Die Welt von Morgen
Entwurf der Utopie für eine bessere Welt. Teil 5/7.
Dass wir nicht in der besten aller Welten leben, scheint immer mehr Menschen klar zu werden. Angesichts steigender Armut großer Bevölkerungsschichten, der Ausbeutung armer, aber rohstoffreicher Länder, sozialer Verwerfungen und der rasant fortschreitenden Umweltzerstörung offenbart das System immer offensichtlicher seine Unzulänglichkeiten. Viele sind sich einig: Der Kapitalismus ist eine Hauptursache für diese Entwicklungen, er hat sich überlebt und daher kämpfen immer mehr Menschen für eine bessere, eine gerechtere, eine andere Welt. Wie eine solche Welt konkret aussehen kann, ist dabei eine große Herausforderung. Wer allerdings keine Vorstellung davon hat, wohin die Reise gehen soll, tut sich schwer, sinnvoll für eine Veränderung einzutreten. In dieser Artikelreihe soll daher ein Vorschlag für eine alternative Gesellschaft skizziert werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden die Notwendigkeiten eines neuen Systems dargelegt sowie Möglichkeiten präsentiert, wie ein solches aussehen könnte. Dabei wird auf alle wichtigen Bereiche gesellschaftlichen Zusammenlebens eingegangen.
In den ersten vier Teilen dieser Serie haben wir uns mit der Notwendigkeit eines alternativen Gesellschaftssystems und mit dessen humanistischen Grundprinzipien beschäftigt. Wir haben ein politisches System entwickelt und darauf aufbauend eine alternative Form der Verteilung und Versorgung sowie der Produktion. Daraufhin haben wir die Veränderungen der Gesellschaft untersucht. Dies wird im Folgenden fortgesetzt.
Wohnen im Kapitalismus
Der Kapitalismus hat selbst das lebensnotwendige Grundbedürfnis des Wohnens zur Ware gemacht. Dies führte zu einer starken Spaltung der Gesellschaft: Während sich die Wohlhabenderen große Eigentumshäuser oder gar Villen in ruhigen Stadtvierteln oder auf dem Land leisten können, müssen die weniger gut Situierten in den Ballungszentren der Metropolen Wohnungen zu überhöhten Preisen mieten. Dabei verloren die ländlichen Gebiete ihre Bevölkerung, da die Menschen der zum Lebensunterhalt notwendigen Arbeit „hinterherziehen“ mussten, auch wenn sie sich auf dem Land wohler fühlten. Wohnraum in den Städten wurde dadurch zu einer beliebten Anlagemöglichkeit der Bessergestellten, die ihren Wohlstand durch überhöhte Mieten ausbauen wollen.
Die unteren Einkommensschichten zahlen dabei geringere Wohnqualität als Preis. Durch die immer höheren Mieten müssen sie in schäbigere Stadtviertel ausweichen, bis diese Gebiete Gegenstand der Gentrifizierung und damit ebenfalls zu teuer werden. So werden diese Menschen aus ihrem Wohnraum immer weiter an die Peripherie gedrängt. Hinzu kommt, dass sie einen großen Teil ihrer Löhne für die Miete ausgeben müssen, und dass so für die übrige Lebensqualität wenig zurückbleibt.
Für das System überflüssig gewordene Arbeitslose werden in billige Wohnbunker gepfercht, in denen sie – außerhalb der Wahrnehmung der übrigen Bevölkerung – verwahrlosen. Schlimmstenfalls verlieren sie diese Wohnungen auch noch und landen auf der Straße. Die Tatsache, dass in den reichsten Industrieländern überhaupt Menschen auf der Straße leben, ist vollkommen absurd, jedoch dem auf Verdrängung und Ausbeutung ausgerichteten kapitalistischen System zuzuschreiben.
