Antisemitismus neu gesehen

Mit dem Vormarsch des Globalismus haben sich in den letzten Jahrzehnten auch die Judenfeindlichkeit und der Umgang mit ihr verändert. Teil 3/4.

Viele rechte Parteien haben antisemitische Traditionen weitgehend entsorgt. Umso inflationärer missbraucht das herrschende System den Anwurf des Antisemitismus gegen Kritiker. Dazu dient insbesondere das Konstrukt des „strukturellen Antisemitismus“. Gleichzeitig wird die aggressive Judenfeindlichkeit vieler Muslime oder ukrainischer Nazis verharmlost, gelten diese Personengruppen doch als nützlich für die globalistische Agenda. Über diese aktuellen Phänomene hinaus sollte die materielle Basis des Antisemitismus in Vergangenheit und Zukunft untersucht werden. Abraham Leon hat dazu das Konzept der „Volksklasse“ vorgelegt. Außerdem beschreibt der Autor in seinem vierteiligen Artikel verschiedene Auswege, die Juden angesichts ihrer Diskriminierung gefunden haben: zionistisch, sozialistisch oder „kosmopolitisch“.

In Teil 1 werden die Entwicklung der alten antisemitischen und antislawischen Rechten skizziert, die Kernthesen der neuen Rechten anhand von Henning Eichberg dargestellt und der diesbezügliche Kurswechsel der meisten rechten Parteien erläutert.

In Teil 2 geht es um die materielle Basis des Antisemitismus, insbesondere um Abraham Leons Konzept der „Volksklasse“, ihr weitgehendes Ende in den 1940er Jahren und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Und es wird die Judenfeindschaft im Koran und die Situation der Juden in der arabischen Welt diskutiert.

Muslimischer Niedergang

Beginnend mit der Renaissance, bei der Gelehrte aus Konstantinopel eine wichtige Rolle spielten, die nach dem Fall der Stadt 1453 vor den Osmanen geflohen waren, modernisierte sich Europa ab der frühen Neuzeit durch Auseinandersetzungen auf verschiedenen Ebenen. Demgegenüber blieb die islamische Welt immer mehr zurück, war festgefahren in ihren alten Strukturen. Etliche Autoren, wie etwa Thilo Sarrazin, führen diese Stagnation auch auf den Islam selbst zurück, dessen Fixierung auf die auswendig gelernten Dogmen des Korans Neugier, Wissenschaftlichkeit und Innovation verhindere (1).

Jedenfalls geriet der über lange Zeit expansive islamische Raum gegenüber den europäischen Staaten zunehmend in die Defensive. Als die Piraten- und Sklavenstaaten der muslimischen Korsaren in Nordafrika immer mehr geschwächt wurden, sich Franzosen und Briten im 19. Jahrhundert dort immer mehr festsetzten und teilweise die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz proklamierten, fanden sie unter den unter islamischer Herrschaft drangsalierten Juden Unterstützer. Umgekehrt „rächten“ sich Muslime nach Niederlagen gegen europäische Armeen immer wieder durch Pogrome an der jüdischen Bevölkerung. Die Mehrheit der Muslime verstand es als Zumutung, Beleidigung und Angriff auf den Islam, dass Juden dieselben Rechte haben sollten wie „Rechtsgläubige“ (2).

Antisemitismus hat im islamischen Raum also eine sehr lange Geschichte, die keineswegs als „Reaktion“ auf den Zionismus abgetan werden kann. Mit dem Zionismus und der „Gefahr“ einer jüdischen Staatsbildung in Palästina wurde der immer vorhandene muslimische Judenhass allerdings neu angefacht. Und konservativ-islamische Bewegungen – besonders die von Ägypten ausgehende Muslimbruderschaft – verstärkten diesen Hass mit der Aufnahme europäischer antisemitischer Konzepte in ihre Politik, was sie dann schließlich zu einer Kooperation mit den Nazis führte. Dass Juden in den Kommunistischen Parteien und den linken antikolonialen Bewegungen der arabischen Länder anfänglich eine überproportional große Rolle gespielt hatten, wurde ihnen von den muslimischen Mehrheiten keineswegs gedankt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich im arabischen Raum eine neue Welle antisemitischer Gewalt, die im November 1945 in antijüdischen Pogromen in Syrien, Ägypten und Libyen gipfelte. Ab der israelischen Staatsgründung im Mai 1948 wurden etwa 900.000 Juden aus diversen arabischen Ländern vertrieben. Die jeweiligen jüdischen Gemeinden wurden dabei weitgehend vernichtet und die meisten Vertriebenen in Israel angesiedelt, wo sie schließlich etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachten.

