Das Poetikon

Dichtung für eine (R)evolution aus Geist und Liebe. Teil 1.

Eine neue Video-Serie im Aufwind: Poesie für den Wandel. Der Schauspieler Hans Kremer spricht alte und neue Texte, Fragmente und Gedichte, die im Lichte der MetAMORphose der Menschheitsfamilie Mut machen, zum Nachdenken anregen und aufzeigen, dass Kunst und Schönheit — gerade in diesen stürmischen Zeiten — kein Luxus, sondern Lebensmittel für den Geist und damit für das Leben selbst sind. In einer von Utilitarismus geprägten Welt verlieren wir diese Tatsache oft aus den Augen und unsere Seele verkümmert. Die Kunst ist ein Tor zur Metaphysik, führt uns aber auch zu Lösungswegen auf anderen Ebenen. Sie kann uns auch jetzt mitten in dieser Apokalypse inspirieren, unsere Träume zu leben und Wirklichkeit werden zu lassen, denn wir sind Schöpferwesen. Die Dichtung ist der Anfang und das Ende der Wissenschaft, wie Hölderlin in seinem „Hyperion“ schreibt. Mit Dichtung kann man Wahrheiten formulieren, die viel mehr sind als die Summe der einzelnen Worte. Und Dichtung als Kunst folgt dem Prinzip der Schönheit und bildet somit eine heilsame Perspektive auf die Lebendigkeit. Die Künstler leben uns mit ihrer Sensibilität und inneren Beweglichkeit vor, wie ein tänzerischer, humorvoller, tiefgründiger Umgang mit den Gegebenheiten das Fundament für eine neue Gesellschaft im Einklang mit der Natur werden kann und wie politisch das Persönliche ist.

Rosa Luxemburg
Aus: Briefe aus dem Gefängnis
An Sonia Liebknecht (Auszug)

Dieser Text begleitet uns bereits seit Weihnachten 2019 und wir hatten den Eindruck, er ist der Text der Stunde, bereits vor dieser „Corona“-Krise.

Aber nun ist er es mehr denn je. Sich von den Maßnahmen, Manipulationen und vor allem von den Ängsten, die uns angesichts all der Ereignisse erfassen, nicht davontragen zu lassen, und diese Zeit des „Lockdown“ als Zeit der Einkehr, Sammlung, Rückverbindung und inneren Hinterfragung des bisherigen Lebens zu nutzen — dies ist nun, da alle Nerven blank liegen, wichtiger als je zuvor. Was ist das „Leben selbst“?

Haben wir bisher in unserem Alltag das „Leben selbst“ gelebt? Oder wollen wir ihm nicht vielmehr jetzt, da gezwungenermaßen alles stillsteht wie in „Momo“ von Michael Ende, endlich Raum geben, dem „Leben selbst“, und all das, was uns vorher systembedingt davon abhielt, hinterfragen? Es gibt noch viel zu entdecken — nutzt diese Zeit, um zu ergründen! Das große Erwachen ist möglich und damit auch ein Neustart auf allen Ebenen. Wohlan!


Hans Kremer liest aus „Briefe aus dem Gefängnis“ von Rosa Luxemburg