Das Kind im Bürger
Erwachsene Menschen unterwerfen sich Berufspolitikern, als wären diese ihre Eltern ― mit fatalen Folgen
Alle Jahre wieder wählen vertrauensselige Bürger Politiker mit wenig Berufs- und Lebenserfahrung in hohe Regierungsämter und sehen sie dann als respektable Autoritäten an. Die Politiker verbinden mit dieser Zuschreibung umgehend Herrschaftsansprüche, schaffen ein Verhältnis der Über- und Unterordnung und setzen gegenüber den Bürgern ihren Willen durch ― präziser gesagt: die Anweisungen einer globalen Machtelite. Damit werden sie zu Helfershelfern gnadenloser Ausbeuter der eigenen Bürger. Zu diesen Politikern schauen die meisten Erwachsenen auf wie Kinder. Und das hat Folgen: Die Autoritätsgläubigkeit führt zu einem reflexartigen geistigen Gehorsam und zu Verstandeslähmung. Erwachsene Menschen können dann nicht mehr vernünftig urteilen und übergeben die Entscheidungsgewalt Berufspolitikern. Doch diese sind ― vielleicht mit wenigen Ausnahmen ― nicht wirklich daran interessiert und fähig, die Menschheitsprobleme zu lösen. Sie haben allein ihre Karriere und ihre gute Versorgung im Sinn.
Den Regierenden kann man weder heute noch in Zukunft vertrauen
Der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (1828 bis 1910) schrieb in seinen politischen Flugschriften zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, dass das kein Zufall sei:
„Man könne die Unterordnung eines ganzen Volkes unter wenige Leute noch rechtfertigen, wenn die Regierenden die besten Menschen wären; aber das ist nicht der Fall, war niemals der Fall und kann es nie sein. Es herrschen häufig die schlechtesten, unbedeutendsten, grausamsten, sittenlosesten und besonders die verlogensten Menschen. Und dass dem so ist, ist kein Zufall“ (1).
Politische Schlüsselpositionen werden mit unfähigen Berufspolitikern besetzt
Die vergangenen eineinhalb Jahre haben uns einen Anschauungsunterricht beschert, der Tolstois Beurteilung mehr als bestätigt. Leider haben wir uns fast schon daran gewöhnt, dass Politiker die Bürger nach Strich und Faden belügen und betrügen. Ob wir als Beispiele den weltweiten Corona-Skandal betrachten, den schwelenden Konflikt der US-NATO mit Russland oder die EU-weite familienfeindliche Hetze gegen Ungarn.
So haben die meisten Politiker uns Bürger über den von ihnen selbst herbeigeführten Corona-Skandal, der die Zivilgesellschaften in ihren Grundfesten erschüttert, auf das Übelste belogen und sich darüber hinaus in unverschämter Weise an der Krise finanziell bereichert.
Mächtige Finanzinstitutionen korrumpierten sie mit Millionenbeträgen, damit sie die eigenen Bürger in Massenquarantäne (Lockdown) zwingen; weitere Millionen flossen bei Insidergeschäften. „Üppige Kasse“ machten dabei nicht nur die milliardenschweren Tech-Giganten und Big-Pharma, sondern auch überdurchschnittlich gut alimentierte Minister, Abgeordnete und deren angeheuerte „Experten“ und „Berater“.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Betrachtung des Konflikts zwischen der US-NATO und Russland. Man muss kein Historiker sein, um zu sehen, welche Rolle die US-NATO, der gesundheitlich sehr angeschlagene US-Präsident und viele europäische Regierungen seit dem Ukraine-Putsch im Jahr 2014 spielen. Die US-NATO unternimmt im Moment alles, um Russland zu provozieren, und überschreitet dabei vorgegebene „rote Linien“. Es ist ein hochriskantes Spiel mit dem Feuer. Man kann deshalb nur hoffen (und beten), dass dieser Konflikt nicht in einen offenen Krieg ausartet.
Doch die westlichen Vasallen der USA sehen das Problem allein beim russischen Präsident Wladimir Putin. Dabei geben die USA unumwunden zu, dass sie nach wie vor einen Regierungswechsel in Russland anstreben. Die psychologische Kriegsführung gegen Russland und seinen Präsidenten läuft bereits auf Hochtouren. Allein die Völker Europas wollen keinen Krieg.
Wenn schließlich eine Regierung seine Jugend vor irritierenden und schädlichen Einflüssen schützen und sich weiter auf überkommene Werte abstützen möchte, damit sich die heranwachsende Generation gesund und natürlich entwickeln kann, werden Regierung und Volk mit einer familienfeindlichen Hetze überzogen. Was Russland bereits erlebt hat, erfährt im Moment die Regierung und das Volk Ungarns.
Ganz vorne mit dabei ist die deutsche EU-Kommissionspräsidentin. Nach einem beispiellosen Postengerangel erhielt nach Meinung vieler politischer Beobachter eine Berufspolitikerin den Präsidentenjob, die als ehemalige deutsche Verteidigungsministerin vollkommen versagte, obwohl sie doch unzählige millionenschwere Beraterverträge unterschrieb.
Die Zunft der Psychologen und Psychiater trägt zur Irritation der Bürger bei
Was mich besonders betrübt, ist die Beobachtung, dass Vertreter meiner eigenen Zunft mit dazu beitragen, Politiker nur oberflächlich und falsch einzuschätzen und damit die Bürger zu desinformieren und zu irritieren. Als langjähriger Psychologe und Psychotherapeut bin ich der Auffassung, dass man die Persönlichkeit und das politische Wirken eines Politikers beziehungsweise einer Politikerin ― zum Beispiel vom Format der deutschen Bundeskanzlerin ― nicht in der Weise psychologisch einschätzen und bewerten kann, als handele es sich bei dieser Person nur um ein narzisstisches oder labiles oder einsames oder entscheidungsschwaches oder in die Jahre gekommenes Wesen.
Damit erfasst man die Persönlichkeit und das Handeln einer Politikdarstellerin oder eines Politikdarstellers in keiner Weise. Entscheidend sind doch familiäre Herkunft, bisherige Berufs- und Lebenserfahrung, politischer Werdegang, weltanschauliche Einstellung und vor allem bestehende oder vergangene politische Abhängigkeiten und mögliche Formen der politischen Außensteuerung durch fremde Dienste. Ansonsten bewegen wir uns auf Kindergartenniveau.
Keinem die Macht übergeben!
Wenn wir also als freie Bürger an der Lösung der anstehenden Menschheitsfragen oder -probleme mitwirken wollen, dann dürfen wir diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht an ungeeignete und unfähige Politiker delegieren, sondern müssen sie mutig in die eigene Hand nehmen. In diesem Sinne:
Keinem die Macht übergeben!
Quellen und Anmerkungen:
(1) Tolstoi, Lew Nikolajewitsch: Rede gegen den Krieg. Politische Flugschriften. Frankfurt am Main, 1983, Seite 74.