Grundrecht Wohnen
In einer neuen Gesellschaft wird Wohnraum zum Grundrecht eines jeden Menschen. Da es kein Geld mehr gibt, können auch keine Mieten mehr gefordert und Wohnräume nicht als Anlageobjekt missbraucht werden. Wohnraum erhält vielmehr jeder Bürger. Es ist zu erwarten, dass die Versorgung durch die Räte eine Abwanderung aus den Ballungsgebieten zurück in ländliche Regionen auslösen wird. Da im Laufe der Zeit die Bevölkerung global schrumpfen wird (mehr dazu später), kann auch überflüssig gewordener Wohnraum langsam zurückgebaut werden, insbesondere die menschenunwürdigen Wohntürme und Mietskasernen. Die dabei anfallenden Materialien, die teilweise hochgradig giftig sind, müssen – soweit möglich – recycelt werden. Ist dies nicht möglich, muss der Wohnraum so lange bestehen bleiben, bis Wissenschaftler eine Methode entwickelt haben, die vorliegenden Giftstoffe zu neutralisieren und die Materialien zu recyceln.
Die Art des Wohnens wird sich ändern: Statt riesiger Häuser werden die Räte den Trend zu kleineren Wohneinheiten fördern. Neuer Wohnraum wird aus natürlichen, nachhaltig abgebauten Materialien entstehen. Dabei wird auch die Autarkie der Wohneinheiten berücksichtigt, sodass die Wasser- und Energieversorgung unabhängig von zentralen Systemen funktionieren. Bestehender Wohnraum wird – falls von den Bewohnern gewünscht – zu autarken Einheiten umgebaut. Bei dem Umbau des Wohnraums wird vor allem auf die Qualität des Wohnens geachtet.
Letztlich wird niemand mehr auf der Straße oder in einer heruntergekommenen Sozialwohnung leben müssen. Für die Verteilung des Wohnraums einer Kommune ist der jeweilige Kommunalrat zuständig. Bei einem gewünschten oder notwendigen Umzug wird Wohnraum jedoch nicht einfach zugewiesen. Vielmehr fungieren Vertreter des Rates als eine Art Wohnungsmakler, die zur Verfügung stehende Objekte an interessierte Menschen vermitteln.
Wohnraum befindet sich somit grundsätzlich im Eigentum des Staates, also der Gesamtheit aller Menschen innerhalb einer Kommune. Jene, die einen Wohnraum neu beziehen, erhalten aber ein ausschließliches Nutzungsrecht, solange sie es wünschen. Sollten Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung sterben, vermittelt der Kommunalrat den Wohnraum nur dann neu, wenn sich keine Erben finden, die den Wohnraum beziehen wollen.
Im Laufe des Transformationsprozesses wird es zu einer Deurbanisierung kommen. Arbeit, vor allem in der Landwirtschaft, werden die Menschen wieder verstärkt auf dem Land finden, sodass sie die engen, dreckigen Städte verlassen können. Dies in Verbindung mit der Deindustrialisierung und Abschaffung überflüssiger Arbeit führt dazu, dass in den Städten viele Gebäuden leer stehen werden. Diese können rückgebaut und durch Grünflächen ersetzt oder einem beliebigen anderen Zweck gewidmet werden. So ist es beispielweise denkbar, alte Fabriken zu Werkstätten, Cafés oder Wohnraum umzubauen.
So wird in einer neuen Gesellschaft qualitativ hochwertiger Wohnraum jedem Menschen zur Verfügung gestellt. Dieser wird zu energie- und wasserautarken Einheiten umgerüstet, neuer Wohnraum im Einklang mit der Natur geschaffen, wobei der Trend zu kleinen, auf das wirklich Notwendige beschränkte Wohneinheiten geht.
Eigentum
Mit der Frage des Wohnens ist jene des Eigentums eng verbunden.
Der Kapitalismus ist determiniert durch die maßlose Anhäufung größtenteils nutzloser Dinge, die als Ersatz für echte Anerkennung und Liebe dienen, welche im von Neid, Missgunst und Raffgier geprägten Kapitalismus allzu oft auf der Strecke bleiben. Diese maßlose Anhäufung nutzlosen Eigentums hat jedoch nicht nur den Menschen von sich selbst und seinen natürlichen Bedürfnissen entfremdet, sondern den Planeten auch in ein reines Ressourcenlager verwandelt, den auszubeuten das höchste aller Ziele zu sein scheint, um die Konsumspirale immer weiter anzutreiben.