Gemeinsam mit der Gründung des Staates Israel hatte das bedeutende Folgen. Der eigene Staat realisierte das zionistische Ziel, die „unnatürliche“ Sozialstruktur der Juden hinter sich zu lassen und aus den Juden ein „normales“ Volk mit einer „normal“ geschichteten Sozialstruktur zu machen. Eine jüdische Volksklasse, die zwar politisch diskriminiert, aber ökonomisch erfolgreich war, existierte nun auch in arabischen Ländern nicht mehr.

Ökonomistisch gedacht müsste damit tendenziell auch die materielle Basis für den muslimischen Antisemitismus wegfallen – und wie in Europa auch in den muslimisch geprägten Staaten die Judenfeindschaft immer mehr abnehmen. Allerdings ist in den islamischen Gesellschaften, anders als im säkularisierten Europa, wo der religiöse Antisemitismus weitgehend verschwunden ist, die Dominanz der religiösen Herrschaftsideologie und damit auch des religiös verwurzelten Antisemitismus ausgesprochen stark. Deshalb ist eine Abschwächung des Antisemitismus in den muslimischen Ländern keineswegs zu erwarten. Dazu kommt, dass die bloße Existenz Israels für die islamischen Expansions- und Vorherrschaftsansprüche eine ständige Provokation darstellt und einen weiteren Vorwand liefert, den muslimischen Antisemitismus am Köcheln zu halten.

Und schließlich hat die muslimische Welt seit Langem eine Inszenierung als armes Opfer kultiviert. Hamed Abdel-Samad sieht Wurzeln dafür bis in eine kranke Psychostruktur des Religions- und Staatsgründers Mohamed zurückreichen (3). Jedenfalls waren es die muslimischen Eliten annähernd 1200 Jahre lang gewohnt, als Herrscher aufzutreten. Die arabisch-islamische kriegerische Expansion bedeutete die brutale Unterwerfung und Unterdrückung diverser Völker von Zentralasien bis zu den Berbern in Nordafrika. Dabei wurden zig Millionen Hindus, Buddhisten, Christen und Anhänger afrikanischer Naturreligionen ermordet. Ungläubige wurden unter islamischer Herrschaft wie beschrieben drangsaliert, ausgeplündert und ihrer Töchter beraubt, ihre Länder zunehmend islamisiert (4).

Der islamische Sklavenhandel führte zur Verschleppung von etwa fünf Millionen Menschen aus Europa, vier Millionen aus Asien, vor allem aus Indien und den Philippinen, und 17-20 Millionen aus „Schwarzafrika“ in die arabischen Kerngebiete. In den schwarzafrikanischen islamischen Sultanaten wurden – über 1300 Jahre verteilt – etwa 53 Millionen Menschen von anderen afrikanischen Völkern geraubt und zur Arbeit gezwungen. Beim Widerstand dieser Völker gegen islamischen Sklavenraub dürften mindestens 15 Millionen Menschen umgebracht worden sein (5).

Beendet wurde dieser Horror dadurch, dass europäische Mächte wie England, Frankreich und Deutschland sowie die USA Ende des 19. Jahrhunderts weltweit die Abschaffung der Sklaverei durchgesetzt haben, teilweise gegen erbitterten Widerstand islamischer Herrscher, von Westafrika bis in den Sudan, wo der radikal-islamische Mahdi-Aufstand 1881 bis 1899 ganz wesentlich ein Aufstand zur Beibehaltung der Sklaverei war.

Die türkisch-osmanische kriegerische Expansion bedeutete die Vernichtung der ursprünglichen Völker in Anatolien, die Unterdrückung der Völker auf dem Balkan sowie die Versklavung und Verschleppung von Millionen Menschen von dort. Der türkische Nationalismus führte zu einer Vernichtungspolitik gegen die kleinasiatischen Griechen und gegen die Armenier sowie zu einer Politik der Zwangsassimilierung gegenüber den Kurden.

