Das Monströse umarmen
Die Grausamkeit mancher Taten macht uns sprachlos — sie haben aber mehr mit uns zu tun, als wir meist wahrhaben wollen. Teil 1/3.
Die Maßnahmen, die 2020 anlässlich des Virus implementiert wurden, sind von vielen Menschen als monströs wahrgenommen worden. Aus dem Nichts kamen sie nicht, repressiv aufgeladen war die Zeit davor schon. Und das Monströse findet seine Fortsetzung in Hausdurchsuchungen, Gerichtsurteilen, Diffamierungen in einem fort, wie sie in einer offenen Gesellschaft nicht stattfinden könnten. Zwei Beiträge auf Manova haben sich jüngst sehr grundsätzlich und radikal mit dem Monströsen und dem Umgang damit auseinandergesetzt. Sie werfen beide auf ganz unterschiedliche Weise die Frage auf, wie weit unsere westliche Zivilisation eine monströse ist. Einmal mit Ausgangspunkt Hiroshima, einmal mit dem Video einer Kindesfolterung und dem Fall des vermissten Mädchens Maddie McCann als Anlass. In beiden Beiträgen steht eine Machtapparatur im Zentrum, die ihre monströsen Handlungen rational überformt und sediert. In einem weiten Bogen und unterteilt in drei Etappen — Hiroshima mon amour; das Video der Folter und die Pädophilen; Ende mit Aussicht: Daniele Ganser und Mary Bauermeister — untersucht Daniel Sandmann das Monströse und unsere Beteiligung daran. Seine Analyse aus der Reihe „Reflexionen aus der Dissidenz“ ist darauf angelegt, Muster offenzulegen, um diese eines Tages zu überwinden. Der intertextuelle Ansatz dieses Essays macht überdies deutlich, dass es auf Manova eine Geisteskultur der Analyse und des Suchens gibt, die überindividuell angelegt ist und über den einzelnen Artikel hinausreicht. Die Differenzen, die dabei aufbrechen, hauchen dieser Kultur Leben ein. Für das Verständnis dieses Essays werden die beiden erwähnten Beiträge nicht vorausgesetzt, eine Lektüre empfiehlt sich gleichwohl.
Rede: Von dem, den du zwingst, unter Folter und Zwang zu verlangen, dass er dich anerkennt, als Beschützer, Gebieter, als Vater — so versteht du das Vatersein! — und den du liquidierst, gibt er dir diese Anerkennung nicht — sag es: Ich bin dein Vater! —, ist eine der denkbar monströsesten Denkfiguren. Du liquidierst ihn allerdings auch, wenn er dich anerkennt. Durch seine Anerkennung.
Wechsel der Perspektive, stumm: Die Anerkennung, die du leisten musst, weil du gänzlich ausgeliefert bist mit allem, was du hast, und mit allem, was du bist, streicht das Subjekt in dir. Und am letzten Ort, wo ein Reststück verbleibt, ist Einsamkeit. Eine Einsamkeit, in die dir keiner folgt.
Analyse: Dass das krank ist, krank von Beginn weg — wann war der schon wieder? Vor 100.000 Jahren? Vorgestern? —, dieser Zwang zu streichen, hilft nichts, denn die, die es sehen und hören könnten: Sie schlucken das Kranke. Sie schlucken alle Pillen. Sie schlucken und schlucken. Von daher: Wenn wir das freilegen wollen, endlich freilegen und überwinden, ist wohl eher nach dem Artigen zu suchen, nicht nach dem Abartigen. In aller Ruhe.
Wo beginnen? Wie beginnen, wenn es um das Monströse geht? Hat das Monströse einen Anfang, eine Mitte, ein Ende? In einigen Kliniken beginnen sie wieder mit den Masken. Anfang? Mitte? Ende? Endlos? Aber ich spreche im Folgenden nicht von Masken, ich spreche von Hiroshima. An das Böse glaube ich weniger, das Monströse scheint mir geeigneter als Metapher. Wenn ich in diesem Text, bei dem ich auf zwei erst kürzlich bei Manova erschienene Beiträge Bezug nehme, Beiträge, die sich auf das Monströse richten — Hiroshima und ein Video, das eine Kindsfolterung bezeugt —, das Monströse freizulegen versuche, so muss ich vereinfachen. Eine der Vereinfachungen ist der Beginn. Ich beginne nicht mit mir — ich beginne mit Politik, mit Geschichte.
I. Hiroshima, mon amour
In Pakistan geht geopolitisch in diesen Tagen eine Szene ab, die paradigmatisch ist. Ein Präsident wird abgesetzt, Tausende landen im Gefängnis, viele „bezahlen“ mit dem Leben, eine neue Regierung wird implementiert (1). Der Gebieter tritt auf, nachdem der Untergebene nicht das macht, was der Gebieter will: Imre Khan, der Abgesetzte, nahm bei dem, was „Ukrainekonflikt“ genannt wird — oder auch „russischer Überfall auf die Ukraine“ — eine Haltung ein, wie sie der Gebieter nicht sehen wollte. Der Gebieter droht und verlangt die Anerkennung und weil das nicht im erwünschten Ausmaß geschieht, wird zugeschlagen.
