Auf schmalem Grat
Die Gegenseite sollte nicht so dargestellt werden, wie man selbst ist.
Am 24. Februar 2023 jährte sich der Beginn des Krieges in der Ukraine. Um es klar zu sagen: Der Angriff im Februar 2022 erfolgte durch Russland! Allerdings spielen beide Seiten und auch nicht an den Kampfhandlungen beteiligte Dritte ein übles Spiel. Die Lage soll festgefahren bleiben. Die Regierung Deutschlands, das kein Opfer des Krieges ist und zu keinem Zeitpunkt einer Bedrohung ausgesetzt war, hat von Anfang an in das einheitliche NATO-Kriegsgeheul eingestimmt und dadurch die Lage verschärft. Besonders maßlos hat sich dabei die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ aufgeführt. Ende der 1970er als Friedenspartei unter anderem auch gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluss gegründet, schritt sie mit dem Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“ jahrelang durch deutsche Lande. Noch zur Bundestagswahl 2021 präsentierte sie unter dem Konterfei der selbst ernannten „Völkerrechtlerin“ und späteren Außenministerin Annalena Baerbock auf übergroßen Plakatwänden das Wahlversprechen „Keine Waffen in Kriegsgebiete“. Inzwischen hat sich die Losung in „Frieden schaffen durch Mega-Waffen“ geändert.
Deutschland, das zwei Weltkriege verloren hat und 1945 in Schutt und Asche lag, sieht sich heute erneut in eine Lage versetzt, die dazu angetan ist, das Trauma von damals zu wiederholen — mit einer neuen Generation von Politikern. Man nennt sie „Global Leaders“, womit gleich deutlich wird, durch was beziehungsweise wen sie gesteuert werden. Die Wortschöpfung stammt von Klaus Schwab und seinem World Economic Forum (WEF). Die jungen verzogenen Emporkömmlinge stehen in dessen Diensten und setzen die Inhalte seines 2020 erschienenen Buches „COVID-19 — The Great Reset“ in Realität um. Auf dieses Buch braucht im vorliegenden Artikel aber nicht eingegangen zu werden.
Von Anfang an haben sich diese Politiker die Forderung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Waffenlieferungen zu eigen gemacht und alles getan, sie umgehend zu erfüllen. Sogar ein möglicher Atomkrieg wird in Kauf genommen, wobei die Bevölkerung verbal von den Medien beruhigt wird: „Das wird Putin dann doch nicht wagen.“
Bereits jetzt hat sich gezeigt, dass die Waffenlieferungen eine nicht enden wollende Eigendynamik entwickelt haben. Die NATO unter US-amerikanischem Druck begann sehr schnell nach Ausbruch des Krieges Langstrecken-Artilleriesysteme zu liefern, darauf folgte im nächsten Schritt ein Versprechen für schwere Waffen. Zusagen für den Leopard-2-Kampfpanzer ließen Raum für die Frage, ob sich die NATO nicht schon im Krieg befinde. Eine Ausweitung auf Kampfflugzeuge ist in Diskussion.
Selenskyj will es aber auch dabei nicht belassen und fordert, der Ukraine Atomwaffen zur Verfügung zu stellen. Der US-amerikanische Militärexperte Douglas McGregor bezeichnete in der Schweizer Weltwoche vom 17. Juni 2022 Waffenlieferungen als nutzlos. Die Waffen seien nur dafür geeignet, den Krieg in die Länge zu ziehen. Ein Standpunkt, der in der politischen Diskussion in Deutschland vom herrschenden liberal-linksgrünen Establishment nicht geduldet werden kann. Differenzierte Sichtweisen werden mit medialer Hetze und sozialer Ausgrenzung bestraft — Ursachen aber, die in der NATO-Osterweiterung zu suchen sind, werden in den Medien nicht behandelt.
Vorspiel zum Ersten Weltkrieg
Ein Vergleich des Krieges in der Ukraine mit dem Ersten Weltkrieg ist nicht zulässig, war der Erste Weltkrieg doch ein Stellungs- und Schützengrabenkrieg ohne Geländegewinne und der Krieg in der Ukraine eher ein Krieg der Kollateralschäden bei den jeweiligen Kriegsgegnern und bei nicht direkt Beteiligten. Schauen wir uns aber die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges an, müssen wir feststellen, dass die Vorgeschichte des Russland-Ukraine-Konflikts Ähnlichkeiten aufzuweisen hat. Wie damals hat Letzterer wieder das Zeug, die Welt ein weiteres Mal in ein furchtbares Desaster zu führen.
Deutschlands Regierung spielt wieder eine Hauptrolle, aber diesmal will sie bei den Siegern sein und ist dafür bereit, sich an die Spitze der europäischen Kriegstreiber zu stellen. Befeuert durch die Medien wird Kriegspatriotismus und Kriegsbereitschaft gezeigt.
Die Bundesregierung bemerkt nicht, dass sie aus geopolitischer NATO-Sicht keineswegs eigenständig handeln kann und eher die Rolle eines Vasallen der USA spielt. Auffällig sind dabei die verlogene Selbstgerechtigkeit und der blindwütige Hass gegen Russland.
Zurück zu den Lehren, die aus dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gezogen werden müssen. Der australische Historiker Christopher Clark hat in seinem Werk „Die Schlafwandler“ (2014) dessen Vorgeschichte minutiös beschrieben. Auch damals lebten die Verantwortlichen in einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen und Feindschaft herrschten. Erweiterungs- und Expansionspläne befeuerten seinerzeit Bestrebungen, die zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, um den Krieg auszulösen — was bekanntlich dann auch geschah. Damals richteten sich die Blicke auf Krisenherde auf dem Balkan, mit dem Ziel, Deutschland und Österreich-Ungarn zu schwächen.
In der heutigen Sprache könnte man das „Herabstufung auf Regionalmächte“ nennen. Genauso spricht man derzeit über Russland, wobei die Situation im Donbass an die Stelle des Balkans um 1912/14 tritt. Die Krim spielt eine eigene Rolle und kann voraussichtlich von Russland auch bei einer Verständigung auf Frieden nicht aufgegeben werden. Russland, Frankreich, und Großbritannien zogen 1914 mit Eroberungsplänen in den Krieg, immer darauf bedacht, die eigentliche Schuld am Krieg Deutschland zuweisen zu können: „Deutschland war kriegslüstern, die Entente friedliebend.“ Eine ähnliche Propaganda finden wir heute im Russland-Ukraine-Krieg. Wieder wandeln die Verantwortlichen ohne Durchblick auf schmalem Grat.
Auch die Geschichte des Beginns des Zweiten Weltkriegs, der in Stalingrad einen ersten Höhepunkt hatte, zeugt von Unwillen oder besser der Unfähigkeit, diplomatische Lösungen zu suchen. Die Lektüre des Buchs von General a.D. Gerd Schulze-Rohnhof „1939 — Der Krieg, der viele Väter hatte“ (2005) sei hier empfohlen. Mit hochmütiger Überheblichkeit versuchte die polnische Regierung, ihre eigenen zahlreichen Provokationen im Frühjahr 1939 gegenüber den deutschen Minderheiten auf das Konto Deutschlands zu buchen; dies fiel in England und Frankreich auf fruchtbaren Boden. Auch damals fehlte die Bereitschaft zu verhandeln, was ganz Europa ins Chaos stürzte.
Damit die Welt nicht noch einmal in eine solche Katastrophe gestürzt wird, müssen Räume für Verhandlungsfreiheit geöffnet werden. Sofort, „noch heute“ (Roger Waters, Anfang Februar im UN-Sicherheitsrat)!