Apartheid 2.0

Die Vorschläge für die Änderungen der Gesundheitsschutzverordnungen in Südafrika reißen alte Wunden aus der Apartheidszeit auf.

Das Leid aus der Apartheid steckt den Menschen Südafrikas noch in den Knochen. Ein entsprechendes Déjà-vu erlebte diese Bevölkerung nun angesichts des Regierungsvorhabens, einige Gesundheitsschutzverordnungen abzuändern. Die Änderungsvorschläge haben unter anderem zum Gegenstand, dass die Regierung Menschen bei Infektionsverdachtsfällen in Quarantäne stecken und diese dort mit Zwangsmedikation „behandeln“ darf. Auch die Einführung von „Gesundheitspässen“ steht in Südafrika in einer sehr unschönen Tradition. In einem offenen Brief erinnert die Autorin die südafrikanische Regierung mahnend an ihre historische Verantwortung, derlei Schrecken nicht wieder aufleben zu lassen.

von Margarete Anna Alice

„Wir können nicht auf der Menschlichkeit der anderen herumtrampeln, ohne unsere eigene zu entwerten. Die Igbo, immer praktisch veranlagt, haben dies in ihrem Sprichwort Onye ji onye n'ani ji onwe ya konkretisiert: ‚Wer einen anderen im Schlamm festhalten will, muss im Schlamm bleiben, um ihn unten zu halten.‘“ Zitat Chinua Achebe, Die Erziehung eines Kindes unter britischem Schutz: Essays (Kindle, Taschenbuch, Hardcover, Audio-CD)

Keine drei Jahrzehnte nach dem Ende der Apartheid erwägen Sie Änderungsvorschläge zu den Verordnungen des National Health Act von 2003 aus dem Jahr 2017, die diesen schändlichen Schandfleck der südafrikanischen Geschichte wieder auferstehen lassen würden:

„Apartheit“, auf Afrikaans, „Apartheid“, ist das institutionalisierte System der Segregation. Man kann die Definitionen der betroffenen Parteien ändern, aber man kann nicht die diskriminierende Fäulnis ändern, die dieser abscheulichen Gesetzgebung zugrunde liegt.

Krank bis zum Beweis der Gesundheit

Der Volksrechtler Sabelo Sibanda erklärt, dass die vorgeschlagenen Änderungen im Grunde ein Szenario deklarieren:

„Diese Verordnungen deklarieren im Grunde ein Szenario, in dem jeder in einer der drei Kategorien landet, in der man entweder als Fall oder als Verdächtiger gilt, oder als jemand, der mit jemandem in Kontakt war, der ein Fall ist.“

„Und wenn Sie in eine dieser drei Kategorien fallen, bedeutet das Folgendes für Sie. Die Regierung sagt: ‚Sie dürfen sich nicht weigern, sich medizinisch untersuchen zu lassen’, wobei der medizinische Untersuchungsprozess von der Regierung festgelegt wird.“

„Zweitens dürfen Sie sich nicht weigern, in Quarantäne oder Isolation zu gehen. Und die Anforderungen für Quarantäne und Isolation sind so hoch, dass die Mehrheit der Menschen in Südafrika nicht in der Lage sein wird, sich selbst in Quarantäne zu begeben, sodass sie in einer staatlichen Einrichtung untergebracht werden müssen.“

„Hinzu kommt, und das ist das Entscheidende, dass man sich nicht weigern darf, die Medikamente zu nehmen, die man nach dem Willen der Regierung nehmen sollte. Ihre Freiheit — die eigentlich durch dasselbe Gesetz in Bezug auf das Recht auf Information garantiert und geschützt werden sollte — wird Ihnen genommen. Sie sind in einer Situation gefangen, in der die Regierung die volle Kontrolle hat.“

„Wenn Sie erst einmal in dieser Isolation, dieser Quarantäne, sind, haben Sie nicht mehr die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wann und wie Sie wieder herauskommen. Die Entscheidung darüber liegt bei der Regierung.“

„Das Land Südafrika befindet sich nun also in einem permanenten Katastrophenzustand, in dem die Maskierung permanent ist und die soziale Distanzierung durch das nationale Gesundheitsgesetz permanent ist.“

ADV SABELO SIBANDA MESSAGE TO THE PEOPLE

Für den Fall, dass Sie vergessen haben, wie es aussieht, wenn Ihre Regierung unter dem Deckmantel des „Ausnahmezustands“ Bürger diskriminiert und die Papiere der Menschen einfordert, hier ein paar Erinnerungen:

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Heute sieht dieser Pass aus wie ein QR-Code auf Ihrem Handy.

Bitte nehmen Sie sich einige Augenblicke Zeit, um (…) darüber nachzudenken, warum es unter keinen Umständen ethisch oder moralisch vertretbar ist, Menschen im Namen des „öffentlichen Wohls“, das je nach den Launen von Despoten und Demagogen definiert werden kann, ihrer Freiheiten und Menschenrechte zu berauben.

Und wenn Sie verstehen wollen, wie es sich anfühlt, institutionalisiert zu werden und gegen Ihren Willen Medikamente aufgezwungen zu bekommen, hier eine Vorschau auf die Welt, die Sie schaffen würden:

One Flew Over the Cuckoo‘s Nest Medication Scene

Krankenschwester Pilbow: Herr McMurphy?

McMurphy: Hm?

Krankenschwester Pilbow: Ihre Medikamente.

McMurphy: Was ist in der Pferdepille?

Schwester Pilbow: Das ist nur Medizin, sie ist gut für dich.

McMurphy: Ja, aber ich mag den Gedanken nicht, etwas zu nehmen, von dem ich nicht weiß, was es ist …

Krankenschwester Ratched: Wenn Herr McMurphy seine Medikamente nicht oral einnehmen will, bin ich sicher, dass wir es arrangieren können, dass er sie auf andere Weise bekommt.

Das südafrikanische Volk hat jahrzehntelang Leidenschaft, Blut und Gesang in die Abschaffung der Apartheid gesteckt.

Lassen Sie diese Bemühungen nicht umsonst sein. Wie Chinua Achebe sagt:

„Der Schaden, der in einem Jahr angerichtet wird, kann manchmal zehn oder zwanzig Jahre dauern, um ihn zu beheben.“

Lassen Sie nicht zu, dass Angst, Hass, Panik und Intoleranz siegen. Vertreiben Sie diese totalitären Dämonen und retten Sie Ihr Volk, indem Sie die Änderungsanträge 1882, 1883, 1884 und 1885 ablehnen.

„Doch die Menschen fürchteten sich, mit einer Furcht, die tief, tief im Herzen war, eine Furcht, die so tief war, dass sie ihre Güte verbargen oder sie mit Grimmigkeit und Zorn zum Ausdruck brachten und sie hinter grimmigen und stirnrunzelnden Augen verbargen. Sie hatten Angst, weil sie so wenige waren. Und diese Angst konnte nur durch Liebe vertrieben werden.“ Alan Paton, Cry the Beloved Country (Kindle, Taschenbuch, Hardcover, Hörbuch)


Margaret Anna Alice untersucht auf ihrem Blog „Through the Looking Glass“ Propaganda, Psychologie, Philosophie, Geschichte, Kultur, Sprache, Literatur, Film, Musik und Massenkontrolle mit dem Ziel, die Schlafenden zu wecken, bevor die Tyrannei triumphiert.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Letter to the South African Government“ auf substack.com. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert.