Aus der Luft gegriffen
Zur psychologischen Kriegsführung gegen die Bevölkerung gehört der Kampf gegen zusammenhängendes Denken. Eine der wichtigsten Fronten ist die Popkultur.
Robert Habeck erklärte einmal, er fühle sich von Wirklichkeiten umzingelt. Die Realität kann Machtinteressen massiv zuwiderlaufen. Kohärentes, logisches Denken gehört aber zu jenen Methoden, mit denen wir diese Realität erfassen können. Entsprechend nehmen Machthaber diese Fähigkeit zunehmend unter Beschuss. Kohärentes Denken in der breiten Masse hätte die Corona-Plandemie nach einem Tag beendet. Dem war aber nicht so, wie wir wissen. Aus zwei Wochen Lockdown wurden zwei Jahre, in denen die Bevölkerung biopolitisch terrorisiert wurde. Doch wie kommt es, dass immer weniger Menschen imstande sind, in größeren Zusammenhängen zu denken, dass sie einzelne Fragmente nicht mehr zu einem größeren Bild zusammenfügen können? Eine Antwort liefert ein Blick in die Popkultur der letzten 10 Jahre. Gerade in den Hollywood-Blockbustern zeigt sich unverkennbar der Trend hin zu Logiklöchern (Plot-Holes), Widersprüchen und einer von jeder Konsequenz befreiten Dramaturgie. Was man nun schlicht auf immer schlechter werdende Drehbuchautoren schieben könnte, erscheint auf den zweiten Blick so, als sei es gewollt. Immerhin fungierte die Kulturindustrie schon immer als der Hammer im Werkzeugkasten der Propaganda und der Tiefenindoktrination. Es stellt sich die Frage, ob wir popkulturell daraufhin konditioniert werden sollen, aus der Luft gegriffene Erklärungen einfach hinzunehmen. Was uns zunächst beim Rezipieren von Filmen nahegebracht wird, können wir irgendwann dann auch in der politisch-gesellschaftlichen Realität anwenden.
Disney hat mit „Star Wars“ keine Filmgeschichte geschrieben. Die Sequels, das heißt Episode 7 bis 9, waren lediglich ein woke angestrichener Abklatsch der Originaltrilogie aus dem letzten Jahrhundert. In den über sechs Stunden Laufzeit gibt es keine einzige ikonografische Szene à la „Luke, ich bin dein Vater“. Nur wenige Sequenzen haben es unfreiwillig ob ihrer Dämlichkeit geschafft, sich in Form von Online-Memes zu verewigen. Abgesehen davon fristet diese Trilogie ihr Datenmüll-Dasein bei „Disney +“.
Und dennoch gibt es einen kurzen Moment in Episode 9, der zwar genauso misslungen ist wie die gesamte Trilogie an sich, der jedoch symptomatisch für unsere Zeit steht. Doch zuvor müssen wir auf das Ende der Originaltrilogie zurückkommen. In „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ wechselt der Antagonist Darth Vader mit den letzten Atemzügen seines Lebens die Seite der Macht. Von der dunklen Seite kehrt er zu hellen zurück und rettet seinen Sohn Luke Skywalker, indem er den Ober-Antagonisten, den Imperator — vormals Kanzler Palpatine —, packt und in den Schacht des Todessterns wirft. Der explodiert zum Ende hin. Die Überlebenschance für den Imperator? Die dürfte im Negativbereich liegen.
Das kümmert die Drehbuchschreiber von Episode 9 herzlich wenig. In einer kurzen Dialogsequenz heißt es dann „Irgendwie ist Palpatine zurückgekehrt“. Und wie? „Na, irgend-wie eben! Frag nicht so dumm, du geneigter Zuschauer!“, so werden es sich die Drehbuchautoren denken, falls sie sich dabei überhaupt irgendwas gedacht haben. Genau darüber nachzudenken lohnt sich: Handelt es sich bei diesem Drehbuch-Unfall, der im heutigen Hollywood kein Einzelfall ist, schlicht um nachlassende Qualität der Schreiber, oder steckt hinter dem Ausheben dieser Logiklöcher sogar ein System?