Das Vasallenmuster — mit der Streichung der autonomen Position des Gegenübers — ist macht- und geopolitisch alt. Und wenn der US-Senator Bob Menendez in einem Brief von Kirgisistan in diesen Tagen ebenso ultimativ Gehorsam einfordert (2), so wiederholt sich das Muster andernorts und der Orte mit solchen Wiederholungen in einem fort sind unzählige. So unzählig, dass das alles ganz normal ist. Das Normale und Monströse überlappen, vor allem wenn ARD und ZDF und SRG und ORF davon berichten. Das Selbstverständliche ist nicht nur Teil, es ist gewissermaßen die Überhöhung und Überschreibung des Monströsen, bei dem nun eben in Pakistan zig tausend Menschen mit Gefängnis und Tod für die Befriedigung des Gebieters bezahlen. Es kann auch ein Kind sein, das für eine Befriedigung bezahlt, in einer Duschkabine, einer Folterkammer — ich komme darauf zurück.
Ich bin dein Beschützer, dein Vater, sag es! Und sagst du es nicht in deiner Einsamkeit, kostet das ganz schön viel. Zum Beispiel das Leben.
Kurzerhand wird ein Tanker gekapert, ein Staatschef erschlagen, werden Ölfelder okkupiert, wird der Zugang zum Dollar verwehrt. Kleinigkeiten. Der Herrscherkörper braucht alle Körper rundherum, damit er zu seinem Frieden kommt und zu seinem Recht. So geht das Auserwähltsein, wie Barak Obama es besungen. Exzeptionalismus.
Arrangement
In meinem Bekanntenkreis haben sich alle mit dem Herrscherkörper arrangiert. Selbst die vollkommen Kritischen, die manchmal ein bisschen kritisieren. Ja, Irak, das war nicht nötig, Serbien auch nicht ganz okay, zur Hauptsache aber bestimmt schon Miloševićs Schuld und Titos sowieso, und das war ja Clinton, ein Demokrat, der die Bomben werfen ließ, und nicht Bush, und allein deshalb eben irgendwie doch okay, und dass weiterhin geglaubt wird an die Freiheit von drüben — gegen alle Evidenz, gegen alle Zahlen, an die man, sind sie einfach und richtig und auf einem John Hopkins-Dashboard ablesbar, ja grenzenlos glaubt — wird deutlich, wenn auf einem kritischen Kanal ein Kritischer von einem Gedankenexperiment spricht.
Er sagt: Denk mal dran, wenn du dort, also bei Putin, kritisierst. Was passiert dann? Und wenn du hier kritisierst? Denk das mal durch. Dort bist du im Gefängnis oder tot. Es gilt Nawalny, es gilt Skripal, Nemzow. Wenn du hier kritisierst, dann wirst du sozial diffamiert, okay. Aber du lebst noch, bist noch frei, kannst dich auf alternativen Medien äußern, wie wir das gerade tun. So sagt der Kritische auf einem kritischen Kanal und nennt es, wie gesagt, Gedankenexperiment.
Vom Monströsen der Sedierung, die im Verbrechen mit enthalten ist: Davon spricht er nicht. Er spricht von einer Realität, bei deren Implementierung er nicht dabei war, nicht mental zumindest. Der Interviewer verpasst es nachzufragen, ob ein Assange bei diesem „Gedankenexperiment“ zum selben Ergebnis käme. Auch vergisst er zu fragen, was den „Experimenteur“ so sicher mache, dass sein Gedankenexperiment nicht bereits Teil der Matrix sei, deren Existenz er mit dem „Experiment“ zu prüfen trachtet (3)?
Meine Bekannten — auch die Kritischen — haben sich daran gewöhnt, dass die USA, genauer: der US-militärisch-politisch-mediale Machtapparat, seit Jahrzehnten als Herrscher auftritt, ganz aus sich selbst heraus. Und diese meine Bekannten tragen die Freiheit von dort mit, tragen Jeans, trinken Cola — lange Jahre zumindest, bis die Zuckerfrage kam —, besuchten Kongresse, waren auf Geschäftsreisen, im Urlaub und vielleicht einfach so in Florida und dort bei einem der unkomplizierten Talks am Pool, den man natürlich auch in Zürich arrangieren konnte: Das Leben ist leicht und bequem im Herrschaftskörper — „It never rains in California“ — und wenn die Trockenheit zum Problem wird, lässt sich auch das passgenau ins Narrativ einbinden.
Es ist nicht, was es ist
Und so ist es irgendwie kein Überfall, wenn der US-Machtapparat einen iranischen Tanker überfällt; und es ist irgendwie kein Terrorakt, wenn der US-Machtapparat ein Passagierflugzeug abschießt; es ist irgendwie keine Erpressung, wenn der US-Apparat die kirgisische Regierung an ihre Herrschaftskörperpflicht erinnert; es ist irgendwie kein Staatsstreich in Pakistan und es war keiner 2014 in der Ukraine, auch wenn die 5 Milliarden hierfür vom US-Apparat selber bekannt gegeben werden — seit 2001 ist der Apparat ab und zu ehrlich, die gesteigerte Repression macht es möglich –; es ist nicht Mord und Totschlag, was in Chile, im Irak, in Afghanistan und an unzähligen Orten der Welt geschah und geschieht, und wenn die US-amerikanischen Machtapparate die meisten zivilen Opfer weltweit produziert hat, so sind das irgendwie keine Opfer oder sie sind nicht zivil oder keine Menschen oder die Rechnung ist falsch oder aber sie stimmt, aber es war notwendig, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Und einige Male ein Irrtum beim Bestreben, Böses auszuschalten, so bei der Sprengung des Doms im toskanischen San Miniato im Jahre 1944, wovon der 1982 mit einer goldenen Palme in Cannes prämierte Film La notte di San Lorenzo der Gebrüder Taviani erzählt, mit den Deutschen als Tätern. Nachdem die Geschichte nicht mehr zu halten war, das war 2004 der Fall, und die Welt in Gut und Böse fix aufgeteilt vorlag, wurde die Sache in einen Irrtum verwandelt (4). Und so bleibt es in den Köpfen der Vasallen auf ewig verankert, so sehr gar, dass die Vasallen auch dann noch an die Güte des Gebieters glauben, wenn der Herrscher selbst die Tatsachen benennt. Stockholm-Syndrom potenziert.
