Ob er das immer noch tut, weiß ich nicht. Denn er wurde auf sehr vielen Bühnen der Querdenken-Bewegung gehört und gesehen, war der entsprechenden Diffamierung ausgesetzt und zog es meines Wissens nach vor, nach Spanien zu ziehen.
Ein zunächst sehr engagierter, prominenter Maßnahmenkritiker war Xavier Naidoo, der sich ebenfalls in Spanien befinden soll. Und zwar, nachdem er sich von ebendieser maßnahmenkritischen Szene distanziert hat. So berichtete watson: „Xavier Naidoo ist abgetaucht – und bleibt stumm.“ Für seinen Aufenthalt in Spanien liefert das Medium zahlreiche Indizien. Für Spekulationen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Verwandtschaft seiner ukrainischen Ehefrau und seinem Rückzug gegeben hat, habe ich keine Belege gefunden.
Robert Fleischer ist einer der bekanntesten deutschen Fachjournalisten für UFOs. Der Diplom-Dolmetscher hat in Leipzig und Orléans studiert und hat während seiner TV-Karriere als fester freier Mitarbeiter für den MDR sowie etappenweise (Hospitanzen) für ZDF und Spiegel TV gearbeitet. Seit 2010 ist Robert Fleischer Herausgeber und Moderator von ExoMagazin.tv. Gemeinsam mit Dirk Pohlmann und Matthias Bröckers hat er im Sendeformat „Das. 3. Jahrtausend“ bereits über 80-mal aktuelle politische Themen analysiert. Er hat sich mit seiner Familie meines Wissens bereits Ende 2021 aufgrund der Situation in Deutschland auf den Weg nach Spanien gemacht, von wo er seine publizistische Arbeit fortsetzt.
6. Schweiz
Der anerkannte Toxikologe und Immunologe Professor Dr. Stefan W. Hockertz bezog sehr früh — bereits im März 2020 — zu den Coronamaßnahmen kritisch Stellung. Man konnte ihn nicht einfach sachlich/fachlich diskreditieren. Seine Äußerungen zur Politik und zu den Impfstoffen waren eindeutig. Und dann war Professor Stefan Hockertz auf einmal ein „Steuerbetrüger“. Seltsam eigentlich, nicht wahr?
Bei der MWGFD erfuhr man im Oktober 2021:
„Professor Stefan Hockertz, Immuntoxikologe und ‚Mann der ersten Stunde‘ in Sachen Coronamaßnahmen-Kritik, befindet sich in großer Not. Nach einer polizeilichen Hausdurchsuchung im Juni dieses Jahres, die unter dem Vorwurf eines Steuervergehens erfolgte, ist Stefan Hockertz mit einem enorm hohen Pfändungsbeschluss von 1.020.000 Euro belegt. Stefan Hockertz und seine Anwälte gehen davon aus, dass die Hausdurchsuchung politisch motiviert war. Weil er in Deutschland nicht mehr sicher war, begab er sich auf die Flucht ins Ausland und ist zurzeit bei Freunden in der Schweiz untergekommen.“
Der freie Journalist und Autor Ernst Wolff lebt ebenfalls in der Schweiz. Es heißt, dass auch der Journalist Ole Skambraks und der Kinderarzt Eugen Janzen mit ihren Familien in die Schweiz verzogen sind.
7. Südosteuropa
Eva Rosen lebt mit ihrem Baby jetzt in Griechenland, der Heimat ihres inzwischen verstorbenen Vaters. Die bekannte Coronamaßnahmen-Kritikerin ist ausgewandert — de facto geflüchtet. Warum, erzählt sie mir im Gespräch.
Andrea Drescher: Warum bist du nach Griechenland gegangen?
Eva Rosen: Ich sah mich gezwungen, Deutschland zu verlassen. Meine Heimat. Hier bin ich aufgewachsen, und ich hätte niemals gedacht, dass ich mein Zuhause aufgeben müsste. Bereits im März 2021 habe ich mit meinem Vater — zu dem Zeitpunkt lebte er noch — besprochen, dass die Möglichkeit besteht, dass ich Deutschland verlassen muss. Zu groß waren die Anfeindungen gegen mich, zu groß waren die Übergriffe gegen mich und zu groß war die Unruhe, die mich kaum noch schlafen ließ.