Produktionsmaschinen sind Eigentum weniger Kapitalisten sowie indirekt auch der Aktionäre, die sich an Hedgefonds und ähnlichen Finanzgeschäften beteiligt haben. Dies führt dazu, dass die Arbeiter – vollkommen entfremdet von ihrer Arbeit – an Maschinen Waren oder auch nur Teile davon produzieren, mit denen eine Identifikation unmöglich ist. Im Gegenzug werden sie von den Eigentümern mit einem minimalen Lohn abgespeist, da es deren oberste Priorität ist, mit so wenig Risiko und so wenig Einsatz wie möglich die höchsten Erträge zu erzielen.
Dies ist dem auf Wachstum ausgerichteten System zuzuschreiben, das selbst den Eigentümer in die Zwangslage versetzt, sich dem fortwährenden Wachstum unterzuordnen, die Spirale aus Krediten und Schulden zu bedienen und dabei gleichzeitig seine eigene Tasche möglichst gut zu füllen, meist auf Kosten der einfachen Angestellten. Dies führt zu einem Missverhältnis von Arbeit und Lohn sowie zu Missgunst zwischen Eigentümern und Arbeitern und hält letztere in einer konstanten Abhängigkeit von der Großzügigkeit der Eigentümer.
Ferner hat der Kapitalismus Land und Boden in Eigentumsobjekte verwandelt. So kauften reiche Investoren ganze Landstriche, vor allem in der sogenannten dritten Welt, auf, vertrieben die dortige Bevölkerung, um entweder Ressourcen in dem Gebiet abzubauen oder die Böden für industrialisierte Landwirtschaft auszulaugen. Auf diese Weise wurde den Böden großer Schaden zugefügt. Die vertriebene Bevölkerung hatte im besten Falle noch das fragwürdige Glück, für einen Hungerlohn unter der Herrschaft des Kapitalherrn zu arbeiten.
Zudem wird nicht nur jedes Stück Boden privatisiert, sondern auch Gemeineigentum wie Infrastruktur oder Energie- und Wasserversorgung. Das hat immer zur Folge, dass der Gemeinschaft Gemeineigentum entzogen wird und sie dies nur gegen Entgelt nutzen können. Gleichzeitig nimmt die Qualität der gebotenen Leistung stetig ab, da nur so die absurden Renditeerwartungen der Eigentümer erfüllt werden können.
Mittel zum Zweck
In der neuen Gesellschaft wird diese Schieflage geradegerückt. Auf privater Ebene ist die Anhäufung von Eigentum nicht mehr das höchste aller Ziele. Eigentum ist nur noch ein Mittel zum Zweck, spiegelt jedoch keinen gesellschaftlichen Status mehr wider. Jeder definiert sich wieder über das, was er ist und tut statt über sein Eigentum. So genießt ein Mensch dann Anerkennung, wenn sich sein Handeln auf seine Mitmenschen sowie die Umwelt positiv auswirkt, wenn er nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das anderer Menschen bereichert und sich durch Mitmenschlichkeit, Weisheit, Philanthropie, Kreativität und Friedfertigkeit auszeichnet.
Allerdings wird es noch immer privates Eigentum geben. Dieses beschränkt sich aber auf Gebrauchsgegenstände für das tägliche Leben oder eine kulturelle Tätigkeit und schließt Luxusgegenstände aus, allen voran das Auto. Auch findet der Überfluss ein Ende. Die erhöhte Produktion von Gütern minderer Qualität, die schnell unbrauchbar sind und durch neue ersetzt werden müssen, wird beendet. Vor allem der Überfluss an technischen Geräten, aber auch an Nahrungsmitteln, die nur in einigen Regionen der Erde vorkommen und von dort in alle anderen transportiert werden, muss abgeschafft werden.