Bevor wir uns dieser Kernfrage widmen, sollten wir zunächst noch beim Fall Star Wars und dem Imperator/Palpatine bleiben und uns diese Beleidigung des Zuschauerintellekts einmal genauer ansehen, denn sie ist wie gesagt sinnbildlich für das heutige Zeitalter der Verwirrung.
In Episode 9 stellen die Rebellen also fest, dass der Imperator irgendwie zurückgekehrt ist. Der Rebellen-Pilot Poe Dammeron erklärt vor versammelter Mannschaft mit einem Seufzer und ernster Miene im Original: „Somehow Palpatine returned.“ Ob nun in der englischen Originalfassung oder in der deutschen Übersetzung: Die dringend notwendige Erklärung für das Unmögliche — die Rückkehr des Imperators sowie dessen Überleben im explodierenden Todesstern — wird schlicht und dreist durch ein „Gummiwort“ ersetzt: „somehow“ im Englischen und „irgendwie“ im Deutschen. Das „How“ beziehungsweise das „Wie“ bleiben die Drehbuchautoren den Zuschauern schuldig. Beides wird durch den begrifflichen Anhang „some“ und „irgend“ aufgehoben. Statt zu erklären, wie (how) der Imperator das überlebt hat, begnügt man sich mit einem „irgend“ (some) als Erklärung, die keine ist.
Lothar Wieler würde wohl sagen: „Dieses Plot-Hole darf niemals hinterfragt werden!“
Drehbuchautor Jay Baumann echauffierte sich über die Erzeugnisse der Plot-Hole-Holzwürmer in seiner Zunft mit den Worten: „Stell keine Fragen! Konsumier einfach Produkte und freu dich dann auf neue Produkte!“
Grundsätzlich fußt die gesamte Star-Wars-Sequel-Trilogie auf einem „Somehow“ beziehungsweise auf einem „Irgendwie“. Denn im Grunde genommen haben diese Filme keine Daseinsberechtigung. Sie erzählen mehr oder weniger die gleiche Geschichte wie die Originaltrilogie, nur mit einer woken Besetzung und mit für die Disney-Perversität typischen Sexsymbolen, die subliminar in den Streifen versteckt werden. Ansonsten ist es die gleiche Geschichte, die zugleich das Ende der Originalgeschichte negiert. Denn am Ende der Originaltrilogie gibt es ein Happy End. Das Imperium ist zerfallen und die Rebellen haben gewonnen. Hier hätte man eigentlich einen Punkt machen sollen, und diesen Punkt gab es auch jahrzehntelang, bis dann in den frühen 2010er-Jahren die Filmrechte von Star Wars an Disney verkauft wurden und man beschloss, die an sich abgeschlossenen Geschichte weiterzuerzählen ... irgendwie.
Und so sehen wir uns als Zuschauer ab dem ersten Teil der neuen Trilogie irgendwie mit einer Art Splittergruppe des Imperiums, der „Ersten Order“, konfrontiert, die irgendwie den Zerfall überlebt hat und dann schlussendlich irgendwie dann doch größer und mächtiger ist als das Imperium selbst. Als Zuschauer sollen wir das irgendwie einfach hinnehmen. Ebenso die Rückkehr von Palpatine, dem Imperator, der die Explosion des Todessterns partout nicht hätte überleben können, selbst wenn noch so viel von der Macht „mit ihm gewesen“ wäre. Jedis können vieles, aber die Explosion von mehreren Atombomben zu überleben übersteigt selbst deren Machtfähigkeiten.
Dieses „Irgendwie“ als narrative Hängebrücke, die Plot-Holes überbrückt, ist kein reines Star-Wars-Phänomen. Vielmehr ist das Irgendwie die Grundlage für so viele Sequels, die seit der popkulturellen Nostalgiewelle von 2015 die Leinwände fluten.
Irgendwie werden die Filmklassiker von damals nochmals aufgewärmt, indem die an und für sich abgeschlossenen Geschichten weitergesponnen werden. „Gesponnen“ ist im Übrigen das Perfekt von „spinnen“. Und irgendwie wirken diese Filme auch, als wären sie von „Spinnern“ geschrieben worden statt von Menschen, die es wissen, verantwortungsvoll mit einem filmgeschichtlichen Erbe umzugehen. Man betrachte nur die brutale Misshandlung des Terminator-Franchise, das immer weiter gesponnen wurde, bis sich im sechsten — und hoffentlich letzten — Teil der Serie der Terminator, vormals eine ernst zu nehmende Kult-Filmfigur, vollständig der Lächerlichkeit preisgibt.
