Anpfiff am Abgrund
Im Manova-Exklusivgespräch mit Walter van Rossum erläutern der Fußballweltmeister Thomas Berthold, der Philosoph Matthias Burchardt und der Kommunikationsforscher Michael Meyen, warum die Fußball-EM kein zweites Sommermärchen wird.
„United by Football“ lautet das Motto der gerade angelaufenen Fußballeuropameisterschaft in Deutschland. Wir erlauben uns in diesem Gespräch ein deutliches Fragezeichen hinter diese Formel zu setzen. „United by Football“ lässt deutlich eine politische Absicht erkennen. Fußball soll es irgendwie retten. Er soll der Kitt sein, der die Gesellschaft zusammenhält, oder besser: wieder zusammenführt. Pausenlos wird das „Sommermärchen“ beschworen — die schönen Fußballwochen 2006, als die Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wurde. Mag sein, dass das damals eine große geglückte Party war. Mit Sicherheit hat sich damals das Land nicht neu erfunden oder ging es gar gesellschaftlich aufwärts, wie in öffentlich-rechtlichen Fußball-Andachten gerne verkündet wird. Ein Beitrag zum #Fußball-EM-Spezial.
Der Film Deutschland. Ein Sommermärchen (2006) von Sönke Wortmann ist die mythologische Fortsetzung seines Films Das Wunder von Bern (2003), der suggerierte, dass der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern Deutschlands Wiedereintritt in die zivilisierte Welt bewirkt habe.
Aufdringlich wird Fußball zum Austragungsort von Gemeinschaftsoperetten hochtoupiert, um den Verlust von Gesellschaftsbewusstsein zu kaschieren.
Die drei Fußballexperten beobachten heute gewisse Verschleiß- und Ermüdungserscheinungen im deutschen Fußball nach Jahren extensiver Ökonomisierung und Professionalisierung der Branche auf allen Ebenen. Bei allen Vorbehalten: In diesem Gespräch schimmert auch die alte Leidenschaft für das Spiel durch.
The Great WeSet: Walter van Rossum im Gespräch mit Thomas Berthold, Matthias Burchardt und Michael Meyen
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