Jedoch wird im Transformationsprozess niemandem etwas genommen. Jedem steht es frei, sein Eigentum zu behalten. Die einzige Ausnahme ist das Auto (siehe zu Verkehr und Transport weiter unten). Jedoch wird es unmöglich, weiteres Eigentum anzuhäufen, sofern es nicht dringend erforderlich ist. Dazu trägt auch die Deindustrialisierung bei, welche die Produktion überflüssiger Produkte beendet.
Im Laufe der Transformation erkennt der Einzelne deutlich, wie sehr ihn das viele Eigentum belastet hat, sei es dadurch, dass er immer mehr Platz schaffen musste, um das zusätzliche Eigentum zu lagern, oder durch die konstante Sorge vor Diebstahl und Raub. Eigentum ist nur ein Surrogat, etwas, woran der Mensch sich festklammert, um nicht in die drohende Leere seines Geistes abzustürzen. Im Laufe der Zeit wird weiterhin alles aussortiert werden, das keinen praktischen Nutzen hat.
Auch durch Bildung und psychologische Unterstützung wird dem Menschen klar werden, wie wenig er sich über sein Eigentum definieren kann, wie häufig er zwischenmenschliche Beziehungen durch jene zu Gegenständen ersetzt und sich dadurch von seinen natürlichen Bedürfnissen, nicht zuletzt auch sich selbst, entfernt hat. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Heilung der Gesellschaft, damit sie in den Einklang mit sich selbst und der sie umgebenden Welt zurückfinden kann.
Das Eigentum an Produktionsmitteln hingegen wird, nachdem sich die Menschheit von völlig überflüssiger Produktion freigemacht hat, in die Hände der Arbeiter gelegt. Die Verwaltung übernimmt ein betriebsinterner Rat. Erst wenn der Arbeiter an seinen eigenen Maschinen produziert, kann er sich wieder mit dem Produkt identifizieren. Dies soll zum einen das Wohlbefinden jener Arbeiter und zum anderen die Qualität der produzierten Waren steigern.
Niemand wird mehr Land besitzen. Der Boden steht jedem Lebewesen gleichermaßen zur Verfügung, und ist kein Eigentum Einzelner. Er gehört allen, darf daher auch von allen betreten werden. Einschränkungen bestehen nur bei landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Landwirte erhalten die Rechte, den Boden ausschließlich zu nutzen, den sie für nutzbar halten. Dies geschieht jedoch im Interesse aller, baut der Landwirt auf diesem Boden doch die Nahrung der Kommune an. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen darf niemand zweckentfremden. Eine Ausnahme ist der Boden, den Privatleute zum eigenen Anbau verwenden. Jedoch müssen sich sowohl Landwirte als auch Privatleute im Kommunalrat eine Erlaubnis einholen, wenn sie den Boden der Öffentlichkeit entziehen.
Weiterhin gehören Infrastruktur und Versorgungsanlagen wieder zum Gemeineigentum und somit allen Menschen. Daher sind Räte einzurichten, welche die Verwaltung dieser Institutionen organisieren und im Kommunalrat stimmberechtigt sind. Auch der Boden wird vom Kommunalrat verwaltet. Privateigentum bleibt auf das eigene Grundstück beschränkt, das zum Wohnen und Anbau von Nahrungsmitteln benötigt wird, kann sich aber niemals auf Produktionsmittel, Infrastruktur oder kommunale Versorgungseinrichtungen beziehen.
In einer neuen Gesellschaft ist Eigentum also kein Selbstzweck mehr, sondern nur ein Mittel, um das Leben jedes Einzelnen sowie der Gesellschaft zu ermöglichen und zu verbessern.