Neu ist das nicht. So wird mir manchmal gesagt, wenn ich versuche, politisches Bewusstsein zu schaffen, als wäre mit dem Nichtneusein das Schlucken gerechtfertigt. Neu ist es wahrlich nicht und zu sagen, es sie nicht neu, ist auch nicht neu.
Nichts ist neu am Monströsen und das zeichnet das Monströse aus. Und sein Schlucken ebenso. Wir hätten alle Zeit gehabt, es zu ändern.
Es gilt in den Köpfen: Wenn die USA — gemeint ist stets der Machtapparat — ohne jede existenzielle Bedrohung für den US-amerikanischen Staat zwei Atombomben über Hunderttausenden von Menschen zündet, so sind das irgendwie keine Atombombenabwürfe. Keine jedenfalls, die zählen. Eher schon ist das Kunst, dieser Pilz — in der Staffel 3 von Twin Peaks hängt er im Büro des FBI als Fotografie, meterhoch, nicht „abartig“, nicht „Schund“ — dazu später.
Es gilt in der westlichen Zivilisation — und da musste ich seit dem so frei sich anfühlenden Jahr 1979 gänzlich umlernen und umbegreifen — nie das, was ist, wenn das Monströse am Werk ist. Denn das Monströse hört mit dem Abwurf zweier Atombomben nicht auf, es geht vielmehr weiter und in uns über und ein, in uns, die wir beschäftigt sind mit Geschäfts- und Berufs- und Steuerfragen und natürlich mit der Digitalisierung am allermeisten und bis in den ewigen Schlaf.
Die Monstrosität im Nachgreifen
Begreifen wir, ich meine wirklich UNS alle, die am Monströsen Beteiligten, Hiroshima als Topos des Monströsen — übrigens nicht, um Auschwitz auszuspielen, die Gültigkeit jenes Topos sehe ich von diesem Begreifen nicht betroffen —, so kann die Verwunderung, wie es danach gekommen ist, nur klein sein. Klein, wenn in Rechnung gestellt wird, dass unsere „Westwelt der vorbildlichen Zivilisation“ — der US-amerikanische Philosoph Richard Rorty hat den Westen in seinen „Visionen“ so gesehen — wesentlich auf zwei außerhalb jeder Notwendigkeit stehenden Atombombenabwürfen basiert.
Voraus ging das Abschlachten der indigenen Bevölkerung ganzer Kontinente. Die Stimmen und die Empörung auf allen Medienkanälen der freien Welt seit Jahren und Jahrzehnten und vor allem in dieser Zeit erneut ließen allerdings vermuten, die Russen hätten diese Bomben gezündet, nicht die Amerikaner, und hätten sie es wirklich, die Russen, es wären die unbestritten monströsesten Vorfälle in der ganzen Menschheitsgeschichte, Vorfälle, die keineswegs hinter Auschwitz und Buchenwald zurückgehalten würden, und dass diese Abwürfe eines nicht so fernen Tages faktenbasiert und von Korrektiven bestätigt als russische geframt werden, will es die Stabilität so, würde wenig verwundern.
Es handelt sich — wie bereits angedeutet — um eine Monstrosität, die mit der Tat nicht zu Ende ist, sondern deren moralische Justierung Teil des Ganzen ist, womit sich die Medien- und Bildungslandschaften ausführend beschäftigen. Dabei hat sich dieses Steuerungsmanagement als so effizient erwiesen, dass heutzutage vom ZDF die Androhung bekommt, aus einer Chat-Debatte ausgeschlossen zu werden, wer daran erinnert, dass es die Amerikaner waren, welche bisher als einziger Machtapparat der Welt Atombomben über Millionen von Menschen gezündet hätten (5).
Stattdessen wird Hiroshima als Ort des G7-Treffens im Frühjahr 2023 ausgewählt. Das kann durchaus als Pervertierung des Titels jenes berühmten und heute einem größeren Publikum kaum zumutbaren Films „Hiroshima, mon amour“ aus dem Jahre 1959 von Alain Resnais gelten. Überschreibung des Orts des Verbrechens. Maßgeschneidert und passgenau. Im Film bleibt Hiroshima eine Chiffre für ein Bewusstsein für das Unfassbare und Unverständliche, das sich im andern, im Gegenüber zeigt.