Viele Jahrhunderte lang expandierte der Islam, entwickelte sich eine Herrschaftskultur der muslimischen Eliten und auch in der einfachen Bevölkerung eine Haltung, etwas Besseres zu sein als die minderwertigen Ungläubigen. Da die islamische Ökonomie, zurückgehend auf die Tradition der arabischen Stämme, sehr stark auf Raub basierte, waren diese Regionen aber vergleichsweise unproduktiv und fielen in der gesellschaftlichen Entwicklung immer weiter zurück.

Das Ergebnis war, dass die meisten islamischen Gebiete von fortschrittlicheren Ländern, insbesondere von Großbritannien und Frankreich, die ihre eigenen imperialistischen Ziele verfolgten, kolonialisiert wurden. Und nach dem Ersten Weltkrieg wurde auch noch das Osmanische Reich deutlich verkleinert, nämlich auf das türkische Kernland sowie kurdische, armenische und griechische Siedlungsgebiete. Das war für die herrschaftsgewohnte und hochmütige islamische Welt, die bisher andere erobert und kolonialisiert hatte, ein Trauma.

Diese Entwicklung ist seitdem der Stoff für die Inszenierung der Muslime als arme Opfer. Ebenfalls dafür herangezogen werden die Kreuzzüge, die als christliche Aggression gegen die muslimische Welt dargestellt werden, wofür die Europäer ständig Abbitte leisten sollen. In größerer historischer Perspektive ist eine solche Darstellung unhaltbar, denn die Kreuzzüge des Mittelalters waren letztlich eine Defensivmaßnahme, eine Reaktion auf die drei vorangegangenen Jahrhunderte islamischer Expansion, auf die arabische Okkupation und Islamisierung von bislang christlichen Regionen.

Die muslimische Opfer-Inszenierung wurde jedenfalls immer mehr zu einem moralischen Angriff gegen die Europäer und fand in immer größeren Teilen der westlichen Welt offene Türen vor.

Nämlich deshalb, weil im Westen die vorherige arrogante Selbstüberhöhung zunehmend in dekadenten Selbsthass umschlug, ideologisch begleitet von „postcolonial studies“, von „critical whiteness“ und schließlich einem offiziellen „Antirassismus“, der jede Kritik an Nichtweißen und außereuropäischen Kulturen auf geradezu religiöse Weise tabuisiert.

Gleichzeitig waren in der muslimischen Welt Projekte der Modernisierung und der nachholenden Entwicklung gescheitert – einerseits an den eigenen rückständigen Strukturen, andererseits am imperialistischen Weltsystem. Das rasante Bevölkerungswachstum, das sich vor allem auf die Rechtlosigkeit und Unterdrückung von Frauen und die Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit stützt, führt zu einem „youth bulge“, einer riesigen Zahl von jungen Männern, die keine ökonomische und Familienperspektive finden und sozialen Sprengstoff darstellen.

Im Iran wurde Mohammad Mossadegh, der für Modernisierung und Verstaatlichung der angloamerikanischen Ölkonzerne stand, von Großbritannien und den USA weggeputscht. Der Nasserismus in Ägypten und die Baath-Regime in Syrien und dem Irak konnten ihre Versprechen von wirtschaftlicher Entwicklung und besserem Leben nach westlichem Vorbild nicht erfüllen. Die enttäuschten Hoffnungen in der Bevölkerung führten zu einer Enttäuschung über die Moderne und zu einem Rückgriff auf Tradition und Islam. Befördert wurde das außerdem durch die US-Unterstützung des radikal-islamischen Regimes in Saudi-Arabien und von islamischen Extremisten gegen die Sowjetunion in Afghanistan sowie gegen die unbotmäßigen Regime im Irak, in Syrien und Libyen.

Der zionistische Staat

Die in der islamischen Welt immer stärkere Stimmung gegen die Moderne, gegen den Westen und die USA verband sich zunehmend mit einer antisemitischen Weltverschwörungstheorie, wonach „die Juden“ die USA beherrschen und so für tatsächliche oder vermeintliche Ungerechtigkeiten gegen „die Muslime“ verantwortlich seien.

Der eigene, im Islam verankerte und ohnehin schon eliminatorische Antisemitismus wird ergänzt durch die Reproduktion von Texten des europäischen Antisemitismus wie Hitlers „Mein Kampf“ oder den „Protokollen der Weisen von Zion“, die im arabischen Raum bis heute erhebliche Verbreitung haben. Die im Koran enthaltenen Vernichtungsabsichten gegen Ungläubige werden so auf Juden und Israel konzentriert.