Was sagte dein Vater dazu?
Auch mein Vater, der bereits vor den Schergen der rechten Militärdiktatur in Griechenland fliehen musste, sah diese Entscheidung auf mich zukommen. So wie ich in den letzten Jahren, ging er in seiner Jugend mit Mikis Theodorakis zusammen zu Demonstrationen, um für Frieden, Freiheit und gegen Faschismus aufzustehen.
Was gab für dich den Ausschlag, zu gehen?
Mit den immer abstruseren und übergriffigeren Ideologien und der Indoktrination, die unsere Kinder von klein auf erleiden sollen, war mir mit Beginn meiner Schwangerschaft klar, dass ich nicht in Deutschland bleiben werde. Als man mir dann Anfang Dezember mit Haft drohte, weil ich aufgrund von gestohlener Post ein Bußgeld nicht bezahlt hatte, organisierte ich meine Auswanderung.
Wie geht es dir jetzt?
Wie tief die traumatischen Erlebnisse aus Deutschland bei mir sitzen, habe ich erst begriffen, als ich nicht mehr dem permanenten Druck, der Erpressung, der rohen Gewalt und der Übergriffe durch die Schergen des Staates ausgeliefert war. Immer wieder muss ich mich den tief sitzenden Traumata stellen, und das tue ich täglich.
Hast du vor, zurückzukommen?
Ob ich jemals nach Deutschland zurückkehren werde, steht in den Sternen. Meine Reputation und den Ort, den ich einmal Heimat genannt habe, hat man mir genommen. Ich sehe mit großer Sorge nach Deutschland, sehe mit großer Sorge die Entwicklungen und hoffe, dass meine Mitmenschen nicht in Gefahr sind.
Danke Eva!
In Kroatien baut sich Marion Koffend, die in der Vergangenheit die Zeitung Zivilimpuls herausgab, gemeinsam mit ihrer Familie ein neues — selbstversorgtes — Leben in einem kleinen Dorf im Nirgendwo auf. Ihre Begründung, Deutschland zu verlassen, ist sehr emotional:
„Ich hielt diese Menschen in Deutschland nicht mehr aus, die ihre eigenen Kinder als Schutzschild benutzen und zur Maske zwingen, damit sie die Oma nicht töten. Die eigene Mutter wird so zum Monster, und davon gab es einfach zu viele. Es hat mich angekotzt, dass sich die Menschen über falsche Zusammengehörigkeit so haben verführen, erpressen lassen, das war einfach unerträglich. Sie verbinden sich nicht über die Liebe, sondern über den Hass, können gemeinsam etwas hassen. Das ist in Deutschland extrem, im Ausland viel weniger zu spüren.“
Auch aus Kroatien hört man, dass es bereits zahlreiche kleine Auswanderer-Communities gibt. Wie sich das Land weiterentwickelt, insbesondere mit dem Beitritt zum Euro, ist offen.
Boris Reitschuster twitterte im Juni 2021:
„Montenegro. Tiefenentspannt. Corona scheint nicht zu interessieren. Die Maskenpflicht existiert nur auf dem Papier. Und Zahlen voller Kontraste: 22 positive Tests am Tag. Aber Platz neun weltweit bei Toten pro Million Einwohner. Nicht alles ist schwarz-weiß auf dieser Welt.“
Der bekannte Journalist, Coronamaßnahmen-Kritiker und Putin-Gegner, hat seinen Firmensitz nach Montenegro verlegt. Dieser Umzug hat ihn vorgeblich, laut Magazin Stern, seinen Sitz in der Bundespressekonferenz (BPK) gekostet: „Denn laut der Satzung der BPK darf nur Mitglied sein, wer hauptberuflich für deutsche Medien aus Berlin oder Bonn über Bundespolitik berichtet. Dies werde routinemäßig kontrolliert.“ Es ist anzunehmen, dass ein lebenswertes Leben wichtiger ist als die Teilnahme an der BPK.