In seinem lesenswerten Beitrag über das Management des Monströsen nach Hiroshima schreibt der Historiker Michael Ewert (6):
„Die Wahl von Hiroshima als Treffpunkt der G7-Staaten mit ihrem ukrainischen Maskottchen war kein Fehler. Eher eine Fehlleistung im Sinne Freuds mitten im Wonnemonat Mai. Tatsächlich gibt es mehr Parallelen zwischen diesem Ort eines ruchlosen Verbrechens und dem gegenwärtigen Fiasko eines provozierten Krieges (Ukrainekrieg, Anm. DS), als den Teilnehmern dieser Veranstaltung bewusst gewesen sein dürfte.“
Und weiter:
„Alles ist wie in jedem der über 200 Kriege, die von den USA angezettelt wurden, beherrscht von der ‚unprovozierten‘ Aggression eines Gegners, der nicht nur besiegt werden sollte, sondern vernichtet.“
Die Sedierung des Monströsen zu einer geglätteten Notwendigkeit, die jeden Einzelnen ganz unschuldig und arglos und artig sein Werk — Geschäfte, Beruf, Digitalisierung und bisschen Urlaub — tun lässt, ist integraler Bestandteil.
Das Muster überzieht das Werk und also die zwei Atombomben und Hunderttausende an toten und über Generationen hin verkrüppelten Menschen mit einer Scheinrationalität, die es erlaubt, weiterhin am Pool — da wo, Klimabotschafter Feste feiern, bleiben Pools gefüllt — mit dem Glas auf Werte zu prosten oder mit smarter Kleidung, gerne auch in Militärdress, vor allen wichtigen Mikrofonen zu sprechen und so den Weg in die klimaneutral geheizten Stuben der über ARD, ZDF und SRG gleichgeschalteten Schafherden zu finden. Nicht als Massenmörder, sondern als das Boot in unruhigen Zeiten geschickt steuernde Politiker.
Begierde des Vaters
Indes, die Auslöschung als Auslöschung — und da klingt Freud mit an, auch wenn der in coronadissidenten Kreisen nicht selten als Etappe zum Unheil gesehen wird — bleibt im Kern ein triebgesteuerter Vorgang. Ein Vorgang der Begierde. Auserwähltheitsbewusstsein und Begierde gehen Hand in Hand. Ohne das eine ist das andere nicht zu haben und der Frieden nicht zu bekommen. Rational dagegen ist die Planung eines Werks, eines Überfalls, eines Bombenabwurfs, einer Folterung, rational ist die Funktionsweise der verwendeten Technik.
Der Vorgang selbst bleibt triebgebunden, auch wenn er sich für die Ausführenden dank der notwendigen Logistik sublimieren und rational überformen lässt. So war das bei „Einzelfällen“, bei John F. Kennedy etwa, bei Olof Palme, und ich zweifle nicht daran: auch beim WHO-kritischen tansanischen Präsidenten John Magufuli. Und so war und ist das bei Atombombenabwürfen und bei der systematischen Ausbreitung von NATO-Stützpunkten und US-Biowaffenlabors über die ganze Welt.
Weshalb ist es bei Strafe untersagt, Auschwitz als notwendig einzustufen — Hitler kam bekanntlich zu diesem Urteil —, Hiroshima ungestraft aber doch? Weil Hiroshima nicht alles Japanische ausrotten wollte? Klammer auf: Nein, wollte es nicht. Die, auf welche die Atombomben geworfen wurden, spielten als solche bei der Planung durch den US-Apparat keine Rolle. Sie mussten nur einfach als Opfer dienen, nicht als Japaner, nicht als diese, nicht als jene, immerhin, vielleicht aber doch als Menschen, Klammer zu. Auschwitz hingegen alles Jüdische schon? Ist das die Antwort auf die Frage? Ein Unterschied bleibt. Leitet sich aus ihm die Notwendigkeit des Monströsen ab? Eine Rechtfertigung? Wo und wann beginnt eine solche selber monströs zu werden?
Wird die Einsicht ins Triebhafte des Monströsen dann doch offensichtlich wie bei den Bildern, die dank Assange die Welt zu sehen bekam — aus Hubschraubern auf wehrlose Menschen schießende US-Soldaten — und kann eine angebliche Rationalität als Sedierungsinstrument nicht greifen, so wird mit aller Härte korrigiert und das Gedankenexperiment jenes Interviewpartners von Gunnar Kaiser, darauf angelegt herauszufinden, wo es schlimmer sei: im Westen oder bei Putin, endet nicht wie vorgesehen.
Subjektstreichung
Ich bin dein Vater, dein Gebieter, dein Monster, dein väterliches Monster, sag es! Ich darf alles mit dir tun und es ist richtig. Darf dich vergewaltigen, töten, darf dich von deinen lebensnotwendigen Adern abtrennen, darf all deine Rohre in die Luft sprengen, welche dich mit Energie versorgen, und es ist richtig und in deinem Sinne, weil dein Sinn mein Sinn ist, sag es.
Ein väterliches Monster duldet kein Subjekt als Gegenüber. Und die Anerkennung dieser Nichtduldung verschiebt die Subjektstreichung ins Normale. Kann irgendetwas noch verwundern?
Das Narrativ, welches das Triebhafte zum Notwendigen rationalisiert und transzendiert — Macht bekommen, Macht erhalten, Führung übernehmen — schreibt so ziemlich alles um, was umgeschrieben werden kann.