Wer aus einer linken Tradition kommt, die Antifaschismus betont, Antisemitismus bekämpft und gleichzeitig Solidarität mit den Palästinensern gegen den Zionismus postuliert, muss sich angesichts der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte doch einige Fragen stellen.

Wenn unter den Palästinensern säkulare Strömungen und linke Kräfte wie die „Volksfront zu Befreiung Palästinas“ (PFLP) schwächer werden und die mörderischen islamischen Antisemiten immer stärker, muss dann nicht die (kritische) Unterstützung für die Palästinenser zumindest ausgesetzt werden? Ist eine taktische Positionierung nicht auch immer von den handelnden Kräften abhängig? Muss man nach genauerer Beschäftigung mit dem Islam nicht zur Kenntnis nehmen, dass muslimische Judenfeindschaft nicht auf die israelische Staatsgründung reduziert werden kann, sondern bereits im Koran verwurzelt ist?

Und ist die traditionelle linke These, dass die arabischen Länder allesamt ausgebeutete Halbkolonien sind, Israel aber ein imperialistischer Staat, heute noch haltbar? Immerhin ist arabisches Kapital mittlerweile ein wichtiger Player im globalen Kapitalismus. Plakativ zum Ausdruck kommt das darin, dass das Emirat Katar, der Ölstaat hinter den islamischen Extremisten der Muslimbrüder und der Hamas, der eng mit dem AKP-Regime in der Türkei und den Taliban kooperiert, den französischen Fußballklub PSG de facto kontrolliert und den FC Barcelona sponsert. Fly Emirates wiederum ist der Sponsor von Arsenal FC, Real Madrid, AC Milan, Olympique Lyon und anderen. Und dass Katar die Fußball-WM 2022 zugesprochen bekommen hat, brachte dessen Einfluss symbolträchtig ins Rampenlicht.

Dahinter steckt auch massive ökonomische Macht. Allein Katar ist über seine Dachgesellschaft Qatar Investment Authority (QIA) an zahlreichen internationalen Großkonzernen beteiligt, etwa an VW zu 14,6 Prozent, der Deutschen Bank, an Credit Suisse, an Total, Barclays, dem Flughafen Heathrow, der Reederei Hapag Lloyd, bei der russischen Ölgesellschaft Rosneft oder beim französischen Mischkonzern Lagardere. Weltweit hat QIA etwa 330 Milliarden US-Dollar angelegt und gehört damit zu den ganz großen Playern. Dazu kommen Saudi-Arabien, andere Golfstaaten und auch die Türkei, die ebenfalls über etliche relevante Konzerne verfügt. Das ökonomische Gewicht dieser islamischen Länder ist im Weltkapitalismus längst größer als das Israels, sie sind Teil des imperialistischen Systems.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob der israelisch-arabische Konflikt nur mit Blick auf Palästina bewertet werden kann oder ob da nicht eine weitere Perspektive nötig ist. Israel hat etwa 700.000 palästinensische Araber vertrieben; 156.000 konnten im Land bleiben und sind die Vorfahren von heute 1,2 Millionen arabischen Israelis. Umgekehrt haben arabische Länder 900.000 Juden vertrieben, darunter etwa 260.000 aus Marokko, 140.000 aus Algerien, 90.000 aus Tunesien, 80.000 aus Ägypten, 140.000 aus dem Irak und 60.000 aus dem Jemen. Sie sind überwiegend in Israel gelandet. Heute leben in arabischen Ländern maximal noch 4.500 Juden, und das unter sehr prekären Verhältnissen (6).

De facto fand hier ein Bevölkerungsaustausch statt. Die orientalischen Christen haben die Möglichkeit verpasst, sich ein Gebiet vor der muslimischen Expansion zu sichern und dort alle Christen aus der arabischen Welt zusammenzufassen; stattdessen werden sie von Ägypten bis in den Irak fast überall verfolgt und immer mehr marginalisiert. Bei arabischen Gebietsansprüchen in Palästina müssten dann Juden ihrerseits Gebiete in Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten, dem Irak und im Jemen für sich reklamieren können.