Verkehr und Transportwesen
Die Sachzwänge von Produktion und Konsum führten im Kapitalismus zu einem ausufernden Verkehrs- und Transportsektor, der einerseits dazu dient, produzierte Waren in jeden erdenklichen Absatzmarkt auf der ganzen Welt zu verteilen, andererseits Ressourcen und Arbeitskräfte zu den Produktionsstätten zu befördern. Weiterhin wurde das individuelle Transportmittel mit einem Lebensgefühl verknüpft, das ultimative Freiheit vermitteln sollte. Straßen und Parkflächen reißen Städte auseinander, erstrecken sich über viel größere Flächen als notwendig, und so wurde das Auto schon bald vom Statussymbol zu einer Notwendigkeit der gewünschten Mobilität.
Doch auch der berufsunabhängige Verkehr steigert sich ins Absurde. Das Auto zu nutzen ist bequem und praktikabel, und so bevorzugen es die Menschen nur allzu bereitwillig als Hauptverkehrsmittel und legen jede noch so kurze Strecke lieber mit dem Auto zurück als mit jeder anderen möglichen Transportform. Autofahren erklären viele auch zur Freizeitbeschäftigung. Immer teurere, größere Autos – immer überflüssiger ausgestattet – sollen das Fahrgefühl so angenehm wie möglich gestalten, sodass jeder Mensch seine Zeit gerne im Auto verbringt.
Auf diese Weise nimmt der Straßenverkehr stetig zu, führt auch zum konstanten Ausbau von Straßennetzen, die sich immer tiefer und zerstörerischer in die Landschaften fressen, dabei Wälder und Wiesen zerschneiden und somit auch Lebensräume vieler Tierarten, die oftmals bei der Überquerung der Straßen unter die Räder kommen.
Hinzu kommt der wachsende Flugverkehr, der immer mehr Menschen, oft Touristen, durch die Luft bewegt und aufgrund der günstigen Flugpreise vermehrt mit umweltfreundlicheren Fortbewegungsmethoden konkurriert. Dabei heben häufig, vor allem bei Innerkontinentalflügen, die langen Wartezeiten an den Flughäfen die Zeitersparnis im Vergleich mit Bahnreisen wieder auf.
Auch der industrielle Verkehr nimmt aufgrund des immer höheren und schnelleren Umlaufs von Waren stetig zu. So werden aus fernen Regionen der Erde Massen an Ressourcen, oft über den Seeweg, zumeist in die westliche Welt transportiert, wo diese zu Waren veredelt werden, die dann ihren Weg zurück in jene Regionen finden, aus denen die Rohstoffe stammen. Absurder wird dieser Transport im Bereich der Lebensmittel. Anstatt Nahrung vor Ort anzubauen, legen viele Nahrungsmittel oft hunderte oder gar tausende Kilometer per Güterzug, LKW oder sogar Schiff zurück und überschwemmen lokale Märkte, die mit der Flut billiger Nahrung nicht konkurrieren können und daher zugrunde gehen.
Da die meisten Transportmittel vom Verbrennungsmotor angetrieben werden, verbraucht er Unmengen an fossilen Brennstoffen, die somit wiederum als Ressource beschafft und verteilt werden müssen. Diese Verbrennung setzt die in Jahrmillionen aus einer urzeitlichen Atmosphäre gefilterten Stoffe frei und reichert die Atmosphäre mit giftigen Substanzen sowie Kohlenstoffdioxiden an, die nicht nur den Klimawandel beschleunigen, sondern auch die Qualität der Atemluft verschlechtern, da die Natur nicht in der Lage ist, solche riesigen Mengen in kurzer Zeit wieder aufzunehmen. Gerade in den Städten senken diese Giftstoffe die Qualität die Atemluft erheblich, sodass immer mehr Menschen an chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden oder vorzeitig versterben.
Emissionsfreier Verkehr
In einer neuen Welt ist der Verkehr streng reglementiert. Der Besitz eines Autos ist für den Einzelnen unmöglich. Weiterhin wird der Transport durch LKW, Schiffe und Flugzeuge auf absolute Sonderfälle beschränkt sein, wie im Falle einer Hungersnot Nahrungsmittel von einer Region zur nächsten zu transportieren.