Dass ausgebildete Historiker ihren Schülern sodann erzählen, die Atombombenabwürfe hätten Schlimmeres verhindert, liegt zum einen auf der Linie und lässt alle diese Historiker im Augenblick des Sagens — perlokutiver Akt aus der Sprechakttheorie — selber zum Monster mutieren, ein Monster, dem man es freilich nicht ansieht. Naziideologen haben in Bezug auf Auschwitz genauso „argumentiert“: notwendig. Und in jedem Hitlergruß war diese Verhöhnung der Rationalität mit drin. Dass die sedierten Vasallen dies zu ihrer eigenen, gar wissenschaftlichen Erzählung machen, sagt auch Wesentliches über das Modell Mensch.
Das große Schlucken
Die verlorene Subjektposition wird durch Partizipation am Verbrechen kompensiert beziehungsweise zurückgewonnen. Anteil am Sieg, Anteil am Subjekt des Siegers. Zwar bleibt das eigene Subjekt verloren — nicht nur dasjenige der physisch Vernichteten, mehr noch dasjenige der willigen Vasallen und Schlucker, denen man das Monströse in einem fort einlöffelt —, aber die Scheinsubjektivität erlaubt Fassung, erlaubt eine Art Leben. Stockholm-Syndrom, wie gesagt.
Michael Ewert schreibet in seinem Essay:
„Es ist richtig, dass er (der Atombombenabwurf über Hiroshima, DS) keine Menschenleben gerettet hat, wie uns das Märchen vom vermiedenen Tod Hunderttausender US-Soldaten bei einer eventuellen Invasion Japans erzählt. Es wird seit Jahrzehnten von denjenigen geschluckt, die alles schlucken.“
Wir schlucken das Monströse und werden teil. Das Monströse ist eine anthropologische Konstante und kein Anlass, eine spezifische US-Schublade zu eröffnen. Über das Schlucken ist nachzudenken, mehr noch als über den US-Machtapparat, von dem in den Zeiten, in denen wir leben, die meiste Macht ausgeht. Bedeutet keineswegs, dass es anderswo dieses Monströse nicht gäbe oder dass es, wäre die US-Hegemonie nicht gegeben, das Monströse nicht gäbe.
Überformung
Das Monströse ist an das Siegen als Selbstverständlichkeit gekoppelt. Uns alle zieht der Erfolg an. Es zieht uns zu den Erfolgreichen, zu den Obamas und Clintons, deren Erfolg wir ja selbst bedingen, und sind wir da zugelassen am Pool, so ist uns die Erkenntnis weitgehend verwehrt, beispielsweise die Erkenntnis, am Pool von brutalsten Mördern gelandet zu sein. Monstrosität und Erfolg gehören zusammen. Damit ist der Kreis geschlossen, der Kreis des Verbrechens zur Rationalität, zur Logistik des Erfolgs, zur Planung.
Charles Wright Mills beschreibt in seinem soziologischen Standardwerk ‚The Power Elite‘ (dt. Die Machtelite) aus dem Jahr 1956 unaufgeregt das strukturelle Gesicht — die rationale Fratze — dieser Monstrosität bezogen auf den US-Machtapparat:
„Der wachsende Einfluss des Militärs wird nicht nur innerhalb der höheren Kreise von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Erziehungswesen deutlich. Gemeinsam mit Gleichgesinnten und Vertretern bestimmter Interessen versuchen Militärs, ihre Metaphysik auch in der gesamten Bevölkerung zu verbreiten“ (7).
Akkurat und was Demokratie und Freiheit betrifft bereits vollkommen desillusionierend zeichnet Wright Mills im Kapitel „Die militärische Vorherrschaft“ die militärische Apparatur, ihre Verzahnung mit anderen Apparaturen und ihre Expansion. Explizit weist er aus, dass das Militär die Naturwissenschaften vollumfänglich usurpiert hat, es sich also um eine militarisierte Naturwissenschaft handelt, welche als rationale Richtschnur für die USA und damit für den gesamten Westen und alle anderen Vasallen und Unterworfenen fungiert.
Von Unabhängigkeit kann keine Rede sein. Weiter weist er auf die Verschränkung der militärischen Apparatur mit den führenden Medienkanälen hin, sodass in den USA und ihren Vasallenländern die Wirklichkeit implementiert wird, die der militärisch-industrielle Komplex für gültig erklärt und für nötig hält. Und diese Bestandesaufnahme, wie gesagt, gilt bereits für die 1950er Jahre. Wright Mills spricht zwar noch nicht von einer Militärclique, die einen Militärstaat anführt, er spricht auch noch nicht von einem invertierten Totalitarismus wie der Politologe Sheldon Wolin Jahrzehnte nach ihm, doch die Apparatur ist herausgestellt, eine Apparatur, mit welcher der Sieg und damit das Monströse, das in ihm angelegt ist, logistisch geplant wird.
Und so ist es in sich stimmig, wenn Karl Comton, Physiker und führender Berater beim Atombombeneinsatz in Japan, noch vor Mills‘ Analyse den Massenmord rationalisert. Michael Ewert schreibt:
„Karl Compton befürwortete den Massenmord als Mittel, ‚die Welt zu beeindrucken‘. Verfestigen sollte sich in den Hirnen der Menschheit die Vorstellung einer Weltwirtschaftsordnung mit den USA als Fixpunkt. Massenmord ist in Ordnung, wenn er von Siegern ausgeführt wird“ (8).
