Den Kreis gerecht schließen

Im Manova-Exklusivgespräch skizziert die Therapeutin Heidrun Fiedler ein Systemisches Konfliktlösungsmodell, bei dem Opfer und Täter den Gewaltkreislauf durchbrechen.

Konflikte so zu lösen, dass nicht ein fauler Kompromiss dabei herauskommt, sondern alle Parteien sich ganz und gar berücksichtigt fühlen, das ist schon bei kleineren Problemen eine Herausforderung. Wie kann dies aber gelingen, wenn eine Seite zu großem Schaden gekommen ist, wenn etwas unwiederbringlich zerstört wurde oder sogar ein Mensch sein Leben lassen musste? Heidrun Fiedler ist „Facilitator für Restorative Circles“, also Prozessbegleiterin einer Methode des begleiteten Sprechens und Zuhörens, die von Dominic Barter 1994 in den Favelas Rio de Janeiros entwickelt wurde. Die Methode gehört zu den „zehn wirksamsten sozialen Projekten“, bei gleichzeitig dem geringsten Einsatz von finanziellen Mitteln.

Im Manova-Gespräch erläutert die erfahrene Therapeutin anhand beeindruckender Praxisbeispiele, wie sich solch ein Prozess in verschiedenen Phasen entfaltet. So wurde die Methode, die auch als „Restorative Justice“, also „heilsame Gerechtigkeit“, bezeichnet wird, in Brasilien eine Weile mit großem Erfolg ergänzend zum Justizsystem angewandt. Die Rückfallquote für straffällig gewordene Menschen ist nach einer Teilnahme am Kreisgesprächsprozess signifikant niedriger.

Auch in Schulen, Unternehmen, freien Organisationen und Familien, in der Sozial- und Straßenarbeit und überall dort, wo Menschen miteinander zu tun haben, kommt diese Methode mit großem Gewinn für alle Beteiligten zum Einsatz. Heidrun Fiedler, die die Restorative Circles nach Deutschland holte, hat mit ihrem Team einen Dokumentarfilm gedreht, der weite Verbreitung finden sollte, und bietet auch Ausbildungen zum Begleiter von Kreisgesprächen an.

„Wie schnell geht es, dass wir Menschen einander bewerten und ausgrenzen? Was mich an den Restorative Circles begeistert, ist die Möglichkeit, Brücken zu bauen, eine Dialogkultur zu schaffen und Menschen zusammenzubringen. Durch die Kommunikation im Kreis erfahren Menschen, dass sie viel mehr verbindende als trennende Gemeinsamkeiten haben.

Es tragen alle, die an einem Konflikt beteiligt sind, zur Lösung bei, ohne dass jemand übergangen wird.

Für mich ist es ein Modell, das ALLE Menschen mit einbezieht, und das ist meine Vision für unsere Gesellschaft.“ (Matthias, restorative-circles.de


Friederike de Bruin im Gespräch mit Heidrun Fiedler


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