ARD lässt bei Geheimdiensten arbeiten

Die Tagesschau hält Ken Jebsen für „umstritten“ und Demonstranten, die die Grundrechte verteidigen, für Spinner.

Immer wieder denkt man bei Betrachtung der aktuellen Tagesschau, es könnte auch die vom letzten Jahr sein. Auch weil sich echte Aktualität anders anfühlt. Zwar demonstrieren inzwischen Menschen in ganz Deutschland seit Wochen für die Verteidigung des Grundgesetzes, aber die Tagesschau meldet erstmal nichts und wenn dann doch, ist die Meldung schnell und wie bestellt mit einer Meinung garniert: Der FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle mache sich Sorgen, dass die Diskussion Verschwörungstheoretikern überlassen bliebe. Nur nicht sauber melden, sondern schnell eine zum Regierungskurs passende Meinung einholen und den Tausenden, die im Land demonstrieren, den Spinner-Stempel aufdrücken.

Uralt-Feindbilder recycelt

Die fast beruhigende Langeweile könnte sich einstellen, wenn die ARD mal wieder die Uralt-Feindbilder recycelt: „Dossier zu Corona-Pandemie - Geheimdienste werfen China Vertuschung vor“, lautet die Überschrift über einer der Feindbild-Nachrichten. Da ist sie mal wieder, die „gelbe Gefahr“, zu Kaiser Wilhelms Zeiten vom Kolonial-Schriftsteller Stefan von Kotze erfunden, taugt sie der Hamburger Redaktion bis heute zur Illustration ihres Weltbildes. Und warum sind die Chinesen so gefährlich? Weil „ein westliches Geheimdienstpapier kritisiert China scharf für den Umgang mit der Corona-Krise“.

Das Dossier der „Five Eyes“ genannten Geheimdienstallianz der USA, Großbritanniens, Australiens, Kanadas und Neuseelands fasst Vorwürfe und Verdächtigungen gegenüber China zusammen“. Geheimdienste, die düsteren Propaganda- und Fake-Produzenten von Regierungen, dienen der Tagesschau als Nachrichten-Lieferanten. Das ist natürlich kein Journalismus sondern Auftragsarbeit:

Man gibt vorgefertigtes Geheimdienstmaterial einfach weiter.

Mascolo der Konjunktief-Flieger

Auch die nächste Meldung „Cyberangriff auf Bundestag - Haftbefehl gegen russischen Hacker“ kommt aus der Feindbild-Gerüchteküche eines Geheimdienstes. Georg-Mascolo, der Mann, der ständig den Konjunktiv mit einer Nachricht verwechselt, hat sich vom US-amerikanischen Dienst FBI eine Meldung rüberreichen lassen: Glaubt man dem FBI, dann soll ein ungewisser DMITRIY SERGEYEVICH BADIN eine Verschwörung begangen haben, der soll ein russischer Geheimdienstoffizier gewesen sein, und der soll angeblich eine Rolle bei der Einmischung in die Wahlen 2016 in den USA gespielt haben: Soll, könnte, angeblich.

Das ist die Konjunktivbrühe, die Mascolo anrührt und als Nachricht ausgibt. Mascolo macht sich erneut zum faktischen Geheimdienstmitarbeiter und müsste eigentlich wegen Unredlichkeit aus dem öffentlich-rechtlichen Dienst ausgeschlossen werden. Vorher aber sollten die Steuerbehörden prüfen, ob er von den Diensten ein zweites Gehalt bezieht und das ordentlich versteuert.

„Schämt Euch!“

Während ansonsten die Geheimdienst-Routine im Hamburger Amt weitergeht, ist diese Nachricht eine echte Überraschung: „Proteste gegen Maßnahmen - Tausende bei Demos gegen Corona-Regeln“. Die längst überfällige Berichterstattung kann die Redaktion natürlich nicht leisten, ohne sie mit ihrer obskuren Meinung zu versehen: „Hauptredner in Stuttgart war der wegen seiner Verschwörungstheorien umstrittene Youtuber Ken Jebsen“. ‚Umstritten‘, das ist das Wort, das immer dann genutzt wird, wenn man eigentlich „kriminell“ sagen möchte und meint, sich aber wegen der Folgen vor Gericht nicht traut. Die Berliner Grundgesetzversammlung kommentiert die Redaktion dann so: „Ein RBB-Reporter beschrieb die Stimmung vor Ort als aggressiv.“

Die Wahrheit: Nachdem die Polizei auf Befehl des Berliner Senats immer ruppiger wurde und friedliche Menschen nicht nur an ihrem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit hinderte, sondern ihnen auch noch Exemplare des Grundgesetzes abnahm, weil das „politische Propaganda“ sei, rief ihnen die Menge ins Gesicht: „Schämt Euch!“ Eine Stellungnahme des rot-rot-grünen Senats konnte die Tagesschau wahrscheinlich nicht einholen, weil die Senatoren vor lauter Bücken vor den Merkel-Spahn-Maßnahmen den Kopf nicht mehr hoch kriegen. Diagnose: Rückgratverkrümmung.



Redaktionelle Anmerkung: Der Beitrag erschien zuerst in der RationalGalerie.