In einem rational überformten, auf eine Zweckhaftigkeit hin angelegten Sinne kann über das Monströse gesprochen werden. Es wird dadurch weder das Monströse noch die Apparatur, die es konzipiert, noch das Kapital, die es finanziert, gefährdet. Ewert schreibt dazu:
„Man kann auch darüber (Massenmorde der USA, DS) reden, weil ihre Verbrechen im Bewusstsein der Bevölkerung im eigenen Land und in den erfolgreich domestizierten Protektoraten sowohl Notwendiges als auch Akzidentelles an sich haben. Ohnehin stehen in einer atomisierten, konsumorientierten und generell rezeptiv, wenig schöpferisch, um nicht zu sagen latent schizoid eingestellten Bevölkerung die kriminellen Handlungen a priori in einem Zusammenhang, der vollkommen unwirklich ist: Er berührt im positiven, aktivierenden Sinn weder unseren Charakter, unser Tatbewusstsein noch unser Handlungsspektrum.“
Diese Bevölkerung, so würde ich ergänzen, ist nicht nur latent schizoid, sondern offensichtlich faschistoid und polizeistaatlich eingestellt. Das treibt die binäre, ausglättende und ständig bündelnde und auf Haltung hin konzipierte Wirklichkeitssteuerung, dem das Faschistoide ja gerade entspringt, an. Eine Spiralbewegung.
Ewert in seinem Essay weiter:
„Nicht einmal Hunderttausende hingemetzelte Zivilisten sind in der Lage zu erschüttern. Den Charakter einer Handlung definiert — losgelöst von ihr — eine von außen herangetragene ‚Bewertung‘. Selbst unvorstellbare Gräueltaten gebieten in unseren Medien bis heute dank der ‚ethischen Begründung‘ durch Nachkriegsordnung und Abschreckung im Kalten Krieg ein positives Urteil.“
Das Notwendige, fliegt es nicht als Abartigkeit auf, treibt den Gang an und das Akzidentelle verhindert Zäsuren oder Denkräume, in denen das „Unwirkliche“ dekonstruiert wird. Und so gehen die Dinge rational überformt weiter wie immer.
„Ich bin dein Vater, sag es!“ Schreie, ohrenbetäubendes Schreien, als würde jemand abgestochen. Ja, es wird jemand abgestochen, ein Kind.
Ewert gänzlich ohne Illusion:
„Es kann nicht genug Blut an den Stiefeln des vergötterten Idols kleben — nach Hunderten Kriegen einschließlich des Genozids an den ursprünglichen Bewohnern seines zusammengerafften Staatsgebietes. Ruchlose Verbrechen gehören zu seinem Geschäftsmodell. Die Aufgabe, sie PR-mäßig zu verkaufen, machen sich bis heute zahllose Claqueure zu eigen. (...) Auch die Kontrolle über das, was wir über Hiroshima denken, beginnt mit Suggestionen, wie wir zu denken haben. Die Muster entsprechen den Mustern im Alltag, mit denen wir berieselt werden. Sie werden, passen sie zum dominanten Weltbild, positiv mit zu oktroyierenden Ansichten konnotiert.“
Erfolgreiches Credo
Ich kann es an den Sätzen meiner Bekannten ablesen: Es ist ein Management, das die Haltungen festlegt. Zu diesem, zu jenem, zu Auschwitz, zu Hiroshima, zu Abu Ghraib, zum Giftgas in Syrien, zur Erschlagung Gaddafis, zur Liquidierung Imre Khans, der nicht so wollte, wie die USA wollte und deshalb pathologisiert wird. Pakistan ist das Problem, nicht die USA. Meine Bekannten, auch die gebildeten Historiker unter ihnen, die vorzeiten ein erhellendes Buch über die Ketzer und Häretiker von damals geschrieben haben, sprechen zuverlässig die gesteuerten Sätze. Sagen mit gerümpfter Nase: „Ich glaube nicht an Verschwörungstheorien.“ Das ist das Credo. Und sie widmen ihre Bücher Obama als einer Heilsfigur. Einem Sieger, einem erfolgreichen. Der auch noch schön aussieht.
Dieses Management nenne ich eine Machtapparatur. Es sitzt nicht in einem Büro und es ist nicht eine Behörde. Aber es ist auch keine magische Instanz, sondern letzten Ende plump, weil der Mensch in wesentlicher Hinsicht doch auch plump ist. Auf Mechanismen dieser Steuerung aufmerksam zu machen, auf Fakten, Handlungen, so scheint mir, könnte ein Weg sein, eine Götterdämmerung zu bewirken. Ewert verweist in diesem Sinne explizit auf die US-Zensur zu Hiroshima. Sieben Jahre lang war in Japan jede Veröffentlichung der Auswirkungen ihrer Gräueltaten verboten. Und weiter:
„Der US-Soldat (John O’Donnell, DS) machte 1945 als erster Militärangehöriger privat mit einer zweiten Kamera Fotos in Hiroshima, veröffentlichte sie aber erst 1989. Er wusste, weshalb. Sie durften nicht einmal 1995, ein halbes Jahrhundert nach dem Massenmord, im Museum der Smithsonian Institution in Washington in Zusammenhang mit den dort ‚dokumentierten‘ Atombombenabwürfen gezeigt werden. Nichts darf die Botschaft der wie ein Gegenstand der Anbetung inszenierten Enola Gay, dem gegen Hiroshima eingesetzten Mordwerkzeug (Flugzeug, aus dem die Bomben geworfen wurden, DS), eintrüben: Was wir auch tun — es sind notwendige Maßnahmen, die zu bewundern sind“ (9).