In Montenegro waren auch der Straßenpianist Arne Schmitt und der Künstler Björn Banane zumindest zeitweilig ansässig. Arne ist aktuell wieder in Deutschland; wo sich Björn Banane aktuell aufhält, ist mir nicht bekannt.
Erwähnen muss man in solch einem Artikel auch Attila Hildmann, der sehr frühzeitig vor staatlicher Verfolgung in die Türkei geflüchtet ist. Dass diese juristische Verfolgung nicht ganz unberechtigt ist, kann jeder nachvollziehen, der seinen Telegram-Kanal über längere Zeit verfolgt hat, welcher auch einer der ersten war, die von Telegram entfernt wurden. Trotzdem muss man ihn wohl auch als Opfer der Coronakrise bezeichnen. Hätte es diese nicht gegeben, wäre er sicher weiter ein erfolgreicher veganer Koch, Hersteller veganer Lebensmittel und Tierschützer. Ich habe den Eindruck, dass er sich aufgrund der Maßnahmen nach und nach radikalisierte, eine Entwicklung, die man bei vielen — wenn auch in geringem Maße — beobachten kann.
8. Irgendwo anders
Auf der Webseite www.kai-stuht.com von Kai Stuht, der über zahlreiche politische Aktionen und Interviews in Deutschland bekannt wurde, liest man:
„Mein Name ist Kai Stuht. Ich bin der Art Director unseres jungen Teams. Mein Lebenslauf wird im Trailer des Project Fovea erzählt. Mein Motto ist es, das Unmögliche möglich zu machen und dabei über sich hinauszuwachsen. Mein Team besteht aus zwei jungen Kameramännern. Wir bekommen bald noch eine junge Kamerafrau hinzu. Unser Experiment: der Ausstieg in den Einstieg. Raus aus dem normalen Alltag und rein in ein Leben voller Möglichkeiten! Dazu haben wir uns die Insel Korsika ausgesucht, denn die Insel vereint unglaubliche Natur, schroffe Berge und wilde Tiere mit einer selten gewordenen Lebensart.“
Warum ihm das in Deutschland nicht möglich war, hat, wie man verschiedenen Interviews von ihm entnehmen kann, wohl auch politische Gründe.
Auch wenn Österreich zu den Ländern zählt, die von kritischen Aktivisten verlassen werden, gibt es hier ebenfalls Zuwanderer. So hat es den ehemaligen Pionierhauptmann der Bundeswehr, Bauingenieur, Lehrer und Sachbuchautor Wolfgang Effenberger von Bayern nach Österreich verschlagen. Das hatte ganz persönliche, aber definitiv politische Hintergründe, die in seiner Familiengeschichte zu finden sind. Er begründet seinen Umzug nach Österreich sehr deutlich:
„Am 20. Juli 2017 las ich den von Professor Dr. Heribert Prantl verfassten Artikel ‚Bayern führt die Unendlichkeitshaft ein‘. So ‚konnte die Vorbeugehaft in Bayern bis zu 14 Tage dauern, länger als anderswo. Künftig aber, nach der Reform des Polizeiaufgabengesetzes, können diese 14 Tage ewig dauern, es gibt keine Höchstfrist mehr, und die richterliche Kontrolle ist sehr unzureichend.‘ Dieses Gesetz ist nach Prantl eine Schande für einen Rechtsstaat.
Nachdem sich kein Widerstand gegen dieses Gesetz regte, begann ich nach einem Refugium zu suchen, da ich das Schicksal meines Großvaters Ernst Effenberger nicht wiederholen wollte. Er hatte im Mai 1934 als Förster Berufsverbot erhalten und wurde Ende Mai 1938 ohne Urteil, geschweige Gerichtsverfahren an seinem Arbeitsplatz — er pflasterte als Selbstständiger nun Einfahrten — verhaftet und landete dann am 23. Juni 1938 in KZ Sachsenhausen (Häftlingsnummer 005666, Quelle: FSB-Archiv, Moskau N-19092/Tom 97, Bl. 022 beziehungsweise US Holocaust Memorial Museum, Washington RG-06.025*26/file 2264). Im November 2017 konnte ich dann in Osttirol ein kleines sanierungsbedürftiges Häuslein kaufen und in vierjähriger Arbeit sanieren. Mein Hauptwohnsitz ist nun in Österreich.“
Annika Senger hat Ende 2020 Deutschland in Richtung Schweden verlassen und hat das in ihrem Buch „Letzte Ausfahrt 2020“ dokumentiert. Der Klappentext spricht für sich:
„Berlin, Ende Dezember 2020: Der Koffer ist viel zu schwer und genauso rot wie die Sticker, die beim letzten Gang in den Supermarkt ‚Abstand halten!‘ und ‚Maskenpflicht‘ brüllen. Die Stunden vor dem Weggang aus ihrem alten Leben sind gezählt. Doch wird ihr die Flucht nach Schweden gelingen? Die Übergabe ihrer leer geräumten Wohnung verläuft komplizierter als gedacht. Und vor dem ersten Umsteigebahnhof klafft auch noch der Reißverschluss ihres Koffers auseinander! Zwischen Corona-Restriktionen, medialer Angstmache, Maskengesichtern und bösen Anfeindungen von Maßnahmen-Befürwortern hat sie nur ein Ziel vor Augen: Freiheit.“
Der Journalist Henning Rosenbusch lebt aktuell in Schweden. In verschiedenen alternativen Medien berichtet er über die Coronapolitik in dem skandinavischen Land. Bei Servus TV berichtet er von seiner „Maßnahmen-Flucht“ aus Deutschland und dem weitaus freieren Leben in Schweden.
Die österreichische Politikerin Dr. Karin Kneissl war Bundesministerin für Europa, Integration und Äußeres und lebt jetzt im Libanon. Anfang September nahm sie am „Östlichen Wirtschaftsforums“ in Wladiwostok teil. Warum sie in den Libanon übersiedelt ist, kann man beim Kurier nachlesen:
„Sie spreche aber besser Arabisch, kenne den Libanon und habe dort Freunde, die sie nur als ‚Karin‘ kannten. Dies sei sehr wichtig. (...) Sie sei ‚jenseits des Gesetzes‘ und habe Europa verlassen, weil sie nicht an ‚dieser eigenartigen Kommunikation‘ teilgenommen habe.“
Der Kurier hat diese Informationen von der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti übernommen. Weiter heißt es in dem Artikel:
„Dafür zahle sie einen hohen Preis. Von welcher ‚Kommunikation‘ konkret die Rede war, blieb in russischen Medienberichten offen. Im Kreml beurteile man die ‚Hetzjagd auf Kneissl‘ negativ und sehe sie als ‚Indikator für eine nicht gesunde Gesellschaft‘, kommentierte seinerseits Kreml-Sprecher Peskow.“
Dass ihre positiven Beziehungen zu hochrangigen russischen Politikern einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Auswanderung hatten, ist aufgrund ihrer Lebensgeschichte äußerst wahrscheinlich.
Dass man sich jedoch auch im Ausland nicht dem langen Arm der deutschen Justiz entziehen kann, zeigt der Fall des Journalisten und libertären Aktivisten Oliver Janich, der Europa schon lange vor der Coronakrise in Richtung Philippinen verlassen hat, weil er, wie so viele „Verschwörungstheoretiker“, die jetzige Situation vorhergesehen hatte. Er wurde unter eher fadenscheinigen Gründen verhaftet, und ihm droht jetzt die Auslieferung nach Deutschland. So titelte BR24:
„Festnahme auf den Philippinen: Wer ist Oliver Janich? Schrill — aber auch sehr radikal: Oliver Janich war eine der einflussreichsten Figuren der verschwörungsideologischen Szene in Deutschland. Nun wurde Janich festgenommen. Seine Verhaftung ist für die Szene ein herber Schlag.“
Kayvan alias Ken Jebsen gehört mit zu den ersten und bekanntesten Journalisten und Aktivisten, die es in der Coronakrise ins Ausland vertrieben hat. Kanal-Löschung, Kontensperrung, ein Verfahren der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), laut der er seiner „journalistischen Sorgfaltspflicht“ nicht nachgekommen sein soll. Man hörte auch von massiven Drohungen gegen ihn und sogar seine Familie.