Eine Filmreihe, die das „Some“ beziehungsweise „Irgend“ dermaßen überstrapaziert, ist das „Fast and Furious“-Autorenn-Franchise, das genau mit dieser Rezeptur auf mittlerweile zehn Teile angeschwollen ist, bei dem sich jeder einzelne Teil in puncto Blödheit, Realitätsferne und Leugnung physikalischer Gesetze selbst versucht zu überbieten. Die Protagonisten haben sich, Sie erraten es, irgendwie derart gemausert, dass sie sich im Verlauf der Filmreihe von DVD-Player-raubenden Ganoven zu übernatürlichen, unverletzlichen, paramilitärischen Super-G.I.s entwickelt haben, die es Kraft ihrer Rennfahrer-Skills vermögen, die Welt zu retten. Bei „Fast and Furious“ drehen die narrativen Logikräder komplett durch, bis jede Restkohärenz einen Motorschaden erleidet.
Während in den Filmen krampfhaft eine Dramaturgie bemüht wird, hat irgendwie keine Handlung Konsequenzen. Protagonisten können in dem einem Teil sterben und wenige Teile später wieder auftauchen und dann erklären, dass sie zwar, ähnlich wie Palpatine, in dem explodierten Auto gesessen, aber das irgendwie überlebt haben, sogar ohne einen einzigen Kratzer. Oder es gibt in dem einen Teil den ganz bösen Antagonisten, der bis aufs Blut bekämpft wird, mit dem sich die guten Helden dann in der Fortsetzung doch irgendwie vertragen, sodass den blutigen Kämpfen in der vorangegangenen Folge zum Trotz der Bösewicht dann auch zur „Fämilü“ gehört.
Konfusion statt Kohärenz
Die oben beschriebenen Logik-Missstände sind kein Problem, das sich rein auf die Popkultur beschränkt. Vielmehr wird dieser Missstand über die Popkultur erst in alle anderen Gesellschaftssysteme hineingetragen. Dass insbesondere die Traum(a)-Fabrik Hollywood der Hammer im Werkzeugkasten der Massen-Tiefenindoktrination ist, darüber wurde schon viel und ausführlich geschrieben. Über Hollywoodfilme, über die Popmusik und alle weiteren Wurmfortsätze dieser Industrie soll das Denken, Fühlen, Handeln und die Wahrnehmung des In-der-Welt-Seins der Menschen weltweit maßgeblich geformt werden. Insofern sollten wir die narrative Mondlandschaft in heutigen Drehbüchern nicht als reinen kulturindustriellen Verschleiß und Verfall betrachten, sondern uns die Frage stellen, ob sich dahinter ein Vorsatz verbirgt.
Noch gibt es Rezipienten und Filmkritiker, die über diese Missstände berichten, ja sie überhaupt noch bemerken. Doch wie lange wird das halten, wenn eine neue Generation mit diesen Logiklöchern groß wird, sich an diese gewöhnt, sie irgendwann als ganz normal, als natürliche Ordnung der Dinge hinnimmt und sich mit jedem noch so aus der Luft gegriffenen „Irgendwie“ abspeisen lässt? Wie genau wird ein solch konditioniertes Umdenken, das vielmehr einem Nichtdenken gleicht, die Gesellschaft und ihre geistige Immunabwehr beeinflussen?
Die Hinnahme von Logiklöchern und behelfsmäßigen, aus der Luft gegriffenen Noterklärungen wird sich nicht länger auf die Rezeption von Filmen beschränken. Sie wird sich auch in Politik und Gesellschaft niederschlagen, wenn dies nicht schon längst geschieht.
Sprechen wir es doch klar heraus: Die Coronamaßnahmen, die Erzählung vom menschengemachten Klimawandel und die Mär vom unprovozierten Angriffskrieg Russlands, all das ist und war genauso logisch wie die Star-Wars-Prequel-Trilogie!