Ich bin dein Vater, sag es! Der Vater tut nie Böses, sondern nur das Notwendige.
Präzise folgert Ewert:
„Längst gehörte die Steuerung unserer Wahrnehmungsmuster mithilfe staatlicher Agenten zur Normalität der Meinungskontrolle. Ziel ist ein Modell auch der moralischen Überlegenheit, das durchsetzen zu können einen nicht unbedeutenden Teil eines Sieges ausmacht. (...)
Erkenntniswert zur moralischen Ertüchtigung haben offenbar nur KZ-Fotos. Schon die alltägliche Gewichtung bei der medialen Präsentation politisch motivierter Gräueltaten suggeriert ihr Monopol als Anschauungsmaterial für verbrecherisches Handeln. Wie beschränkt müssen die Schlüsse sein, die unter diesen Bedingungen zu ziehen sind? Was sagt es aus über die Art und Weise, in der wir uns ein Bild von Buchenwald machen, wenn Bilder von den Folgen militärisch überflüssiger Atombombenabwürfe zunächst stark zensiert wurden, bis sie ohne jeden spezifisch-gesellschaftlichen Zusammenhang wahrgenommen werden — wenn überhaupt? (...)
Problematisch ist eine Art spirituelle Absenz, Resultat eines psychischen Filters. Er wird installiert durch die Kapitulation der Besiegten, ein ganzes Erziehungssystem und die tagtäglich auf allen Kanälen lancierten Denkmuster. Verweise auf Mechanismen machtpolitischer Strategien, die von der Kollaboration mit den Nazis bis zu einer ‚Befreiung vom Faschismus’ als Befreiung vom Anti-Faschismus reichen, sind als unsachgemäß abzuwehren.“
The winner takes it all
Väter als Väter sind Sieger. Und als Sieger können sie keine Mörder sein. Wenn sie morden, morden sie nicht, sie erziehen.
Ewert hält zum Ende seines Essay fest:
„Der Sieger gewinnt nicht einfach einen Krieg. Er ist in der Lage, Sprachregelungen durchzusetzen. In das von ihm gezeichnete Bild passen Atombomben auf Zivilisten definitiv nicht. (...) Verbrechen müssen Zwecke verfolgen, die ‚wir‘ für gut befinden. Dann können Hunderttausende, unter ihnen US-Kriegsgefangene, verglühen oder Tage, Monate, Jahre dahinsiechen. Heute ist es in Ordnung, die Region zwischen Afghanistan und Libyen in einen Alptraum zu verwandeln, den sechs oder sieben Millionen nicht überlebt haben, von den Verstümmelten, Verletzten, Traumatisierten und Vertriebenen ganz zu schweigen. Für Beifall ist gesorgt.“
Wenn in diesen Tagen — der Beispiele sind endlos viele — NATO-Militär den Einsatz von Langstreckenraketen mit Streumunition gegen Russland fordert — wir erinnern uns an den „Philosophen“ Richard Rorty: Der Westen kann nichts lernen von der Welt, die Welt kann nur lernen vom Westen —, so ist das Monströse nicht allein dieser Vorschlag, der, bewirkt er das, was er laut den Militärs bewirken soll, nämlich den Sieg über Russland, das atomare Ende bedeutet, es ist vielmehr dies:
Was ich sehe
Wir, tatsächlich: WIR, sorgen durch unser sorgloses Schlucken, dass solche Militärs und Politiker — also Kranke, „Abartige“, deren Abartigkeit ganz in der Art liegt und nicht abartig ist — an der Macht sind und ihr Irrsinn als Vernunft von ARD und ZDF und SRG abends um acht Uhr vermeldet werden kann. Wir sorgen durch unsere Sorglosigkeit dafür, dass der Irrsinn zu Normalität sediert in einem fort, und ich sehe das an all meinen Bekannten und Freunden, an ihren Lippen und an ihren Augenbrauen, die sie manchmal etwas verziehen, wenn Wortabfolgen von mir an ihre Ohren gelangen, die sie von ARD und ZDF und SRG her nicht kennen.
Dass das Tun eines Einzelnen zuweilen keine Wirkung hat, das ist evident, davon rede ich nicht, ich rede davon, dass sie nicht mal im eigenen Kreis, nicht mal im Innersten sich gegen das Monströse stellen, zwar durchaus gegen Auschwitz, weil das so angeordnet ist und das Unterlassen unter Strafandrohung steht, was dieses notwendige Stemmen am Ende zur lächerlichen Figur macht, aber nicht gegen Hiroshima und Nagasaki und alle weltweiten vom Westen veranstalteten Gemetzel.
