Den Frieden verteidigen

Brechen wir aus dem Narrativ von Gut und Böse aus und ebnen wir durch bewusstes Hinterfragen neue Wege zur Verständigung.

Wer hat recht? Wir natürlich! Viele, die jetzt kommentieren, wissen ganz genau, wie die Akteure der aktuellen kriegerischen Handlungen einzuschätzen sind und was diese tun müssten, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Aber ist nicht genau diese Selbstüberschätzung, die Annahme, man selbst könne komplizierte globale Vorgänge ohne Weiteres durchschauen und ein höchstrichterliches Urteil fällen, ursächlich dafür, dass immer wieder Konflikte entstehen? Frieden braucht Bewusstheit und Achtsamkeit. Wir können endlich wirklich aus der Geschichte lernen, wenn wir den Mut haben, unser Weltbild immer wieder zu hinterfragen. Wir sollten innehalten und im Einklang mit unseren Werten selbst Frieden im Hier und Jetzt schaffen.

von Vera Fe

Erinnern wir uns, was in vielen Ländern weltweit geschah, als politische und wirtschaftliche Akteure lokale politische Spannungen dazu benutzten, ganze Gebiete zu destabilisieren, um Regierungen und Volkswirtschaften zu kontrollieren und in ihrem Interesse zu beeinflussen.

Was waren die Ergebnisse und Konsequenzen? Wie geht es diesen Ländern heute?

Achten wir darauf, wer mit dem Finger zeigt und wie diese Parteien sich selbst verhalten, während sie mit dem Finger zeigen und „Wolf“ schreien. Erinnern wir uns daran, kritisch zu bleiben und uns die Zeit zu nehmen, zu beobachten. Kein Krieg ist gerecht. Erinnern wir uns daran, dass immer wieder falsche Vorwände geschaffen wurden, um strategische Kriege zu führen.

Vergessen wir nicht, dass die geopolitischen Pläne hinter den Ereignissen immer sehr komplex sind und die meisten von uns nicht über ausreichende Fähigkeiten oder Informationen verfügen, um zu beurteilen, wer gut und wer böse ist, als ob es so einfach wäre.

Erinnern wir uns daran, gegen Krieg und Kriegsinvestitionen zu protestieren und nicht nur gegen eine Seite auf die Straße zu gehen. Erinnern wir uns an die Ergebnisse des „Exports von Demokratie“.

Erinnern wir uns daran, dass wir nicht alles glauben sollten, was uns erzählt wird. Erinnern wir uns daran, wie sich die Akteure bei ihren früheren geopolitischen Interventionen verhalten haben, wer was getan hat. Die Manipulation von Nachrichten und Ereignissen, die Unterwanderung. Existiert Propaganda immer nur auf der anderen Seite?

Wenn wir gegen den Krieg demonstrieren, sollten wir darauf achten, dass wir nicht gegen jemand anderen Krieg führen. Achten wir darauf, Frieden in unser tägliches Leben zu bringen, die Integrität eines jeden und das Leid aller betroffenen Menschen anzuerkennen und nicht mit zweierlei Maß zu messen.

Lassen wir uns nichts erzählen, halten wir nicht für die „Realität“, was uns nur eine Seite darstellt. Achten wir darauf, dass wir provokative Handlungen nicht rechtfertigen und unterstützen wir keine Interventionen.

Hatten wir nicht genau das alles schon besprochen?

Lasst uns den Frieden verteidigen, nicht den Krieg, ob heiß oder kalt.

Seien wir vorsichtig, wofür oder wogegen wir demonstrieren, seien wir uns bewusst, was wir fordern und von wem. Ist es realistisch, Frieden von Regierungen zu fordern, die in der Vergangenheit Krieg als Lösung praktizierten? Erinnern wir uns, wie es den betroffenen Ländern heute geht.

Lasst uns Frieden fordern, lasst uns Frieden praktizieren.


Als die Autorin den Text ihren Freunden vorlas, dachte A.K. an das Lied „No tan distintos“ von Sumo und sie nahmen es auf, um diesen Beitrag damit zu ergänzen.


Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.


Vera Fe, Jahrgang 1991, wurde im italienischen Grenzgebiet zu Slowenien und Österreich geboren und wuchs in einem multikulturellen Kontext auf. Sie studierte Statistik in Triest und Berlin. Sie verbrachte längere Aufenthalte in Spanien, Mexiko und Argentinien. Ihre Erfahrungen in einem zivilgesellschaftlichen Verein gegen organisierte Kriminalität schärften ihr Bewusstsein dafür, dass der Wandel im Kleinen anfängt. Heute widmet sie sich als Masseurin und Yogalehrerin der Gesundheit von Körper und Geist, weil sie spürt, welche Transformationskraft darin steckt. Außerdem praktiziert sie Permakultur und erforscht unsere Beziehung zur Natur.