Das Déjà-vu-Erlebnis
Die heutige digitale Diktatur hat mit dem Hitler-Faschismus mehr gemeinsam als die meisten wahrhaben wollen.
Es ist offenkundig, dass im Dritten Reich eine Diktatur herrschte. Zahlreiche Menschen nehmen aber nicht wahr, dass wir auch heute in einer solchen leben. Diese Spielart wird als digitale Diktatur bezeichnet. Sie besteht in der Macht einiger Konzerne — Google, YouTube, Amazon, Facebook, Twitter, Microsoft —, die gesamte Menschheit stillschweigend zu überwachen und sie zu ihrem eigenen Vorteilen zu manipulieren. Das tun sie in enger Zusammenarbeit mit staatlichen Geheimdiensten, zum Beispiel der amerikanischen NSA und dem deutschen Verfassungsschutz. Es gibt heute weltweit kaum Freiräume, wo Menschen ihr Leben ohne Überwachung gestalten können. Zwei Maßnahmen fehlen noch, um die digitale Diktatur zu vervollkommnen: die Abschaffung des Bargelds und die Zwangsimplantierung von Identitätschips bei der Geburt.
Unterschied 1: Sichtbare versus unsichtbare Diktatur
Der sichtbarste Unterschied zwischen der Hitler‘schen und der digitalen Diktatur ist die heutige Benutzung fortgeschrittener Überwachungstechnologien — dazu zählen unter anderem das Internet, Satelliten, Sicherheitskameras und künstliche Intelligenz. Durch die Erstellung automatischer Algorithmen ist nun die ganze Armee menschlicher Schnüffler, die es in früheren Diktaturen gab, nicht mehr vonnöten. Das beste Beispiel dafür bietet die chinesische totalitäre Überwachungsgesellschaft, die mit relativ wenigen Mitteln 1,4 Milliarden Menschen diszipliniert.
China dient heute als Modell der Zukunftsgesellschaft für die herrschende Elite des Westens. Diese totalitäre Überwachungsgesellschaft unterscheidet sich von den Modellen der Vergangenheit durch eine unsichtbare Kontrolle und Manipulation. Während im Dritten Reich Staatsterror ganz bewusst zur Schau gestellt wurde, um die Menschen einzuschüchtern, benutzt die moderne Diktatur sanft anmutende Methoden, die von den meisten Menschen nicht als diktatorisch wahrgenommen werden. Die chinesischen Massen haben sich daran schnell gewöhnt. Insofern ist diese Form der Diktatur nachhaltiger und effizienter als die der Nazis, und es ist nicht notwendig, Andersdenkende zu ermorden oder in Konzentrationslagern verschwinden zu lassen: Es genügt, sie gesellschaftlich zu isolieren und in der Öffentlichkeit als Spinner zu diskreditieren.
Unterschied 2: Geschrei versus seichter Diskurs
Der Begriff der Diktatur wird weitestgehend mit dem Diskursstil des Dritten Reichs verknüpft. Viele, die auf historischen Aufzeichnungen Adolf Hitler schreien gehört haben, denken, dieser Stil sei ein Kennzeichen von Diktatur. Heute sprechen Politiker wie geschmeidige Verkäufer, vermeiden unangenehme Begriffe, lächeln, machen Witze — sogar über sich selbst — und geben vor, der Bevölkerung zu dienen, nach dem Motto „Wir sind für Sie da!“.
Weniger bekannt allerdings ist, dass Politiker heute von PR-Agenturen über ihr öffentliches Erscheinen beraten werden: Ihr Überzeugungsgrad hängt im Allgemeinen von ihrem geschliffenen und freundlichen Auftreten ab. Adolf Hitler dagegen wollte den Eindruck eines unnachgiebigen Kämpfers und Befehlshabers vermitteln, weil damals genau diese Eigenschaften vom Volk geschätzt wurden.
Unterschied 3: Feinde „von außen“ versus Selbstentmachtung
Adolf Hitlers Hetzreden waren darauf gerichtet, das Volk gegen innere Feinde — Kommunisten, Sozialisten, Juden — und gegen äußere Feinde — die Russen — aufzupeitschen. Sein feuriger Redestil war für diese Zielsetzung bestens geeignet; die Macht der damaligen Diktatur beruhte weitgehend auf der Ausbreitung von Angst vor inneren und äußeren Feinden.