Einem Anschlag in Stuttgart ist er bereits im Mai 2020 nur knapp entkommen.
Dem Mainstream war er beziehungsweise KenFM schon lange Zeit ein Dorn im Auge. Mit der Sendung „KenFM als Joker ... Gesicht zeigen“ mutierte er zum personifizierten Feindbild der Mainstreammedien. Der Druck war enorm. Dass viele seiner „wilden Verschwörungstheorien“ aus 2020 heute bereits durch die Realität bestätigt sind und es in manchen Fällen sogar in die Mainstreammedien geschafft haben, bleibt von Letzteren unerwähnt.
Sein Exil sollte ihn zunächst nach Österreich führen, ein Ziel, das er aber aufgrund des zu dem Zeitpunkt noch herrschenden Impfzwangs aufgab. Wo er sich jetzt befindet, ist mir nicht bekannt. Schweden scheint das Ziel des von ihm geplanten Campus zu sein. Dass es ihm dabei gut zu gehen scheint, vermittelt ein sehr persönliches Portrait bei apolut.
Miriam Hope, eine Aktivistin aus Deutschland, galt als „der neue Shootingstar am Verschwörerhimmel“ — so jedenfalls titelte im Januar 2021 Belltower, wobei sich das Medium auf einen Artikel im Magazin Compact bezog. Sie zog sich aber aus der Szene der Maßnahmenkritiker komplett zurück und war auf einmal verschwunden. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, wo sie sich aktuell aufhält. Man sagte mir aber, es ginge ihr gut.
„Rechts, radikal, wirr und ein wenig naiv: Bilanz nach einem halben Jahr Corona-Demos“ und „Der Gärtner Florian Ortner ist der Einpeitscher der wöchentlich stattfindenden Demos in Linz“ — nur zwei Zitate aus dem Standard, einem Medium, in dem die österreichischen Corona-Demos gerne ins braune Licht gerückt wurden. Richtig ist: Florian ist Gärtner, war Ehrenpräsident des Gartenvereins und Organisator der Linzer Corona-Demonstrationen. „Rechts“ waren die Demonstrationen für die Freiheit nicht.
Zumindest bei der Hälfte der Linzer Demos war ich vor Ort — und mit Faschos oder völkischen Rassisten habe ich keine Freude. Radikal ja, im Sinne von „von Grund aus erfolgend, ganz und gar; vollständig, gründlich“. Manchmal etwas wirr und ein wenig naiv sicher auch. Aber das ist bei einem offenen Mikrofon nicht zu vermeiden. Wegen verschiedenster Delikte im Rahmen des Demo-Geschehens wurde Florian verhaftet, verurteilt und befand sich vom 7. Januar 2022 bis nach dem Verbüßen seiner Strafe ohne Bewährung am 15. April durchgehend in Haft. Für einen Naturmenschen wie ihn eine schwer zu ertragende Situation. Als Ende August erneut eine Gerichtsverhandlung gegen ihn anberaumt wurde, bei der ein Strafrahmen zwischen einem und zehn Jahren droht, erschien er nicht beim Landesgericht. Seitdem ist er verschwunden. Seine Frau und seine Kinder vermissen ihren Vater.
Und jetzt?
Es gibt noch zahlreiche weitere Betroffene, die Deutschland oder Österreich inzwischen verlassen haben. Darunter auch einige Freunde, die aber nicht genannt werden wollen. Sie hoffen auf Rückkehr, wollen ihre Abwesenheit nicht bekannt machen. Manche bringen „nur“ ihre Familie aus der Schusslinie, bleiben aber noch, um Widerstand zu leisten. Zumindest vorläufig. Einige befinden sich noch in Überlegungen über ihre Optionen, wie beispielsweise der Journalist Dirk Pohlmann, oder investieren in Wohnmobile, um „im Fall der Fälle“ flexibel reagieren zu können.
Ich wünsche uns allen, dass nicht noch mehr gehen. Und ich wünsche mir, dass meine Entscheidung, zu bleiben, keine Fehlentscheidung war. Wir werden es erleben.