Statt den Straßenverkehr auszubauen, wird dieser zurückgefahren. Straßen werden abgerissen und die entstehenden Freiräume der Natur zurückgegeben. Individualverkehr gehört der Vergangenheit an. Innenstädte werden für jedes Verkehrsmittel gesperrt mit Ausnahme derjenigen, die keine Emissionen verursachen. Der Verkehr zwischen den Städten wird nur noch mit der vollständig elektrifizierten Bahn möglich sein, oder – bei kürzeren Strecken – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder anderen, emissionsfreien Fortbewegungsmitteln.
Die wenigen, übrig gebliebenen Straßennetze dienen allein den LKW zur Verteilung von Versorgungsgütern und das auch nur, um Orte zu erreichen, die fernab jedes Schienennetzes liegen und mit fundamentalen Gütern versorgt werden müssen. Denn auch weiterhin gilt der Vorrang der kommunalen und regionalen Versorgung. Auf diese Weise werden weitere Emissionen auf ein Minimum reduziert.
Zum Transport von Lasten können Lastenfahrräder oder andere emissionsfreie Möglichkeiten kommunal angeschafft werden, die jedem Menschen zur Verfügung gestellt werden können. Ohnehin ist es denkbar, die entsprechenden Transportmittel nicht in Privatbesitz jedes Einzelnen zu geben, sondern Verleihstellen einzurichten, wo sie jedem Menschen zugänglich sind. In größeren Städten müssten solche in jedem Stadtteil eingerichtet werden.
Zudem ist es denkbar, elektrifizierte Straßenbahnen auch in kleineren Städten in Betrieb zu nehmen. Dies dient auch einer behindertengerechten Fortbewegung, weshalb stets auch auf Barrierefreiheit Rücksicht zu nehmen ist.
Verkehrs- und Transportwesen werden somit also vollkommen emissionsarm und drastisch reduziert, sodass überflüssige Verkehrswege der Natur zurückgegeben werden können.
Energie- und Wasserversorgung
Die Energieversorgung liegt im Kapitalismus in der Hand privater Konzerne, die sie dem Verwertungszwang unterwerfen und dazu nutzen, möglichst große Gewinne zu erwirtschaften. Die zentralistische Energieversorgung benötigt logistisch aufwändige Transporte von Kohle, Uran, Öl und Gas aus den Abbaugebieten auf der ganzen Welt hin zu riesigen Kraftwerken, wo diese Stoffe unter enormem technischem Aufwand Turbinen antreiben, die die benötigte Energie erzeugen. Diese Energie muss dann über hunderte Kilometer bis zum Verbraucher transportiert werden. Zudem wird der Energiebedarf durch die Produktion überflüssiger Waren, die nur der Profitmaximierung dienen und kein menschliches Bedürfnis erfüllen, ins Unermessliche gesteigert.
Die Energiegewinnung setzt Millionen an Tonnen giftiger Gase frei, die in die Luft entlassen werden, oder produziert radioaktiven Abfall, dessen sichere Entsorgung sich als unmöglich erweist. Im Bestreben, möglichst hohe Profite zu erzielen, werden Gelder nicht in die Erforschung und den Ausbau alternativer, regenerativer Energien investiert, sondern stattdessen zementiert eine starke Lobby den Status Quo, indem sie die Politik beeinflusst. So verkommt jedes Versprechen auf die Bekämpfung des sich abzeichnenden Klimawandels nur noch zum reinen Theater.
Der Schutz der Umwelt spielt keine Rolle, was zählt, sind einzig die Gewinne, die Aktionäre und Manager einstreichen. Zur Rohstoffgewinnung wird die Erde ausgebeutet, die sich auf vielen einige Quadratkilometer großen Gebieten in Wüsten und Abraumhalden verwandelt. Weiterhin sollen Kriege in den ressourcenreichen Ländern dafür sorgen, den wachsenden Rohstoffhunger vor allem der westlichen Welt zu stillen.
