Das Verelendungsprogramm
AirBnB und andere zerstören das soziale Gefüge der Städte dieser Welt.
Dank AirBnB ist es ein so bekanntes wie bedauerliches Phänomen: In Großstädten wie London, Barcelona oder Amsterdam verdrängt eine Vielzahl privater Ferienwohnungen sukzessive ganz normale Mietwohnungen. Mit absehbaren Folgen für die Menschen, die auf Mietwohnungen angewiesen sind. Craig Murray lebt selbst in einem Haus in Edinburgh, dessen Apartments den Großteil des Jahres leer stehen. Gespenstisch.
Die Zerstörung der Städte
Von den drei Wohnungen auf der Etage meiner derzeitigen Mietwohnung in Edinburgh direkt im Viertel Canongate waren zwei bewohnt und eine war eine Ferienwohnung. Seit diesem Monat sind nur noch wir Mieter, die anderen beiden Wohnungen sind Ferienwohnungen.
Zuvor habe ich im Apartmentblock Holyrood Park gewohnt. Von den vierzehn Wohnungen auf unserer Etage waren nur drei bewohnt. Elf waren Ferienwohnungen. Unsere Miete wurde alle sechs Monate erhöht. Als sie auf über 1500 Pfund pro Monat — etwa 1700 Euro — gestiegen war, sahen wir uns schließlich zum Auszug gezwungen. Ein Taxifahrer, der mich einmal dorthin nach Hause brachte, erzählte mir, er habe zuvor noch nie einen Bewohner dort abgesetzt, nur Urlaubsgäste; er wusste nicht, dass dort überhaupt jemand dauerhaft wohnte.
Eine Edinburgher Website allein prahlt damit, dass mehr als 2.000 Edinburgher Apartmentbesitzer ihren kurzfristigen Vermietungsservice nutzen — und wahrscheinlich besitzt ein erheblicher Teil dieser mehrere Apartments. Die Behörden können schlichtweg nicht wissen, wie viele Wohnungen in Edinburgh als Ferienunterkünfte dienen. Das Ganze ist ein riesiger Schwarzmarkt, bei dem Einkommenssteuern sowie Brandschutz, Sicherheitsbelange und andere Vorschriften umgangen werden, und der oftmals illegale Untervermietungen einschließt.
In dem Apartmentblock, in dem ich nun lebe, gibt es mit Sicherheit Wohnungen, die als Ferienunterkünfte genutzt werden, obwohl sie als Sozialwohnungen vorgesehen sind. Das Ausmaß des Missbrauchs könnte man an der Tatsache ablesen, dass wir eine Tiefgarage mit nur einem schmalen Parkplatz pro Wohnung haben — im Zentrum von Edinburgh gibt es einen hohen Bedarf an Parkplätzen —, doch außerhalb der alljährlichen Festivalzeiten habe ich die Tiefgarage nie mehr als zu 20 Prozent belegt gesehen.
Zum Teil ist es ein AirBnB-Phänomen, doch nicht nur. Es gibt noch viele andere Websites. Eine Suche nach „nur Apartments“ auf booking.com für den 6. bis 8. November ergibt erstaunliche 877 verfügbare Apartments — zusätzlich zu denen, die bereits vermietet sind, oder die von einer Vielzahl anderer Websites und Agenturen als verfügbar angeboten werden.
Es muss mindestens 3.000 nicht als Ferienunterkünfte konzipierte Wohneinheiten geben, die aus dem Edinburgher Wohnbestand genommen wurden und für diesen Zweck genutzt werden. Von diesen stehen, wie ich aus direkter Beobachtung weiß, die meisten für den Großteil des Jahres einfach leer, doch durch Hogmanay und das Festival allein kann ein Wohnungsbesitzer mehr Geld verdienen, als eine arbeitende Familie in einem Jahr an Miete zahlen könnte. In der Folge werden, natürlich, die Mieten für normale Leute in der ganzen Stadt nach oben getrieben.
Gegen das Aussterben von Wohnraum
Die Auswirkungen auf die Gemeinschaft des Stadtzentrums sind nach wie vor verheerend, und der Prozess ist keinesfalls zu Ende, denn Immobilienhändler, mit denen ich gesprochen habe, bestätigen, dass die meisten derzeit verkauften Objekte im Stadtzentrum noch immer für diesen Zweck an Investoren gehen.
Städte wie Edinburgh und Barcelona, die zu Recht beliebte Touristenziele sind, müssen dringend Planungsentscheidungen treffen, um zu verhindern, dass das natürliche Leben der Stadt ausstirbt und sie zu Disneyland-Parks reduziert werden. Ich habe Verständnis für jene, die argumentieren, dass überzogen hohe Preise im Hotelsektor Teil des Problems sind.
Doch wenn man als Bewohner in ausgehöhlten, leeren Gebäuden lebt, umgeben von Obdachlosen, die im Freien neben leeren Häusern schlafen, läuft etwas offensichtlich sehr falsch.
Ganz zu schweigen von der unangenehmen Partykultur der Junggesellenabschiede, die einen entscheidenden Teil des Edinburgher Tourismusgeschäftes ausmacht, und die selbst der aufgeschlossensten Person das Leben mit kleinen Kindern in der Familie erschwert.
Staatliche Regulierung ist aus der Mode, doch ich würde dafür plädieren, das Problem über Baugenehmigungen anzugehen und schlichtweg festzulegen, welche Objekte nur zu privaten Wohnzwecken dienen sollen und welche als Ferienunterkünfte, wenn dafür eine Bewilligung vorliegt. Letztere könnten dann einfach als Gewerbeimmobilien besteuert werden, Probleme von Überbelegung und Brandschutz könnten angegangen werden, und die Einkommenssteuer könnte einfacher eingetrieben werden.
Andernfalls wird das Gemeinwesen des Stadtzentrums von Edinburgh verschwinden. Ich lebe einen kurzen Fußweg vom Geburtsort meines Vaters entfernt, einer Mietwohnung in Johnstone Terrace. Sie ist jetzt eine Ferienunterkunft.
Craig Murray ist Autor und Menschenrechtsaktivist. Er war von 2002 bis 2004 britischer Botschafter in Usbekistan und von 2007 bis 2010 Rektor der Universität Dundee.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Destruction of Central Edinburgh Communities". Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.