Gewisserweise war mit diesen drei Star-Wars-Filmen auf Ebene der Popkultur der geistige Nährboden für die Logik-Kernschmelze der Coronazeit gesät worden. Vergegenwärtigen wir uns folgende Chronologie: 2009 hat der pharmazeutisch-industrielle Komplex den Corona-Testballon in Gestalt der Schweinegrippe emporsteigen lassen — mit einem ernüchternden Ergebnis. Das geistige Immunsystem der Gesellschaft funktionierte noch und, an dieses angeschlossen, auch Medien und Justiz. Es gab keine Plandemie, und der Giftstoff Pandemrix landete größtenteils dort, wo er hingehört: im Heizkraftwerk. Zwischen 2009 und 2020 erschien in den Jahren 2015, 2017 und 2019 die Star-Wars-Trilogie, während das Smartphone und Social-Media-Plattformen ihren Siegeszug feierten.
Ersteres reduzierte die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen von 15 auf 8 Sekunden, was mit Letzteren korrespondiert, weil Facebook, Instagram und Co. durch die additiven statt narrativen Inhalte in den Timelines/Newsfeeds die Fragmentierung (2) des Denkens hin zu einem inkohärenten Denken ungemein förderten. Zugleich wucherten die großen Spaltpilzthemen: Migration, Klima, Gender-Feminismus et cetera, die den Dialog erschwerten und somit auch die Logiklöcher vergrößerten, die Logik des Andersdenkenden außer Acht gelassen und als irgendwie verworren wahrgenommen wurde.
Die 2010er-Jahre waren charakterisiert durch das Stiften maximaler Verwirrung. Unterstellen wir hierbei getrost Vorsatz. Denn ein zu probates Herrschaftsmittel ist die Vernichtung von Kohärenz des Denkens und seine Ersetzung durch allgegenwärtige und allumfassende Konfusion. Wie sehr in der breiten Gesellschaft eine Kohärenz des Denkens vorhanden war, bis die Smartphones kamen, lässt sich natürlich kaum bemessen. Unübersehbar ist allerdings ihr Schwund, der sich insbesondere in der Coronazeit zeigte.
Der Molekulargenetiker Michael Nehls zeigte in seiner Pflichtlektüre „Das indoktrinierte Gehirn“ außerordentlich profund auf, dass die sich permanent verändernden, willkürlichen und widersprüchlichen Coronaregeln in Kombination mit der Angstmache ideal dazu geeignet waren, das menschliche Gehirn maximal zu verwirren und insbesondere den für den biografischen Gefahrenab- und -vergleich notwendigen und neurologisch generell sehr zentralen und essenziellen Hippocampus massivst zu schwächen (1). Ist der Hippocampus ausgeknockt, ist der Mensch überaus empfänglich für jedes „Irgendwie“, von dem er für sich nur das „Wie“ herausdestillieren möchte, also wie er sich verhalten und wie er denken muss. „Irgend“ spielt dann keine Rolle mehr.
Was ist dieses „Irgend“ eigentlich? Der Duden beschreibt es als ein Adverb, das „zur Verstärkung der Unbestimmtheit“ verwendet wird. Was mit dieser Unbestimmtheit gemeint ist, können wir exemplarisch in den von Multipolar freigeklagten RKI-Files begutachten, weil die Seiten wie ein gehäutetes Zebra aussehen.
Hinter den geschwärzten Zeilen befindet sich die von dem „Irgend“ umschriebene Unbestimmtheit, die wir nach Lothar Wieler niemals hinterfragen dürfen.
Das Adverb „irgend“ wird zum Latein der Neuzeit, zu einer Blackbox, die mit solcherlei Beschreibungen etikettiert wird: Darin befände sich die Komplexität einer globalisierten Welt, die großen Zusammenhänge und die exklusiven Erkenntnisse, die zu dekodieren lediglich die zur Sekte verkommene „Wissenschaft“ (Trademark) imstande sei. Wagt dann doch jemand den Versuch, diese „Irgend“-Blackbox aufzubrechen, dann bekommt er es mit ihren Hütern zu tun. Das sind unter anderem die von der Globaloligarchie bezahlten Kunstpädagogikstudienabbrecher, auch bekannt als Faktenchecker, die uns dann erklären: „Irgendwie ist Palpatine zurückgekehrt. Die Impfung hat ihn vor der Explosion des Todessterns gerettet. Akzeptier das einfach, du faktenleugnender Schwurbler!“
Ebenfalls kann hier die Populismus-Karte gezogen werden. Wer es wagt, das „Irgend“ zu erklären, der wird dann zum Populist erklärt, als einer von denen, die auf komplexe Zusammenhänge einfache Antworten geben und damit die Masse in die Irre führen. Das Gleiche gilt für VerschwörungsXY, ein Schimpfdoppelwort, für das schon unzählige Variationen ausgedacht wurden, um die sprachliche Abnutzung noch weiter hinauszuzögern.