Auch die Wasserversorgung wird zunehmend privatisiert, was dazu führt, dass die Preise steigen und die Wasserqualität abnimmt. Zudem nimmt weltweit die Belastung des Wassers mit Giftstoffen oder gesundheitlich bedenklichen Substanzen wie Nitrat durch die entfesselte Industrie und industrialisierte Landwirtschaft zu. Industrie und Landwirtschaft verbrauchen den größten Teil des Wassers und setzen die kostbare Ressource allzu verschwenderisch ein.
Dezentrale Versorgung
In einer neuen Gesellschaft werden sowohl Energie- als auch Wasserversorgung dezentralisiert und kommunal verwaltet. Es werden Kooperativen gebildet, die dezentrale Strukturen aufbauen, an denen ebenso jeder Verbraucher beteiligt ist. Durch die Forschung an und den Ausbau von alternativen, regenerativen Energien wird die Belastung der Umwelt auf ein Minimum reduziert. Hinzu kommt die Abschaffung überflüssiger Produktion, welche den Energiebedarf zusätzlich drastisch senkt, ebenso wie die Deindustrialisierung der Landwirtschaft.
Wünschenswert ist es, dass jeder Haushalt eigene Solar-, Wind- oder sonstige, noch zu erfindende Anlagen betreibt und so sein eigener Energieproduzent wird. Überschüssige Energie wird in ein kommunales Netzwerk eingespeist und so auf die ganze Kommune verteilt, um Ausfälle auszugleichen oder jene Haushalte zu versorgen, die über keine eigene Anlage verfügen.
Auch die Wasserversorgung findet auf kommunaler Ebene statt. Die bereits etablierten Strukturen können dabei an vielen Stellen übernommen werden. Es ist aber auch denkbar, diese zu ergänzen, indem private Haushalte – oder auch Kommunen – das Grundwasser ihrer Grundstücke anzapfen, reinigen und für ihren Wasserbedarf nutzen oder Regenwasser sammeln und filtern.
Die Menschen einer Kommune schließen sich zu einem Energie- und Wasserversorgungsrat zusammen, in dem sie ihr Vorgehen abstimmen und eine angemessene Versorgung aller Menschen anstreben. Zudem erhalten sie die Infrastruktur in einem guten Zustand, sodass Verluste minimiert werden.
Nur wo eine Versorgung auf kommunaler Ebene nicht möglich ist, wird es notwendig sein, überkommunal zusammenzuarbeiten. Zu diesem Zweck können auch zwischenkommunale Räte gegründet werden, die jedoch allein der Abstimmung der Versorgung dienen und keinen Sitz im Regionalrat erhalten.
Außerdem müssten die Menschen so wenig Wasser verbrauchen wie möglich. Sie müssen lernen, wie sie Wasser effizient nutzen und wie sie es einsparen. Verschwendung ist unerwünscht.
Sobald die Energie vollständig aus regenerativen Quellen gewonnen wird, ist hier kein strikter Einsparungskurs mehr notwendig. Wünschenswert ist ein möglichst geringer Energiebedarf, wenn jedoch – wie im Idealfall – jeder Haushalt sein eigener Energieversorger ist, kann er selbst frei über die gewonnene Energie verfügen.
Autarkie ist ein wichtiger Grundstein der neuen Gesellschaft. So ist es wünschenswert, jeden Haushalt von einem kommunalen Versorgungsnetz unabhängig zu machen. Dies ist durch die Anwendung und Weiterentwicklung bereits bestehender Methoden der Autarkie zu erreichen.
Hauptanliegen in einer neuen Gesellschaft ist es also, die Energie- und Wasserversorgung zu dezentralisieren und die Nachhaltigkeit in der Gewinnung zu fördern, sodass eine vollständige Unabhängigkeit von fossilen oder radioaktiven Ressourcen sowie die Autarkie der einzelnen Haushalte erreicht werden.
Weitere Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens, insbesondere die Rolle der Medien in dieser neuen Gesellschaft, werden in Teil 6 der Serie beschrieben.