Und schließlich wird aus historischem Unrecht irgendwann eine neue Realität. Die Juden haben sich damit abgefunden, dass sie ihre Herkunftsgebiete in Marokko oder dem Jemen, in Polen oder Litauen verloren haben. Ähnliches gilt für die Millionen aus Ostpreußen, Schlesien oder dem Sudetenland vertriebenen Deutschen. Die arabischen Länder aber haben bewusst die Integration der 700.000 vertriebenen Palästinenser blockiert und sie stattdessen in Israels Nachbarländern in Lagern zusammengeballt, um eine ständige Drohkulisse gegen den jüdischen Staat aufrechtzuerhalten.

In diesen Lagern kam es zu einer Bevölkerungsexplosion, sodass in arabischen Staaten heute 5,9 Millionen Palästinenser leben. Thilo Sarrazin schreibt dazu im Vergleich zu den aus den Ostgebieten vertriebenen Deutschen: „Bei einer ähnlichen Demografie und einer ähnlichen Politik würden heute rund 80 Millionen vertriebene Deutsche aus grenznahen Lagern in Tschechien und Polen Einlass begehren“ (7).

Ein Aspekt der traditionellen linken Positionierung zu Israel ist freilich weiterhin gültig: Geopolitisch betrachtet spielt der jüdische Staat die Rolle eines Brückenkopfes des US-Imperiums in der Region.

Während sich arabische Staaten wie Ägypten oder Saudi-Arabien gerade seit 2022 ansatzweise von den USA emanzipiert haben, ist Israel ein verlässlicher Verbündeter Washingtons – auch wenn die israelische Regierung sich zum banderistischen Regime in Kiew Abstand bewahrt hat. Die Abhängigkeit Israels von den USA hängt freilich auch damit zusammen, dass die muslimischen Nachbarstaaten den jüdischen Staat weiterhin mehr oder weniger feindselig betrachten.

In der sogenannten Corona-Pandemie hat Israel eine Vorreiterrolle bei der Exekution diverser „Maßnahmen“ des globalen Regimes eingenommen und dabei die eigene Bevölkerung als eine der ersten als Versuchskaninchen den mRNA-Geninjektionen ausgeliefert. Auf einer anderen Ebene bahnt sich aber – wie wir noch sehen werden – ein Konflikt zwischen dem jüdischen Nationalstaat und der globalistischen Agenda an.

Beschönigung von tatsächlichem Antisemitismus

2006 wurde südlich von Paris der 23-jährige Jude Ilan Halimi 24 Tage lang gefoltert und schließlich ermordet. Beteiligt waren insgesamt 25 muslimische Einwanderer, als aktive Täter, als Aufpasser, Nachbarn und Bekannte, teilweise als Zuschauer bei den Torturen. 2012 erschoss der Islamist Mohammed Merah in einer jüdischen Schule in Toulouse einen Lehrer und drei Kinder. 2017 wurde die pensionierte jüdische Ärztin Sarah Attal-Halimi von einem Nachbarn, dem 27-jährigen Kobili Traoré, der aus Mali stammte und eine salafistische Moschee besuchte, grausam malträtiert und unter Allahu-Akbar-Schreien vom Balkon ihrer Pariser Wohnung gestürzt. 2018 wurde die 85-jährige Holocaust-Überlebende Mirelle Knoll in ihrer Wohnung in Paris, nachdem sie bereits Morddrohungen erhalten hatte, von zwei muslimischen Antisemiten mit elf Messerstichen ermordet.

Der in Marokko geborene jüdische Historiker Georges Bensoussan, der für die Shoah-Gedenkstätte in Paris arbeitete, sagte 2017, der „traditionelle Antisemitismus in Frankreich, der von den Rechtsextremen oder konservativen katholischen Kreisen ausgeht“, spiele „kaum mehr eine Rolle“. Die „wahre Neuheit“ sei „der muslimische Antisemitismus. Nicht nur in Frankreich, sondern weltweit“. Und: „In den letzten Jahren wurden 14 Juden in Frankreich bei antisemitischen Angriffen ermordet. Nicht jeder Täter war arabischer Abstammung, aber ausnahmslos alle waren Muslime“ (8).