Alles und jeder, der das „Irgend“ infrage stellt, wird abgestraft. Nicht selten wird das Zustandekommen des nebulösen „Irgend“ durch eine zweifelhafte Konsensfindung „der Wissenschaft“ (Trademark) erklärt, die heute als sakrosankt gilt, wodurch jede Kritik an ihr Ketzerei gleichkommt.
Das „Irgend“ wird zur unantastbaren Kanzel, von der aus das neuzeitliche Latein des intelligent klingenden, aber letztlich inhaltsleeren Wissenschaftskauderwelschs gepriesen wird, welches dann anschließend mit vereinfachter und infantilisierter Sprache in ein für die zu „nudgende“ Masse einfach zu verstehendes „Wie“ überführt wird.
Was die Masse zu interessieren hat, ist nur noch das „Wie“. Wie muss ich meine Maske tragen, wie oft muss ich mich „impfen“ lassen, wie muss ich CO2 einsparen, wie muss ich meine Freiheit einschränken, wie muss ich sprechen, wie muss ich gewisse Gruppen von Menschen hassen, lieben oder ansprechen, wie muss ich denken? Wenn einem das irgendwie komisch vorkommt, wird man zugleich zurechtgewiesen. Man selber sei nicht in der Position, dieses „Irgend“, das Unbestimmte zu hinterfragen, dafür gebe es Experten (Trademark), denen das Verstehen und Vermitteln dieser Unbestimmtheit vorbehalten ist.
Wenn wir uns die dramatischen Auswüchse der neuen Abnormalität ansehen, kommen wir eigentlich nicht umhin, zu bilanzieren, dass die popkulturell induzierte Konditionierung zum inkohärenten Denken doch schon sehr weit gediehen ist.
Wenn alles aus der Luft gegriffen wird
Das flächendeckende Operieren mit dem „Irgendwie“ in der Kommunikation auf politischer, wissenschaftlicher und medialer Ebene heißt, einen gefährlichen Nihilismus salonfähig zu machen. Dieser entbehrt jeder Grundlage und ermöglicht es der Macht, ihren Vertretern und jenen, die die Macht verschleiern, sich einfach alles aus der Luft zu greifen.
An Corona und der Klima-Erzählung zeigt sich das besonders anschaulich. Bei diesen Themenfeldern wird die Gefahr sprichwörtlich in der Luft verortet. Es sind die in der Luft umherschwebenden, nicht sichtbaren Aerosole oder die CO2-Partikel, die irgendwie herumschwirren und uns alle gefährden. Diese zwei Gefahren sind besonders deutlich durch eine Unbestimmtheit charakterisiert. Das „Irgend“ beim „Irgendwie“ des Coronavirus ist der für Diagnosen unzulässige und wissenschaftlich nicht validierte PCR-Test, samt der systematisch verschwiegenen Nutzungshäufigkeit, die nie ins Verhältnis zu den Testzahlen gestellt wurde.
Doch auch bei greifbareren Themenfeldern kommt das Irgendwie gezielt zum Einsatz. „Irgendwie ist Putin zurückgekehrt“, hieß es dann sinngemäß im Februar 2022, als der „unprovozierte Angriffskrieg“ auf die Ukraine begann. Wie es dazu kam, das spielte und spielt keine Rolle, denn dann rollte auch schon die Zeitenwende heran, und was sich vor 2022 zutrug, war von da an irrelevant. Die Parallelen zu Star Wars sind auffällig: Irgendwie gab es da mal das Imperium — die Sowjetunion —, das bei einem zugunsten der Gegenseite ausfallenden Happy End zerfiel. Doch nun, lange Zeit später, kehrt die Erste Order — Russland — irgendwie zurück, und jetzt heißt es wieder: „Die Russen kommen!“. Das kennt man schon — irgendwie. Was sich zwischen 1989 und 2022 zutrug, gehört dem „Irgend“ an und sollte am besten gar nicht hinterfragt werden.
