Agenten der Macht
Organisationen und Kräfte, die niemand gewählt hat, lenken — meist im Verborgenen — unsere Geschicke. Editorial zur vierten Ausgabe von GEGENDRUCK.
„Die im Dunkeln sieht man nicht“, heißt es in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. Manche der Organisationen, um die es in dieser Textsammlung geht, sieht man auch durchaus, weil sie viel auf der Straße demonstrieren — aber ihre Verbindungen zur Regierung und ihre wahre „Funktion“ im politischen Spiel werden bewusst im Unklaren gelassen. Die Faustregel ist ja: Wenn sich jemand „Nicht-Regierungs-Organisation“ nennt, hat mit Sicherheit die Regierung ihre Hand im Spiel. Und: Je intransparenter und undemokratischer eine Organisation ist, desto größer ihre Macht. Die wirklich Großen wollen sich von der unwissenden Plebs ja nur ungern stören lassen. In dieser Ausgabe von GEGENDRUCK legen mehr als 20 kompetente und bissige Autorinnen und Autoren ihre gut recherchierten Erkenntnisse über bestimmte Einflussagenten der Macht dar. Dabei kann es sich um NGOs handeln ebenso wie um dubiose Thinktanks und Stiftungen, die sich gern einen gemeinnützigen Anstrich geben. Wer ihr fragwürdiges Wirken durchschauen und sich dagegen wehren will, für den ist die Lektüre dieser mitreißenden Anthologie unentbehrlich.
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zur vierten GEGENDRUCK.
Nach den drei Ausgaben „Sie wollen Krieg“, „Staat gegen Bürger“ und „Schlachtfeld Gehirn“ beschäftigen wir uns dieses Mal mit den „Agenten der Macht“. Insgesamt haben wir bisher etwa 10.000 Exemplare verkauft. Daher bedanken wir uns hiermit ganz herzlich bei unseren Leserinnen und Lesern für das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Der bisherige Preis von 18 Euro basierte darauf, dass die Autoren uns ihre Texte „ehrenamtlich und kostenfrei“ zur Verfügung stellten. Das kann auf Dauer so nicht bleiben. Denn Selbstausbeutung hat ihre Grenzen. Die meisten Wissenschaftler und Journalisten, die für uns und andere alternative Medien schreiben, verfügen im Gegensatz zu jenen, die für regimetreue, ideologisch gleichgeschaltete Herrschafts-Biotope arbeiten, nicht über solide Einkommen. Um unseren Autoren künftig zumindest eine minimale Anerkennung für die geleistete Arbeit an unserem Magazin zukommen lassen zu können, erhöhen wir den Preis ab der vorliegenden Ausgabe auf 20 Euro.
Im aktuellen Magazin gehen wir der Frage nach, welche Rolle im politischen Konzert „Einflussagenten“ wie Thinktanks, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Stiftungen spielen und wie sie die Geschicke und Entwicklungen in den Staaten der „westlichen Werteordnung“ modellieren oder sogar maßgeblich formen. Die genaue Zahl diese „Agenten“ ist nicht zu bestimmen, da viele Organisationen nicht direkt als Thinktank oder NGO erkennbar sind und auch sehr verschiedene Rollen spielen. Einige Aussagen lassen sich aufgrund der verfügbaren Datenlage dennoch machen:
Thinktanks sind Forschungseinrichtungen, die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Analysen erstellen und als Berater für Regierungen, Unternehmen und Medien fungieren. In den USA gibt es etwa 2.200 Thinktanks — die weltweit höchste Dichte an Denkfabriken. In Deutschland sind zwischen 220 und 250 Thinktanks mit direkter oder indirekter politischer Einflussnahme tätig.
Die Zahl der NGOs liegt deutlich höher. In den USA existieren etwa 1,5 bis 2 Millionen. Davon sind bis zu 100.000 mit politischer oder gesellschaftlicher Einflussnahme befasst, zum Beispiel durch Lobbyarbeit, Kampagnen und „Netzwerke“. In Deutschland gibt es ca. 600.000 eingetragene Vereine, von denen viele als NGO gelten können. 15.000 bis 25.000 sind im weitesten Sinne politisch aktiv. 130 bis 150 „große NGOs“ widmen sich explizit Politikfeldern wie Entwicklung, Umwelt und Menschenrechte.
Von den etwa 86.000 in den USA aktiven Stiftungen üben 10.000 bis 15.000 einen direkten oder indirekten politischen Einfluss aus. Die entsprechende Zahl für Deutschland liegt sehr unbestimmt zwischen 1.000 und 2.000.
Zahlreiche „Einflussagenten“ fungieren als subtil-geheimdienstliche Machtinstrumente der Herrschaftskasten und sind mit politischer Wühlarbeit im In- und Ausland beschäftigt. Die Bandbreite ihres „Wirkens“ ist gigantisch und reicht von der Destabilisierung politischer Verhältnisse über Angstproduktion und Kriegstreiberei bis hin zu Regime-Change-Operationen.
Im Namen des gesamten Teams,
Ullrich Mies
Hier können Sie das Buch bestellen: „Gegendruck 4: Agenten der Macht“