Und dabei sind die antisemitisch motivierten Morde nur die Spitze des Eisberges. Unter der Wasseroberfläche gibt es in Frankreich seit der Jahrtausendwende eine Welle von Beleidigungen, Drohungen und Gewalt gegen Juden, die fast immer von Muslimen ausgehen. Noa Goldfarb, eine in Israel lebende Enkelin von Mirelle Knoll, schrieb nach dem Tod ihrer Großmutter: „Vor 20 Jahren habe ich Paris verlassen, weil ich wusste, dass ich dort keine Zukunft habe – weder ich noch das jüdische Volk.“

Und sie ist nicht die Einzige. In den öffentlichen Schulen in muslimisch dominierten Vierteln gibt es de facto keine jüdischen Schüler mehr, weil die Gefahr durch Mitschüler zu groß ist. Schon bis 2017 waren 50.000 Juden aus den Vorstädten von Paris weggezogen, um den Übergriffen der muslimischen Mehrheit zu entgehen. Zwischen 2000 und 2018 sind 52.000 französische Juden nach Israel ausgewandert, dazu kommen noch tausende, die ins französischsprachige Kanada oder in die USA gingen.

In Frankreich ist die beschriebene Entwicklung sicherlich weiter fortgeschritten als im deutschsprachigen Raum, die muslimische Dominanz in bestimmten Stadtteilen noch gefestigter (9). Aber auch in Deutschland und Österreich erlebt die jüdische Bevölkerung die Feindseligkeit von Muslimen. In einer Studie des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IDZ) aus Bielefeld von 2017 gaben 81 Prozent der befragten Juden in Deutschland an, schon einmal von Muslimen angegriffen worden zu sein, 61 Prozent hatten verbale Beleidigungen oder Belästigungen erlebt. Physische Angriffe auf Juden und die Schändung und Zerstörung von Synagogen werden demnach hauptsächlich von jungen muslimischen Tätern, meist arabischer Abstammung verübt, berichtet das IDZ (10).

Diese Einschätzung wird von vielen Erfahrungen bestätigt, die man auch in Österreich oder Deutschland in Bereichen machen konnte, in denen Muslime zumindest eine starke Minderheit oder eine Mehrheit darstellen.

Der muslimische Antisemitismus in Deutschland und Österreich reicht von offen judenfeindlichen Sprüchen unter Schülern bis zu positiven Äußerungen über Adolf Hitler und sein Vorgehen gegen die Juden. In manchen Fällen geht das sogar so weit, dass es Hitler als Fehler angekreidet wird, dass er „nicht alle“ Juden getötet habe (11).

Und schließlich schreiten manche muslimische Antisemiten zur Tat und beschimpfen, bedrohen oder attackieren Menschen, die sie als Juden identifizieren.

Die türkischstämmige Islamkritikerin Necla Kelek schrieb 2009: „Wer mitbekommt, wie eine Gruppe muslimischer Jungen und Mädchen, Männer und Frauen unter sich über deutsche Mädchen, die Deutschen oder die Juden redet, dem wird es schlicht die Sprache verschlagen über die Ablehnung und die Verachtung, die ihm entgegenschlägt“ (12).

Natürlich sind die meisten Muslime keine Judenmörder, aber die Geringschätzung von Juden gehört, wie der erwähnte Historiker Bensoussan sagt, „zur traditionellen Kultur im Maghreb, in Algerien, Tunesien und Marokko“ – und wohl in den meisten islamischen Ländern, weil die Judenfeindschaft in der islamischen Lehre verwurzelt ist. Dementsprechend sind nach den antisemitischen Morden in Frankreich die Aufrufe von jüdischen Verbänden an die französischen Imame, die antisemitischen Stellen aus dem Koran zu entfernen, verhallt. Der Koran darf eben nicht verändert werden, denn Allah hat ihn Mohammed wortwörtlich diktiert.

Der politische und mediale Mainstream war zwar empört, als in Frankreich die aufsehenerregenden antisemitischen Morde stattfanden. Doch gleichzeitig ist er stets bemüht zu betonen, dass das „nichts mit dem Islam zu tun“ habe. Von extremistischen oder psychisch gestörten Einzeltätern ist dann oft die Rede. Auch Bensoussan stellt fest, dass in Frankreich zwar über den grassierenden Antisemitismus gesprochen werde, man jedoch die muslimischen Täter möglichst nicht benennen wolle.