Ganz besonders drastisch zeigt sich die ideologische Losgelöstheit vom Grund der Realität und Nachprüfbarkeit in der woken Regenbogen-Identitätspolitik. Die für jeden Gynäkologen und Urologen greifbare und biologisch zweifelsfrei nachweisbare Zweigeschlechtlichkeit wird negiert, als sozial konstruiert deklariert und dabei eine irgendwie unendlich große Palette an Fantasie-Geschlechtern aus der Luft gegriffen, derer sich nun jede_r bedienen kann. Nun kann irgendwie jeder irgendwie alles sein, jedes Geschlecht, jedes Tier und jeder Gegenstand. Es wird normalisiert, dass sich junge Heranwachsende als Wolf, Drache, oder Grottenolm identifizieren können, ohne dass ihnen eine Geistesgestörtheit attestiert wird, die einer dringenden Therapie bedarf. Bindung an nachprüfbare Realität ist nicht mehr gegeben. Wer das „Irgend“ hinterfragt, macht sich bald schon strafbar wegen queerfeindlicher Hasskriminalität, Diskriminierung und Gefühlsverletzung.
Die Konklusion aus alledem ist die folgende: Die Herrschaft schafft sich selbst einen absoluten Freifahrtschein zum Durchregieren, indem sie die Bindung an Realität zunehmend aufweicht; dergestalt, dass sie durch die Popkultur die Fähigkeit zum kohärenten Denken in dem Menschen nach und nach unterminiert.
Immer mehr Menschen gewöhnen sich an Logiklöcher, sie gewöhnen sich daran, dass selbst das einschneidendste Erlebnis keine Konsequenzen mit sich bringen muss, sondern im Gegenteil am Folgetag annulliert werden kann.
Es gibt keine Verbindlichkeit mehr, nichts ist mehr einer nachvollziehbaren Logik untergeordnet, nichts mehr logisch vorhersehbar, 2+2 kann morgen 5 und übermorgen 42 ergeben. Filme wie jene aus der „Fast and Furious“-Reihe zementieren diesen orwellschen Doppeldenk besonders augenfällig. Wer Freund und Feind ist (Eurasien, Südostasien), kann sich jederzeit ändern; was gestern noch Gültigkeit hatte, wird kurzerhand wieder negiert. Mit dem Frontalangriff auf die geistige Immunabwehr der Menschen wird die Macht zu einer zugekoksten Pipi Langstrumpf, die sich die Welt nach Gutdünken zusammenkneten kann, wie es ihr gefällt. Wer nicht mehr an die Wirklichkeit gebunden ist, kann sich auch nicht mehr wie Robert Habeck von ihr umzingelt sehen.
Logiklöcher flicken
Wie lassen sich diese Löcher flicken? Zum einen dadurch, dass wir uns beim Rezipieren von Inhalten, insbesondere bei Aufregerthemen, immer um Kontextualisierung im Gesamtbild bemühen, statt den einen Skandal nur isoliert zu betrachten. Diese Fähigkeit trainieren wir durch eine Reduktion der Social-Media-Zeit und uns gerade zum Abend hin darum bemühen, beispielsweise 10 Seiten eines Buches am Stück zu lesen. Aufmerksames Lesen ist ein ungemein gutes Training für das kohärente Denken und steht im heftigen Kontrast zu dem zombiehaften Videoshorts-Scrolling, für das selbst kritische Zeitgenossen— der Autor dieser Zeilen inbegriffen — anfällig sind.
Je mehr Chaos im Außen herrscht, desto mehr sind wir dazu aufgefordert, Ordnung in unserem Inneren herzustellen, ganz besonders in unserem Denkapparat. Nicht umsonst wurde die kognitive Ebene von der NATO zur Kampfzone erklärt (3). Propaganda fruchtet dort, wo Unordnung herrscht. Schaffen wir Ordnung in unserem Denken, graben wir der Propaganda den fruchtbaren Boden ab.