Heute agiert Diktatur nicht mit der Beschwörung innerer oder äußerer Feinde, sondern schürt die Angst vor einer — angeblich — tödlichen Krankheit.
Der Feind hat nun eine unsichtbare Gestalt, er ist ein Virus, dem unheimliche zerstörerische Wirkungen zugeschrieben werden, die jeden Menschen als Einzelperson gefährden. Die Bürger sind heute nicht mehr aufgerufen, unter der Fahne des Reichs ihr Leben im Kampf gegen menschliche Feinde zu opfern. Die Herrschenden fordern sie vielmehr dazu auf, einem ihrer fundamentalsten Rechte, nämlich dem Recht auf Freiheit den Krieg zu erklären und sich zum vermeintlichen Schutz der eigenen Gesundheit entmündigen zu lassen.
Unterschied 4: Nationale versus internationale Diktatur
Die Hitler-Diktatur agierte im Namen des Nationalstaats und rief daher zum Kampf gegen äußere Feinde auf. Deshalb konnte sie durch den Sieg der Alliierten beendet werden.
Jetzt gibt es aber keine Feinde „da draußen“, also kann auch kein Befreiungskrieg seitens irgendwelcher Staatsmächte die Menschen von der Diktatur befreien. Im Gegenteil agieren die Staaten gemeinsam, um ihre Völker zu entmündigen, weil die Disziplinierung der Völker für ihre Machtausübung unabdingbar ist. Mit gehorsamen Völkern können die Machthaber ihre Pläne ohne Gegenwehr durchsetzen. Dazu gehört auch die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft — bis Roboter diese Arbeit erledigen und die Herrschenden sich der „überflüssigen“ Menschen entledigen können.
Die Zusammenarbeit der Staaten findet in internationalen Organisationen statt, zum Beispiel im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, in der WHO, in der WTO und im IWF und auch in informellen Foren wie bei G20-Treffen oder innerhalb der EU.
Keines der Völker hat seine eigene Regierung beauftragt, den Überwachungsstaat aufzubauen. Um die Legitimität ihres Handelns aufrechtzuerhalten, müssen Staaten daher konspirativ agieren. Es wird niemanden überraschen, dass nur wenige Menschen darüber Bescheid wissen, denn was weder sichtbar ist noch in den Leitmedien steht, „existiert nicht.“
Unterschied 5: Irreführung durch Ideologie versus Manipulation durch Wissenschaft
Die Hitler-Diktatur vereinnahmte die Massen durch die Verbreitung einer Rassenideologie, die für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung eine Erhöhung ihrer Identität und nationalen Stolz bedeutete.
Die digitale Diktatur von heute braucht dafür weder Rassenvorurteile noch religiöse Intoleranz. Anstatt veralteter Ideologien wird „die Wissenschaft“ als Schlagargument herangezogen, um diktatorische Maßnahmen zu rechtfertigen.
Hofexperten liefern den Regimes den „heiligen Stempel der Wissenschaft“. Und die Existenz unabhängiger Wissenschaftler stellt für die heutige Diktatur kein Problem dar: Sie werden entweder ignoriert oder als Spinner abgetan.
Fazit
Die moderne Diktatur ist (a) unsichtbar, (b) global und (c) totalitär. Sie unterscheidet sich von früheren Diktaturmodellen durch ihre scheinbare Sanftheit, was höhere Nachhaltigkeit gewährleistet. Das globale Ausmaß der Diktatur von heute ist mühelos wahrnehmbar: Jeder Schüler, Student, Lehrer, Professor, Journalist, Arzt, Anwalt, Politiker — und das weltweit — kann so gut wie nicht mehr auf die Dienstleistungen einer Handvoll von US-Konzernen, also Google, Youtube, Amazon, Facebook und Microsoft verzichten. Das bedeutet, dass sämtliche Bereiche des täglichen Lebens kontrolliert werden: zwischenmenschliche Beziehungen, Arbeitsleistungen, die Informationsumwelt der Einzelperson, Bewegungen, Reisen und Aufenthaltsorte, Einnahmen und Ausgaben sowie der Gesundheitszustand.
Die Frage, ob sich der Mensch mit seiner Unterwerfung unter eine globale, totalitäre Diktatur abfinden, seine „sanfte Versklavung“ vielleicht sogar genießen wird, bleibt hier unbeantwortet. Das chinesische Modell zumindest deutet auf eine bejahende Antwort hin...