Ähnlich agiert der Mainstream im deutschsprachigen Raum. Die meisten Antisemitismus-Studien und erst recht die medialen Berichte darüber geben sich entsetzt über das Ausmaß an Antisemitismus, führen aber nicht aus, wer die Täter sind. Und vor allem findet meist eine grobe Vermischung statt – von tatsächlicher Judenfeindschaft in Form von Beleidigungen, Bedrohungen oder Gewalt mit Israelkritik, die antisemitisch sein kann, aber nicht muss, oder mit missglückten Vergleichen von Gegnern der autoritären Corona-Maßnahmen. Über letzteren Punkt hat es das Establishment geschafft, den Prozentsatz einheimischer „Antisemiten“ einigermaßen hoch zu halten. Das Ziel scheint es jeweils zu sein, die offene, aggressive und oftmals gewalttätige Judenfeindschaft vieler muslimischer Migranten zu vertuschen, ist deren Zuwanderung nach Europa doch ein wesentlicher Punkt der globalistischen Agenda.

Vom globalistischen Establishment und seinen Medien ebenso totgeschwiegen oder verharmlost wird der Antisemitismus der ukrainischen Nationalisten, den Verbündeten der NATO. Das Establishment des „Wertewestens“ sieht über den Kult um Stepan Bandera und sogar über die Nazi-Mörderbanden in der Ukraine großzügig hinweg – dienen sie doch den aktuellen Interessen von USA, NATO und Globalisten. Dieses Hinwegsehen über die Benutzung echter Nazis für ihre eigentlichen Ziele demonstriert eindrücklich, wie instrumentell und vorgeschoben für die EU-Regierungen und die westlichen Regimemedien die Ablehnung von Antisemitismus und „Antifaschismus“ in Wahrheit ist.

In der Ukraine wurde 2013/14 die gewählte Regierung durch gewaltsame Proteste am Kiewer Maidan hinweggeputscht. Die radikalsten und entscheidendsten Kräfte waren rechtsextreme Verbände, nämlich die rechtsextreme Partei Swoboda und die Schläger des sogenannten „Rechten Sektors“, beides Kräfte in der Tradition der ukrainischen NS-Kollaborateure. Hier handelte es sich um echte Nazis, sowohl von ihrer Ideologie her als auch in ihrer gewaltsamen Praxis des Terrors. Dennoch wurden diese Kräfte bereits über Jahre von den USA protegiert, dennoch der von Nazis dominierte Maidan-Putsch vom Westen unterstützt, dennoch mischte sich unter die Nazi-Schläger am Maidan die US-Vizeaußenministerin Victoria Nuland.

Als im Südosten der Ukraine die überwiegend russischsprachige Bevölkerung gegen den nationalistischen Putsch auf die Straße ging, waren es führend rechtsextreme Verbände, die Städte wie Mariupol, Slawiansk, Charkow und Odessa gewaltsam wieder unter Kontrolle des Regimes in Kiew brachten. In der Westukraine fanden seit 2014 zahlreiche offene Huldigungen für die SS-Division Galizien statt.

Auch im folgenden Bürgerkrieg in der Ostukraine spielten die faschistischen Mörderbanden eine wesentliche Rolle in den sogenannten „Freiwilligenbataillonen“ Asow, Ajdar und so weiter. Asow etwa wurde unter dem Kommando des bekannten Neonazis Andriy Biletsky gebildet. Dieser hatte erklärt, dass die Mission der Ukraine darin bestehe, „die weißen Rassen der Welt im letzten Kreuzzug anzuführen… gegen die von den Semiten geführten Untermenschen“.

Das Regime in Kiew bekennt sich zwar nicht offen zur Tradition des Nazismus, aber wohl zur „Organisation Ukrainischer Nationalisten“ (OUN) von Stepan Bandera. Deren fanatischer Antisemitismus führte sie zur Beteiligung an zahlreichen Massakern an der jüdischen Bevölkerung. Seit 2014 erlebt die Ukraine eine weit verbreitete Verehrung des NS-Kollaborateurs Bandera. Überall in der Ukraine werden überdimensionale Denkmäler für ihn aufgestellt, Museen für ihn eingerichtet. Das Maidan-Putschregime verehrt Bandera wie einen Nationalheiligen, mit Briefmarken, Gedenktagen und Feiertagen. Hunderte Straßen wurden nach ihm benannt – darunter eine Hauptstraße in Kiew (13).

