Das Evidenz-Fiasko
Im Interview erläutert Dr. Friedrich Pürner, ehemaliger Leiter eines Gesundheitsamtes, dass die Corona-Maßnahmen in großen Teilen unbegründet sind.
Mit der Verlängerung des Lockdowns um drei weitere Wochen bis Anfang März stellen sich drängende Fragen. Inwiefern ist dieser in Anbetracht massiver Folgeschäden tatsächlich sinnvoll und angemessen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen? Während die Maßnahmen immer weiter verschärft werden und in Berlin mittlerweile Beifahrer im Auto Masken tragen müssen, fordert der Facharzt und Epidemiologe Dr. Friedrich Pürner, den Lockdown mit sofortiger Wirkung zu beenden. Es gebe keinerlei Evidenz dafür, dass Maskentragen, Reisebeschränkungen oder Ladenschließungen die Virusausbreitung verhindern. Außerdem stehe es in keinem Verhältnis zu den sogenannten Kollateralschäden, die in den aktuellen Diskussionen kaum berücksichtigt werden. Die Lage müsse ganzheitlich betrachtet werden — unter Berücksichtigung aller wesentlichen Faktoren, die das Zusammenleben der Bürger beeinflussen. Ein einseitiger „Tunnelblick“ auf Inzidenzwerte und Infektionszahlen führt ins Leere und verursacht mehr Leid als tatsächlichen Nutzen.
Nachdem Dr. Pürner in seiner Funktion als Leiter des Gesundheitsamtes in Aichach-Friedberg im vergangenen Jahr öffentlich Kritik an den Corona-Maßnahmen und dem einseitigen Fokus auf den Inzidenzwert geäußert hatte, wurde er strafversetzt.
Man habe versucht, an ihm ein Exempel zu statuieren, wie er im Interview ausführt, nach dem Prinzip: „Bestrafe einen, erziehe Hunderte“.
Er werde sich jedoch nicht einschüchtern lassen und weiterhin öffentlich Kritik üben, auch wenn dies mit weiteren beruflichen Konsequenzen einherginge.
Bei genauerer Betrachtung der aktuellen Gesundheitslage in Deutschland falle derzeit keine besondere Notlage auf, wie Dr. Pürner ausführt. Wer sich jedoch über Medien und Politik informiert, kommt womöglich zu dem Schluss, dass wir es derzeit mit einer nie dagewesenen Notsituation zu tun hätten, die ausschließlich mit restriktiven Maßnahmen überwunden werden könne.
Die Eckpfeiler zur Orientierung, wie schlimm es um unser Gesundheitssystem und die Ausbreitung des Virus steht, sei der sogenannte Inzidenzwert. Wenn dieser auf unter 50 „Neuansteckungen“ — das heißt positive Testergebnisse — pro Hunderttausend Einwohner falle, sei wieder mit „Lockerungen“ zu rechnen, so der Tenor zur Zeit des Interviews — seitdem wurde mit einer Inzidenz von 35 sogar ein noch niedrigerer Wert als Ziel ausgegeben.
Doch bereits eine Inzidenz von 50, die vollkommen willkürlich gesetzt wurde und die man „auch würfeln könnte“, sage nichts über die tatsächliche Gefährdungslage aus, so Pürner. Daher sei er ungeeignet, um Maßnahmen zu beschließen, die massive Auswirkungen auf die Grundrechte der Bürger haben und langfristig betrachtet mehr Schaden anrichten als Nutzen erbringen.