Ich sehe, wie das Monströse direkt aus ihnen und ihren arglosen Gesichtern erfolgt, weil sie das, was man in sie hineinstopft, in einem fort verzehren und schlucken und wiederkäuen und wieder herausgeben, vorne, hinten, und dadurch in einem fort zu einer Normalität erheben, im Rahmen derer sie Löhne beziehen, Prozesse digital optimieren, Kurse abgleichen, Gespräche führen mit Kunden, Regenbogenfahnen aufhängen in allen Schulhöfen, Fotos posten und Kindergeburtstage planen. Wie dieses anthropologische Grundmuster brechen? Wie gegen den Menschen den Menschen retten?
Indes, wie sehr ist der Verweis auf das Monströse — auch dieser mein Artikel — selbst monströs? Monströs im Sinne von: glättend und bündelnd? Das Andere tilgend, vernichtend und dabei die Tilgung auf monströse Weise beziehungsweise rational überformend, sedierend? Smart machend? Diese Fragen leiten weiter zu Teil 2: Das Video der Folter und die Pädophilen.
Quellen und Anmerkungen:
(1) vergleiche dazu https://www.nachdenkseiten.de/?p=102270 beziehungsweise den darin übersetzten Text von Craig Murray (https://www.craigmurray.org.uk/archives/2023/08/imran-khan/) wie auch https://theintercept.com/2023/08/09/imran-khan-pakistan-cypher-ukraine-russia/. Der Beitrag auf Telepolis zum gleichen Thema mit der Pathologisierung des Opfers (Titel: Atommacht wird zum gefährlich kranken Mann am Indus), zeigt, dass das Monströse über den einzelnen Fall hinauswirkt. Ans Monströse schließt die Steuerung des Monströsen für die Außenwahrnehmung an. Krank ist nicht das Monströse, krank ist sein Opfer. Der Beitrag von Mark Engeler auf Telepolis ist Ausdruck des Funktionierens dieser Steuerung, vergleiche https://www.telepolis.de/features/Pakistan-Atommacht-wird-zum-gefaehrlich-kranken-Mann-am-Indus-9268095.html.
(2) https://www.foreign.senate.gov/press/dem/release/chairman-menendez-calls-on-kyrgyzstan-to-uphold-international-sanctions-against-russia-reverse-course-on-democratic-backsliding
(3) https://www.youtube.com/watch?v=-Kv65ohW7kg
(4) https://www.discoversanminiato.it/en/history/san-miniato-and-the-night-of-san-lorenzo, erhellend auch die Systemquelle https://it.wikipedia.org/wiki/Strage_del_Duomo_di_San_MiniatoSan Miniato — mit dem Wechsel vom Wehrmachtsverbrechen zum US-Irrtum. Was den Irrtum und seine fatalen Folgen für die Menschen, die sich in der Kirche versammelt hatten, betrifft: San Miniato ist klein. Es war im ganzen Ort bekannt, dass die noch anwesende Wehrmacht die Bevölkerung anwies, sich — aus welchen Gründen auch immer — in der Kirche zu versammeln. Den US-Amerikanern, die bereits nahe am Ort waren, soll das entgangen sein? Und/oder sie sollen die Kirche aus Versehen gesprengt haben? Der Film übrigens ist poetisch und ein bildstarkes Beispiel dafür, wie die Steuerung gehaltvoll in unsere Herzen findet. Die Dekonstruktion dazu: „Wie ich in einem lebenslangen Fall aus der Nacht des heiligen San Lorenzo heraus- und hinabgestürzt bin“, eine Gute Nacht-Geschichte, in: Teer Sandmann, Der Strick des Glücks, Geschichten für Kinder und Keti, 2020.
(5) Das ZDF hat einen Nutzer wegen des Hinweises auf die Urheberschaft der Atombombenabwürfe auf Japan 1945 verwarnt. Unter einem Post des ZDF, in dem ein Beitrag des Senders zur Gedenkfeier in Hiroshima verlinkt war, schrieb der Nutzer: „Bis heute hat nur EINE Nation zweimal eine Nuklearwaffe eingesetzt.“ Darauf antwortete das ZDF: „Mario Krüger, hiermit verwarnen wir Sie wiederholt für einen Ihrer Kommentare. Derartige Beiträge haben auf unserer Seite nichts zu suchen. Beim nächsten Mal werden Sie für unsere Seite gesperrt. Halten Sie sich bitte an unsere Netiquette. https://pressefreiheit.rtde.tech/gesellschaft/177846-taegliche-wahnsinn/
(6) Michael Ewert: Die Weltordnung nach Hiroshima, https://www.manova.news/artikel/die-weltordnung-nach-hiroshima
(7) Charles Wright Mills, The Power Elite, 1956, zitiert in der deutschen Übersetzung: Die Machtelite, Westend-Verlag 2019, Seite 306
(8) Die Aussage von Comton zitiert Ewert nach: nach Laurence Shoup/William Minter, Kulissenschieber e.V., Der Council on Foreign Relations und die Außenpolitik der USA, Bremen/Berlin 1981, Seite 38.
(9) vergleiche dazu die Verweise, die Ewert nennt: Joe O’Donnell, Japan 1945. A U.S. Marine’s Photographs from Ground Zero, Nashville 2005; Kai Bird/ Lawrence Lifschultz (Hg.), Hiroshima’s Shadow. Writings on the Denial of History and the Smithsonian Controversy, Stony Creek 1998