Dieses Regime in Kiew wird von den NATO-Staaten und seinem angeblich „antifaschistischen“ politischen und medialen Establishment getragen. Aufschlussreich ist auch die Positionierung der westeuropäischen Rechten zum Ukraine-Konflikt: Die Teile, die mehr oder weniger in der NS-Tradition stehen oder keinen klaren Bruch mit der faschistischen Herkunft vollzogen haben, unterstützen in der Regel das ukrainische Regime – gerade wegen des dortigen Hypes um Bandera, die SS-Kollaborateure und wegen des Einflusses der Asow-Leute. Einige der westeuropäischen Neonazis agieren sogar als Söldner in den nazistischen ukrainischen Verbänden. Die westeuropäische Neue Rechte hingegen sympathisiert, wenn auch teilweise verschämt, mehrheitlich mit Russland – oder kritisiert zumindest beide Konfliktparteien.

In Teil 4 wird es um den Missbrauch von Antisemitismus-Anwürfen und um das Konstrukt des „strukturellen Antisemitismus“ gehen. Es werden die Auswirkungen des Globalismus auf Antisemitismus und auf Israel diskutiert. Und es werden heikle Aspekte wie die Dominanz jüdischer Intellektueller in Strömungen wie den US-Neocons oder den „kosmopolitischen“ Sozialwissenschaftlern besprochen.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Thilo Sarrazin: Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht, München 2018
(2) Sehr eindrücklich wird das herausgearbeitet von Nathan Weinstock: Der zerrissene Faden – Wie die arabische Welt ihre Juden verlor, Freiburg / Wien 2019
(3) Hamed Abdel-Samad: Mohamed – eine Abrechnung, München 2015
(4) Siehe auch: Bat Ye´or: Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam, Gräfeling 2005
(5) Wer über die Sklaverei in Afrika und in Nordamerika mehr wissen will als die oberflächlichen „antirassistischen“ Phrasen, dem sei – je nach Sprachkenntnissen – folgende Literatur empfohlen: Ralph Austen: African Economic History, London 1987, Ralph Austen: The trans-saharan slave trade, New York 1979, Humphrey Fisher: Slavery in the History of Muslim Black Africa, London 2001, Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei, München 2009, Robert Fogel / Stanley Engermann: Time on the Cross: The Economics of American Negro Slavery, Boston 1974, Patrick Manning: Slavery and African Life, Cambrigde 1990, Jochen Meissner / Ulrich Mücke / Klaus Weber: Schwarzes Amerika, München 2008, Olivier Pétré-Grenouilleau: Les traites négrieres, Paris 2004
(6) Eine genauere Beschreibung findet sich auch hier bei Nathan Weinstock: Der zerrissene Faden – Wie die arabische Welt ihre Juden verlor, Freiburg / Wien 2019
(7) Thilo Sarrazin: Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht, München 2018
(8) https://www.deutschlandfunk.de/antisemitismus-in-frankreich-du-bist-ein-dreckiger-jude-100.html
(9) Eindrucksvoll beschreibt Fewzi Benhabib, wie der Pariser Vorort Saint-Denis unter die Kontrolle traditioneller Muslime kam: https://www.diepresse.com/4869481/saint-denis-wie-meine-stadt-islamistisch-wurde
(10) https://www.focus.de/politik/deutschland/integration-gescheitert-ueberwiegend-judenfeindlich-deutschland-sitzt-auf-einem-pulverfass-islam-legt-die-lunte_id_13300817.html
(11) Der Autor dieses Textes hat 12 Jahre in einem Bereich gearbeitet, in dem knapp die Hälfte Muslime waren, und hat diesen „Vorwurf“ an Hitler über die Jahre hinweg zigmal gehört, von ganz unterschiedlichen Menschen, die sich nicht kannten, und die dabei meist die mehr oder weniger offene Zustimmung von einigen anderen Muslimen erhielten. Diese Anhänger des Massenmordes waren meist Araber, in einzelnen Fällen aber auch Türken oder Tschetschenen. Die Mehrheit der Muslime hat diese mörderische Sicht nicht unterstützt, oft aber dennoch antisemitische Haltungen eingenommen. In einigen Fälle konnte der Autor mitanhören, wie sich junge Muslime darüber unterhielten, am Wochenende „Juden zu klatschen“; zur Rede gestellt oder mit Anzeigen bedroht, wurde das dann als „Spaß“ oder „Gerede“ abgetan.
(12) Necla Kelek: Der menschliche Makel, https://taz.de/!5166212/
(13) Siehe dazu genauer: Eric Angerer: https://www.manova.news/artikel/eine-perverse-koalition